O Tannenbaum, wie grün sind deine Blätter

O Tannenbaum, wie grün sind deine Blätter
Jürgen Hohl lüftet exklusiv die Geheimnisse des Lichterbaums. (Bild: le)

Weingarten (le) – In der diesjährigen Sonderausstellung im Museum für Klosterkultur in Weingarten dreht sich alles um die Geschichte des Christbaums und seine Anfänge. Durch den Teil-Lockdown müssen die Türen vorerst für die Besucher geschlossen bleiben. Für uns hat Hausherr Jürgen Hohl exklusiv die Geheimnisse des Lichterbaums gelüftet und dabei viel Interessantes erzählt.

Das früheste, schriftliche Zeugnis eines geschmückten Christbaums, stammt aus dem Jahr 1419. Die Bruderschaft der Freiburger Bäcker schmückte für das Hl. Geist-Spital einen Tannenbaum mit Äpfeln, Lebkuchen, gefärbten Nüssen, Flittergold und Papierschmuck. Seit dieser Zeit ist es Brauch, an Weihnachten geschmückte Tannenbäume aufzustellen.

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Mit viel Liebe zum Detail hat der leidenschaftliche Sammler zehn Christbäume aus verschiedenen Epochen verziert –  von einfach bis prunkvoll, alles aus seinem Privatbesitz. So wie sich der Schmuck im Laufe der Zeit verändert hat, hat sich auch die Christbaumspitze verändert. In den Anfängen wurde obendrauf ein Stern angebracht, in Erinnerung an den Stern von Bethlehem. Im 17./18. Jahrhundert war es oft ein gemalter Engel. Um 1870 wurde die Pickelhaube und deren Spitze Vorbild für neuen Christbaumschmuck. Um 1900 war der ganze Baum mit militärischen Schmuckteilen wie z.B. Kanonen, Gewehren und dem Zeppelin behängt.

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Zu den ersten Baumbehängen gehörten essbare Dinge wie Nüsse und Lebkuchen. In der volkskundlichen Realität war die Nuss Sinnbild für Jesus. Die harte Schale war die Krippe, der süße Kern Jesus. Ein Chronist aus dem Jahr 1605 berichtet aus dem Elsass, dass neben Zuckerzeug auch Oblaten (Hostien) zum Schmücken verwendet wurden. Die ersten Glasobjekte als Weihnachtsschmuck kamen in Deutschland um 1600 aus Lauscha in Thüringen. Allerdings gab es zu Beginn nur kleine Figuren, da sie mit einer Öllampe geblasen wurden. 1848 kamen die ersten bunten Weihnachtskugeln aus Glas auf den Markt.

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Zum ältesten Christbaumschmuck in Oberschwaben (18. Jhd.) gehört die kunstvoll beschnittene Mohnkapsel des Schlafmohns. Die Kapsel wurde nach dem Entleeren gesäubert, beschnitten und vergoldet.

Beim Adel, der Kirche und den wohlhabenden Bürgern verbreitete sich Anfang des 18. Jahrhundert der Brauch, Kerzen am Christbaum zu befestigen. Mit der Erfindung des Stearins im Jahr 1818 waren Kerzen dann auch für Normalbürger erschwinglich. Kerzenhalter zum Anklemmen gibt es seit 1860. Die ersten elektrischen Lichterketten gab es um 1882 in den USA.

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Für Oberschwabens Brauchtumspapst Jürgen Hohl ist der christliche Glaube beim heutigen oft schrillen und blinkenden Christbaum weitgehend abhandengekommen. „Der Baum ist für viele doch nur noch ein Dekoobjekt“, so der Künstler und Restaurator.

Aufruf: Was dem leidenschaftlichen Sammler fehlt, ist eine größere Auswahl an militärischem Christbaumschmuck um 1900. Wer auf der Bühne noch ein paar Schätze hat, darf sich gerne unter Tel. 0177/2361862 melden.