Im Fachpflegeheim Mariotte-Glocker-Haus des ZfP Südwürttemberg fand erneut das Projekt „Auszubildende leiten eine Wohngruppe“ statt. Neun Tage lang übernahmen zehn Auszubildende aus verschiedenen Pflegeberufen und dem ausbildungsintegrierten Studiengang die vollständige Verantwortung für eine Wohngruppe mit 15 Bewohnenden. Die jungen Nachwuchskräfte meisterten diese Herausforderung mit Bravour und konnten wertvolle praktische Erfahrungen sammeln.
Unter dem Motto „Hier haben Azubis das Steuer in der Hand“ setzten sich die fünf angehenden Pflegefachfrauen und -männer, zwei Auszubildende zum Pflegehelfer und drei Pflege-Studenten das Ziel, den Alltag in einer Wohngruppe eigenständig zu gestalten. Sie übernahmen alle Aufgaben, die normalerweise von erfahrenen Pflegekräften erledigt werden: von der Erstellung der Schichtpläne über die Dokumentation bis hin zur Betreuung der Bewohnenden. Dabei waren die Praxisanleitungen stets als sicherer Anker im Hintergrund verfügbar, um bei Bedarf Unterstützung zu bieten.
Die Gruppe von 15 Bewohner, die im Alter von 40 bis 87 Jahren an chronischen psychischen Erkrankungen leiden und auf pflegerische Unterstützung angewiesen sind, wurde von den Azubis nicht nur versorgt, sondern auch in ihrem Alltag begleitet. Zu den Aufgaben gehörten die Unterstützung bei hauswirtschaftlichen Tätigkeiten, die Organisation der Wohngruppe sowie die Koordination von Terminen und medizinischen Aufgaben wie die Medikamentengabe.
Besonders herausfordernd, aber auch lehrreich, war die Rolle der Schichtleitung, die jeder Azubi mindestens zweimal übernehmen musste. „Ich war anfangs überrascht, wie zeitaufwendig die Aufgabe der Schichtleitung ist und war es gar nicht gewohnt, zu delegieren“ resümiert eine der Teilnehmerinnen. „Beim zweiten Mal hatte ich dann schon mehr Routine.“
Gut vorbereitet ins Abenteuer
Bevor das Projekt startete, legten die Organisatorinnen Stefanie Grundler und Sabrina Bailer großen Wert auf eine umfassende Vorbereitung. In Anleitungssituationen zu Themen wie Notfallmanagement, Dokumentation, Aktivierung, Beschäftigung und Angehörigenarbeit sowie durch Teambuilding-Maßnahmen wurden die Auszubildenden gezielt auf ihre Aufgaben vorbereitet. Zudem erhielten diejenigen, die die Wohngruppe noch nicht kannten, die Möglichkeit zur Hospitation, um sich mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut zu machen.
„Das hat sich enorm ausgezahlt“, ist sich Bailer sicher. „So waren die Azubis mit den einzelnen Bewohnenden und ihre besonderen Bedürfnisse bereits ein wenig vertraut und konnten sich besser auf ihre pflegerischen Aufgaben konzentrieren.“
Zum offiziellen Start der „Azubi-WG“ fanden sich neben den Auszubildenden auch die Praxisanleitungen und die Heimleitung ein. Martina Nunnenmacher, Leiterin des Fachpflegeheims, betonte dabei: „Ich bin sehr stolz, dass wir Ihnen auch in diesem Jahr ein solches Projekt bieten können. Das ist für Sie, aber auch für unsere Bewohner, eine aufregende und spannende Zeit.“
Auch Stefanie Grundler, die das Projekt mit Herzblut organisiert und begleitet, zeigte sich begeistert: „Die Azubi-WG ist ein ganz besonderes Highlight für alle Praxisanleitenden. Es ist immer wieder schön zu sehen, wieviel Wissenszuwachs und Selbstvertrauen die Auszubildenden während dieses Projekts gewinnen.“
Im Alltag Verantwortung tragen
Bereits am ersten Tag wurde den Azubis klar, welche Verantwortung auf ihnen lastet. Kimberly Perez Baez, eine der Studierenden, berichtete: „Neue Leute, neue Umgebung – das wird spannend. Ich freue mich auf die Aufgaben, die auf uns warten. So zu arbeiten wie eine richtige Fachkraft wird sicher eine tolle Erfahrung.“
Diese Aufregung verflog jedoch schnell, als die täglichen Aufgaben in den Fokus rückten: die Versorgung und Betreuung der Bewohner, die Koordination der alltäglichen Abläufe und die Übernahme von Schichtleitungen. Unterstützt durch die Praxisanleitungen meisterten die Auszubildenden ihre Aufgaben souverän.
Trotz des anspruchsvollen Arbeitsalltags herrschte durchweg eine positive Stimmung. Es wurde viel gelacht, was sich auch positiv auf die Bewohner auswirkte. „Ich habe Herrn T. noch nie so fröhlich gesehen, den Azubis ist dies tatsächlich gelungen“, freute sich Bailer. Auch in hektischen Momenten bewahrten die Azubis Ruhe und Übersicht. Ein vereinbartes Codewort, das in Notsituationen den Eingriff der Fachkräfte signalisieren sollte, kam nicht ein einziges Mal zum Einsatz.
Alle haben profitiert
Am Freitagnachmittag war es geschafft: Die Auszubildenden übergaben die Verantwortung zurück an das Stammpersonal. Die Reflexion der vergangenen Tage zeigte, wie sehr die Azubis von diesem Projekt profitiert haben. Patrick Dindas, einer der Teilnehmer, resümierte: „Wir haben uns gegenseitig den Rücken gestärkt und konnten uns aufeinander verlassen. So konnten wir auch schwierige Situationen gut bewältigen.“
Kimberly Perez Baez ergänzte: „Ich bin erleichtert, aber auch stolz, dass wir das so gut geschafft haben.“ Für den angehenden Pflegefachmann Nedim Dropic war das Projekt eine einmalige Gelegenheit, theoretisches Wissen in die Praxis umzusetzen: „Ich bin sehr dankbar, dass ich bei dem Projekt mitwirken durfte. Alles, was ich in der Theorie gelernt habe, konnte ich in der Praxis anwenden.“ Besonders hob er die wertvollen Tipps und Tricks hervor, die er von den Praxisanleitungen erhielt.
Das Organisationsteam, darunter die hauptamtlichen Praxisanleiter: innen Stefanie Grundler und Sabrina Bailer zogen ein durchweg positives Fazit. Sie lobten den Teamgeist, das hohe Verantwortungsbewusstsein und die Eigeninitiative der Azubis. „Dank dem vollen Einsatz Ihrer pflegerischen Kompetenz waren die Bewohner durchweg gut versorgt und betreut“, lobten die beiden ihre „Crew“ bei der Abschlussveranstaltung.
Besonders erfreulich sei es, dass eine Bewohnerin nun ihre Medikamente eigenständig nimmt – etwas, das beim Start des Projektes noch undenkbar war. Dank der erfolgreichen Durchführung dieses Projekts sind die Azubis nun bestens auf ihre kommenden Prüfungen vorbereitet und können selbstbewusst in Richtung Examen segeln.
(Pressemitteilung: ZfP Südwürttemberg)