Aktuell ist Hochsaison bei betrügerischen Bautrupps und falschen Handwerkern. Sie bieten minderwertige Arbeiten an und stellen hohe Rechnungen. Ein Unternehmer aus Sonthofen soll nun über 5.000 Euro bezahlen, obwohl er keinen Auftrag erteilt hat.
Sie klingeln an Haustüren, bieten Dachdeckerarbeiten an oder geben sich als Teerkolonnen aus. Sie hätten noch übriges Material und könnten doch schnell kostengünstig die Einfahrt oder ähnliches asphaltieren. Die Überrumpelten kommen kaum zum Nachdenken, da legen die falschen Handwerker schon los. Das Ende vom Lied: Eine fette Rechnung für minderwertige Arbeit.
Minderwertige Arbeit und hohe Rechnung
So erging es jetzt auch Marc Wenz vom AllgäuOutlet in Sonthofen. Der Unternehmer staunte nicht schlecht, als er letzte Woche eine Rechnung über 5.500 Euro für Asphaltarbeiten, die lediglich eine Stunde dauerten, erhielt. Er wusste gar nicht, wie ihm geschah, denn er hatte keinerlei Auftrag erteilt. Blaulichtreport Süd-Schwaben Allgäu hat uns Informationen zugespielt. Was war passiert?
„Ein Trupp kam vorbei und bot an, überschüssigen Asphalt auf unserem Parkplatz zu verteilen. Wir haben dem jedoch nie zugestimmt“, so Wenz. Kurz darauf erhielt das AllgäuOutlet in Sonthofen eine E-Mail aus Italien mit einer Forderung über 5.500 Euro. „Es wurde behauptet, der Asphalt stamme von nahegelegenen Straßenarbeiten. Sie wollten uns zur Zahlung zwingen, obwohl wir keinen Auftrag erteilt hatten“.
Polizei verfolgt ausländische Baukolonne und kann sie stoppen
In den letzten Wochen häuften sich Warnungen vor dieser Betrugsmasche – auch im Allgäu. Wenz hatte keinerlei Auftrag vergeben. „Die Arbeiter fingen einfach an und präsentierten uns dann die Rechnung. Als wir die Polizei verständigten, packten sie schnell ihre Maschinen ein und verschwanden“, erzählt der Unternehmer weiter. Ein Zeuge verfolgte den Lkw.
Die Firma ist in Italien registriert und wurde erst im Januar gegründet, die Arbeiter stammten aus Rumänien und der Lkw trug ein französisches Kennzeichen. Nach kurzer Verfolgung durch die Stadt konnte der Lkw an einer Kreuzung gestoppt werden. „Die Insassen wurden für weitere Ermittlungen zur Dienststelle gebracht“, so Polizeisprecher Christian Lindstedt.
„Ich kann nur alle warnen: Seid vorsichtig bei dubiosen Angeboten. Die Arbeiter fingen einfach an, unseren Parkplatz zu asphaltieren. Wir bemerkten die Arbeiten erst, als die Rechnung eintraf“, erzählt Wenz.
Angerichteter Schaden jetzt größer als zuvor
Nun prüft der Unternehmer, den Asphalt wieder entfernen zu lassen. „Der Schaden ist jetzt größer als zuvor, und wir müssen dafür aufkommen“. Zusätzlich zur schlecht ausgeführten Arbeit und der hohen Rechnung bot die italienische Firma sogar noch fünf Jahre Garantie auf die Asphaltierung. Was für ein Hohn!
Die Betrügereien laufen meist nach dem gleichen Schema ab. „Unser Bautrupp ist da hinten an der Straße im Einsatz und wir haben noch Teer übrig. Ich habe gesehen, dass Sie einige Löcher auf ihrem Hof haben, die könnten wir doch schnell günstig reparieren“. Die falschen Bauarbeiter warten erst gar keine Zustimmung ab, sondern machen sich gleich an die Arbeit.




(Bilder: Lisa Hild/Marc Wenz)
Betrüger verlangen oft Sofortbezahlung
Die Polizei rät dazu, sich generell keine Arbeiten an der Haustür aufschwatzen zu lassen. Außerdem sollte man sich immer einen Kostenvoranschlag geben lassen. Wenn man dem Auftrag zustimmt und nichts schriftlich hat, gibt es am Ende einen großen Schreck über hohe Rechnungen. Oft verlangen die Betrüger sogar eine Bezahlung vor Ort.
Erst kürzlich wurde ein 82-Jähriger aus Bad Saulgau Opfer eines betrügerischen Handwerkers. Auch hier wurde kein Auftrag erteilt. Der Senior wurde regelrecht überrumpelt und ließ den Betrüger gewähren. Der deckte das halbe Dach ab und forderte von dem Senior einen mittleren fünfstelligen Euro-Betrag in bar, um die Arbeiten fortzusetzen. Da sich der Senior unter Druck gesetzt und eingeschüchtert vom resoluten Auftreten des Arbeiters fühlte, zahlte er einen Teil der Summe.
Appell der Polizei: Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen
Jetzt ermittelt die Polizei wegen Betrug und appelliert: „Lassen Sie sich gerade beim Angebot von Handwerkerarbeiten an der Haustüre nicht einschüchtern und auch nicht unter Druck setzen.“
Auch im Bodenseekreis wurden der Polizei in letzter Zeit mehrere Fälle von falschen Firmen gemeldet. Die Beamten raten, Teerarbeiten nur von bekannten Firmen durchführen zu lassen. Sollten Sie Opfer von Leistungsbetrug geworden sein, erstatten Sie Anzeige bei der Polizei.
Weitere Informationen dazu und Tipps, wie man sich vor finanziellem Schaden schützen kann, finden sich im Internet unter https://www.polizei-beratung.de/.
(Quelle: Blaulichtreport Südschwaben/Allgäu)