Neues Konzept beim Biberacher Bürgertag: Standen bislang Ehrungen verdienter Bürger im Mittelpunkt, durften sich bei der diesjährigen Auflage vier Biberacher Vereine und Vereinigungen in der Stadthalle präsentieren. Neben dem Verein „Lilienthal“ mit dem Abdera waren dies die Initiative „Bürger für Bürger“, die Bürgerstiftung sowie die Lokale Agenda 21. Sie alle feiern in diesem Jahr ein Jubiläum oder einen runden Geburtstag. Auch der Bürgertag selbst reihte sich hier ein, fand er doch mittlerweile zum zehnten Mal statt. Knapp 200 Personen folgten der Einladung der Stadt.
Engagement sichtbar machen
Erster Bürgermeister Ralf Miller hob in seiner Eröffnungsrede die Bedeutung des bürgerschaftlichen Engagements hervor: „Die Stadt braucht eine Bürgerschaft, die mitbestimmt und mitgestaltet, unsere Stadt mit Leben und Geist füllt.“ Bezugnehmend auf den Politiker Matthias Erzberger mahnte er zu Wachsamkeit gegenüber Desinformation und Verschwörungserzählungen. Das Engagement der vorgestellten Organisationen stimme ihn jedoch zuversichtlich: „Sie haben gar nicht den Anspruch, die ganze Welt zu verändern, und doch machen sie diese jeden Tag etwas besser.“
Vereine und Initiativen mit besonderem Profil
Lilienthal e. V. / Abdera – Klein.Stark.Selbstgemacht
„Das Abdera ist eine Kulturhalle für junge Menschen, beziehungsweise von sieben bis 77“, erläuterte Jennifer Gashi, Vorstandsmitglied des Vereins Lilienthal. Viele mittlerweile berühmte Musikerinnen und Musiker hätten ihre ersten Schritte im Abdera gemacht. Auch Theaterstücke oder Flohmärkte gab es schon im Abdera. „Das, worauf die Mitglieder Bock haben, eigentlich alles, was Menschen bewegt“, fasste Gashi zusammen. Eine Mitgliedschaft im Abdera ist nur mit aktiver Mitarbeit möglich, daher gibt es auch keinen Mitgliedsbeitrag. 25 Jahre existiert das Abdera mittlerweile, für die Zukunft wünschte sich Gründungsmitglied Oliver Lukner, „dass die Biberacher sich engagieren und uns besuchen“. Das Motto der Stadt Biberach hat der Verein für sich wie folgt abgewandelt: Klein.Stark.Selbstgemacht.
Bürger für Bürger – Klein.Stark.Ehrenamtlich
Die Initiative „Bürger für Bürger“ wurde ebenfalls vor 25 Jahren gegründet. Der Gedanke war laut dem langjährigen Sprecher Peter Rupf, ehrenamtliche Aufgaben zu übernehmen, die die Kommune nicht leisten kann. Dabei geht es vor allem darum, denjenigen unentgeltlich zu helfen, die dieser Hilfe am meisten bedürfen, weil sie zum Beispiel keine Angehörigen haben. Die Arten der Unterstützung sind vielfältig: Von handwerklichen Hilfen, Reparatur- und Näharbeiten bis hin zur Hilfe mit digitalen Medien und dem Ausfüllen von Formularen ist alles dabei. Auch Fahrdienste und die Bewirtung des Wieland-Cafés bietet „Bürger für Bürger“ an. Im Schnitt leisten die rund 100 Beteiligten dabei 2.000 Stunden Ehrenamt im Jahr. Die Corona-Zeit hatte für die Initiative sogar einen positiven Effekt: Eine große Zahl an jungen Menschen engagierte sich neu, um die älteren Mitarbeiter zu schützen. „Zehn bis 15 von ihnen sind uns bis heute geblieben“, freut sich Peter Rupf. Trotzdem ist die Initiative immer auf der Suche nach neuen Ehrenamtlichen: „Wer Interesse hat, darf sich gerne melden“, so Alfred Billwiller, Erster Sprecher von „Bürger für Bürger“. Das Motto lautet hier: Klein.Stark.Ehrenamtlich.
Bürgerstiftung Biberach – Klein.Stark.Hilfsbereit
Ihren 20. Geburtstag feiert in diesem Jahr die Bürgerstiftung Biberach. „Wir kümmern uns um Themen wie Natur- und Umweltschutz, bürgerschaftliches Engagement, unterstützen insbesondere ehrenamtliche Personen und Organisationen“, so die Vorstandsvorsitzende Gisela Eggensberger. Ebenso werde viel für Kinder und Jugendliche getan, beispielsweise in Form einer Unterstützung des Vereins „Jugend Aktiv“. Zum Jubiläum gibt es nun ein Sonderbudget von 30.000 Euro, um ehrenamtliches Engagement zu fördern. Bis zu 500 Euro können Vereine auf diese Weise erhalten. Karl Schley, Vorsitzender im Stiftungsrat, fügte hinzu: „Wir sind finanziell in einer glücklichen Lage und bemühen uns, so viel wie möglich auszuschütten.“ Für die Zukunft wünscht er sich die eine oder andere Zustiftung oder Spende, damit auch weiterhin möglichst viele Projekte unterstützt werden können. Für die Bürgerstiftung gilt das Motto: Klein.Stark.Hilfsbereit.
Lokale Agenda Biberach – Klein.Stark.Fair
Die Lokale Agenda Biberach wurde im Jahr 2000 gegründet. Es gibt fünf Arbeitsgruppen mit unterschiedlichen Schwerpunkten: „Grün“, „Klimaschutz“, „Öffentlichkeitsarbeit“, „Geschlechter gerecht“ und „Soziales“. Das Ziel ist es laut Lucia Authaler von der AG „Öffentlichkeitsarbeit“, nachhaltige Projekte in Biberach für Biberach zu entwickeln. Aus der AG „Soziales“ heraus wurde beispielsweise die Bahnhofsmission in Biberach konzipiert, die AG „Öffentlichkeitsarbeit“ hat einen engen Bezug zum Weltladen. Die viel beachtete Wette, bei der ein Eisblock über den Sommer 2024 in einem isolierten kleinen Haus auf den Viehmarktplatz stand, wurde von der AG „Klimaschutz“ begleitet. Ein weiteres wichtiges Projekt ist der jährlich am 14. Februar stattfindende Flashmob-Tanz „One Billion Rising“ der AG „Geschlechter gerecht“, der auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam machen soll. Friederike Höhndorf stellte im Gespräch mit Johannes Riedel fest: „Bei der Gleichstellung ist noch viel zu tun.“ Die Arbeit der Lokalen Agenda fasste Lucia Authaler mit diesen Worten zusammen: „Unser Ziel ist es, die Welt ein kleines Stück besser zu machen.“ Das Motto der Lokalen Agenda lautet daher: Klein.Stark.Fair.
Inspirierender Abend
Moderiert von Johannes Riedel, wurden die Organisationen per Video vorgestellt und anschließend in Kurzgesprächen vertieft. Musikalisch begleiteten ehemalige und aktuelle Preisträger des Bruno-Frey-Musikschulpreises den Abend.
Ralf Miller zeigte sich abschließend beeindruckt: „Man kennt zwar die Vereinigungen, aber wenn man das alles einmal komprimiert sieht, dann merkt man, wie arm die Stadt ohne dieses Engagement wäre.“ Beim anschließenden Stehempfang setzten die Gäste den Austausch lebhaft fort.
(Quelle: Stadt Biberach)