Vermutungen bestätigt: Insolvenz beim Raumausstatter TTL in Baden-Württemberg

Vermutungen bestätigt: Insolvenz beim Raumausstatter TTL in Baden-Württemberg
Eigenen Angaben zufolge gilt das rund 400 Mitarbeiter starke Unternehmen als einer der führenden Anbieter im Bereich der Innenausstattung. Hinter den Kulissen scheint es nun aber zu brodeln // Symbolbild. (Bild: picture alliance / CHROMORANGE | Udo Herrmann)

Der bekannte Raumausstatter „TTL“ schien vor allem im Süden Deutschlands zuletzt in Zahlungsschwierigkeiten geraten zu sein. Diese Annahme hat sich nun bestätigt. Betroffen sind sowohl Kunden als auch Mitarbeiter, die entweder auf bestellte Ware oder Lohn warten.

„Mit unseren 27 TTL-Mein Raumausstatter Fachmärkten in Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz sind wir seit fast 50 Jahre ihr kompetenter Partner in Süddeutschland, wenn es um Raumausstattung, Bodenbeläge, Gardinen, Tapeten, Wohnaccessoires und DIY (Do-It-Yourself) geht“, teilt das Unternehmen mit Sitz in Heidenheim auf ihrer Website mit.

Eigenen Angaben zufolge gilt das rund 400 Mitarbeiter starke Unternehmen als einer der führenden Anbieter im Bereich der Innenausstattung. Hinter den Kulissen scheint es nun aber zu brodeln.

Nachdem immer mehr verärgerte Kunden in den sozialen Netzwerken teilten, dass Filialen wegen „Krankheit“ oder „technischer Störung“ geschlossen seien, ist beim Amtsgericht Aalen nun tatsächlich ein Insolvenzantrag eingegangen. Dieser werde zurzeit geprüft, teilte der Direktor des Amtsgerichts mit.

„Ich habe die ganze Zeit hart gearbeitet und habe das Recht, mein Geld zu erhalten.“

Seit Wochen und Monaten warten mehrere Arbeitnehmer vergeblich auf ihre Lohnzahlungen. Ob im Februar überhaupt eine Auszahlung erfolgt, bleibe aktuell noch unsicher. Beim Arbeitsgericht in Stuttgart sind nun erste Klagen eingetroffen. Eine Sprecherin bestätigte entsprechende Informationen gegenüber der „Heidenheimer Zeitung“.

Wie FOCUS Online schreibt, hätten sich bereits vor Bekanntmachung der Insolvenz mehr als 25 Mitarbeiter aus Sorge vor möglichen Konsequenzen anonym an das Magazin gewandt. Ein Mitarbeiter berichtete: „Ich habe mein letztes Gehalt im Dezember erhalten. Mein Anwalt hat mir geraten, nicht länger dort zu arbeiten und mich arbeitslos zu melden.“ Aufgrund der gestiegenen Nachfrage im Einzelhandel wäre dieser Mitarbeiter mittlerweile bei einem Discounter beschäftigt. Die beiden anderen Fälle befänden sich derzeit auf Jobsuche, da ihnen noch zwei Gehälter ausstehen. Ein betroffener Mitarbeiter äußerte: „Ich habe die ganze Zeit hart gearbeitet und habe das Recht, mein Geld zu erhalten.“

Die Ermittlungen laufen

Das Polizeipräsidium Ulm hat mittlerweile Ermittlungen eingeleitet. Anzeigen wegen Betrugs und der Insolvenzverschleppung stünden im Raum. Außerdem sollen seit November auch die Mieten für die Filialen nicht mehr beglichen worden sein.

Kunden, die in einigen Geschäften im Voraus bezahlt haben, werden dazu angehalten, rechtlichen Rat einzuholen, da unklar ist, ob die bestellte Ware überhaupt geliefert wird. Die Untersuchungen stehen jedoch noch am Anfang.

Steffen Beck von der PLUTA Rechtsanwalts GmbH soll die vorläufige Insolvenzverwaltung übernehmen: „Zusammen mit meinem Team werde ich mir nun umgehend einen umfassenden Überblick über die aktuelle wirtschaftliche und finanzielle Situation verschaffen. Zudem werden wir kurzfristig Gespräche mit den Lieferanten, Vermietern und sonstigen Geschäftspartnern führen. Der Geschäftsbetrieb soll unterdessen weitergeführt werden. Außerdem gilt es, mögliche Optionen für die Zukunft zu analysieren“, erklärt Sanierungsexperte Beck. Er klärt derzeit, welche Filialen trotz der Antragstellung geöffnet bleiben können. Die Kunden können dann in den Geschäften einkaufen, alle Serviceleistungen werden ebenfalls angeboten.“

TTL nur im Süden betroffen

Die TTL-Niederlassungen und die entsprechenden TTM-Niederlassungen in anderen Bundesländern sind von diesen Herausforderungen nicht betroffen. Zur Erklärung: Im Jahr 2022 wurde die TTL Tapeten-Teppichboden Süd mbH von den damaligen Betreibern aus dem Deutschland-Verbund der TTL-TTM herausgelöst. Danach erfolgte der Verkauf des Geschäfts in Baden-Württemberg mit seinen 27 Filialen. Könnte das der Ursprung der Probleme gewesen sein?

(Quelle: ttl-raumausstatter.de, focus.de, dpa, relatio PR/PLUTA)