Das Christkind wird an Heiligabend, am Samstag, 24. Dezember, zum Lied „Stille Nacht“ wieder von den Gutermann‘ schen Häusern auf den Biberacher Marktplatz schweben. So ist es Brauch.
Und zum „Christkindle Ralassa“ gehört auch, dass von den Hospitalräten an die Kinder Lebkuchen verteilt werden. Damit die Stimmung diesem Ereignis gerecht wird, sollen auf dem Marktplatz von 17 bis 17.50 Uhr sämtliche Lichter in Wohnungen und Geschäftshäusern gelöscht werden.
Bereits 1873 berichtet der gebürtige Biberacher Albert Hetsch in einem Brief an seinen Bruder von einem Weihnachtsbrauch aus seiner Kindheit. „… Ein gar freundliches Kinderandenken ist die gemütliche Sitte, (…) ein ,Christkindle‘, mit Lichtern umgeben, am Christ-Abend im Apotheker Stecher‘schen Hofe (Anmerkung: Haus der Kron-Apotheke) von einem Taglicht des Hinterhauses herabzulassen, während wir Kinder ein Weihnachtslied sangen …“. Aus diesen Zeilen kann geschlossen werden, dass die Tradition des „Christkindle Ralassens“ spätestens um 1820 entstanden sein dürfte, da Albert Hetsch im Jahre 1812 geboren wurde und er von einem „Kinderandenken“ spricht.
Da er den Vorgang in seinem Brief als „Sitte“ beschreibt, könnte der Brauch durchaus noch älter sein. Von Konditor Ruppert wurde dieser Brauch fortgeführt. Er zog in seinem Haus in der Gymnasiumstraße, dessen Fenster mit kleineren Transparenten geschmückt waren, eine beleuchtete Christkindfigur an einer Schnur auf und nieder und schenkte den Kindern der Nachbarschaft Lebkuchen und anderes Weihnachtsgebäck. Der Nachfolger Rupperts, Konditor Keller, führte diesen Brauch weiter.
Weil es immer mehr Kinder wurden, übernahm im Jahre 1904 der Hospital zum Heiligen Geist diese Aufgabe. Gleichzeitig wurde die weihnachtliche Feier von der Gymnasiumstraße in den Spitalhof verlegt. Ein „Stadtbüttel“ stand am Eingangstor, verteilte Lebkuchen und die Alumnen begleiteten mit ihren Instrumenten damals noch die Weihnachtslieder und spielten das Biberacher Pastorale. Als mit der Zeit auch der Spitalhof zu klein wurde, verlegte die Hospitalverwaltung das „Christkindle Ralassa“ im Jahr 1960 auf den Marktplatz.
Ab 17 Uhr werden rund 5000 Lebkuchen von Mitgliedern des Hospitalrates verteilt. Um 17.30 Uhr, wenn die Lichter am Christbaum auf dem Marktplatz erloschen sind, wird das Biberacher Pastorale unter der Leitung von Andreas Winter von der Biberacher Stadtkapelle, der Kleinen Schützenmusik und Mitgliedern umliegender Kapellen gespielt. Dann folgen die Weihnachtslieder „Vom Himmel hoch“ und „O du fröhliche“.
Mit dem Lied „Stille Nacht“ schwebt das Christkind herunter. Es folgt das Lied „Herbei, o ihr Gläubigen“. Zum Schluss, während sich das Christkind wieder nach oben bewegt, wird eine Strophe des von Justinus Heinrich Knecht komponierten Liedes „Wie können wir Vater der Menschen Dir danken“ gesungen. Mit Glockengeläut und dem Wiederanzünden der Giebelbeleuchtung an den Häusern geht die Feier zu Ende.
Die Musiker beim traditionellen „Christkindle Ralassa“ treffen sich an Heiligabend um 16.30 Uhr im Rathausfoyer zu Notenausgabe und Anspielen der Weihnachtslieder. Die aktiven und ehemaligen Spieler der Stadtkapelle, der Kleinen Schützenmusik und aller Teilortvereine aus Biberach sind herzlich eingeladen, mitzuspielen. Die Leitung hat Musikdirektor Andreas Winter. Wer die Liedtexte für Heiligabend zum Mitsingen üben möchte, kann im Rathaus an der Bürgerinformation kostenlos ein Blatt mit allen Texten abholen.
Wochenmarkt endet früher
Aufgrund des Aufbaus für die Veranstaltung endet der Wochenmarkt am 24. Dezember bereits um 12 Uhr.
Marktplatz gesperrt
Für die Veranstaltung wird der Marktplatz ab 16 Uhr komplett für den Verkehr gesperrt, ebenso sämtliche Parkplätze. Der Verkehr wird um den Marktplatz herumgeleitet. Zum Schutz vor terroristischen Angriffen werden in der Consulentengasse und in der Schrannenstraße, jeweils auf Höhe Gebäude Nr. 4, Absperreinrichtungen errichtet.
Programmablauf
Ab 17 Uhr: Lebkuchenausgabe (rund 5000) an die Kinder durch Mitglieder des Hospitalrates
17.30 Uhr: Es erklingen die Lieder „Biberacher Pastorale“, „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ und „O du fröhliche, o du selige“. Zum Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“ schwebt das Christkind zur Erde. Es folgt das Lied „Herbei, o Ihr Gläubigen“. Zum Lied „Wie können wir Vater der Menschen Dir danken“ Glockenläuten von St. Martin und Anzünden der Giebelbeleuchtung, mit denen die Feier beendet wird.
(Pressemitteilung: Landratsamt Biberach)