Vom Bergdorf zum Hotspot Die Flexenstraße am Arlberg feiert 125jähriges Bestehen

Beeindruckende Baukunst. Die Flexenstraße wurde buchstäblich ins Bergmassiv gehauen. Die Anfahrt führt hinauf zum Arlbergpass.
Beeindruckende Baukunst. Die Flexenstraße wurde buchstäblich ins Bergmassiv gehauen. Die Anfahrt führt hinauf zum Arlbergpass. (Bild: Wilfried Vögel)

Wie dank einer gewagten Pass-Straße zwei kleine Bergdörfer zu gefragten Wintersportorten wurden.

Ohne die Flexenstraße, samt gleichnamigem Pass, wären Zürs und Lech vermutlich unscheinbare Bergdörfer geblieben. Heute herrscht hier zumindest in den Wintermonaten Hochbetrieb. Die „Reichen und Schönen“ geben sich hier gerne ein Stelldichein und auch blaublütige Häupter verbringen hier oben gerne ihren Winterurlaub. Das Bergdorf Lech wurde 2004 zum „Schönsten Dorf Europas“ gewählt. Ohne die schneesichere Verbindung vom Klostertal herauf, wäre das wohl nie passiert. 1897, also vor exakt 125 Jahren, begann Johann Bertolini mit dem Bau der kühnen Passstraße hinauf nach Zürs und weiter nach Lech.

Die idyllische Landschaft um Lech und Zürs macht die Region nicht nur im Winter für Touristen attraktiv.
Die idyllische Landschaft um Lech und Zürs macht die Region nicht nur im Winter für Touristen attraktiv.

Bis zu diesem Zeitpunkt waren Zürs und Lech nur über einen alten Saumpfad von Stuben herauf, westlich des stark lawinengefährdeten Südhangs, erreichbar. Der nur regional genutzte Saumweg stand stets im Schatten der Arlbergpass-Straße. Erst durch den Bau der Arlbergbahn 1884 kam Bewegung in die Pläne, die Bergdörfer Zürs und Lech von Süden her zu erschließen.

Flexenstraße legte den Grundstein für die Erfolgsgeschichte von Zürs und Lech

Im 18. Jahrhundert plätscherte der Gebirgsfluss Lech noch friedlich Richtung Lechtal, Füssen und Augsburg zur Donau. Niemand ahnte damals, welche Erfolgsgeschichte Zürs und Lech einmal nehmen würden. Lech war ursprünglich von den Walsern aus dem Kanton Wallis besiedelt worden. Obwohl heute hochpreisige Bettenburgen das Bild bestimmen, wo einst Kühe friedlich grasten, ist es Lech gelungen, seinen ureigenen Charme zu behalten. Den Grundstein dafür legte der Bau der Flexenstraße.

Von Menschenhand erschaffen, braucht die Passstraße auch jede Menge Fürsorge von selbiger. Der Erhalt der Flexenstraße ist kostenintensiv.
Von Menschenhand erschaffen, braucht die Passstraße auch jede Menge Fürsorge von selbiger. Der Erhalt der Flexenstraße ist kostenintensiv.
(Bild: Wilfried Vögel)

Meist schneesichere Erreichbarkeit auch im Winter

Seit 1936 wird die Flexenstraße regelmäßig so intensiv geräumt, dass Zürs und Lech auch im Winter meistens erreichbar bleiben. Trotzdem kommt es nach starken Schneefällen doch immer wieder vor, dass auch diese Passstraße kurzzeitig nicht befahrbar ist. Dann müssen sich Bewohner und Gäste selbst versorgen. Aber Zürs und Lech sind das gewöhnt und darauf vorbereitet.

Anstelle des alten Saumweges begann Bertolini mit dem Bau dieser kühnen Verkehrsverbindung zwischen dem Klostertal im Süden und dem Lechtal mit Zürs und Lech im Norden. Über den Flexenpass verläuft die Rhein-Donau-Wasserscheide, die Bestandteil der Europäischen Hauptwasserscheide ist.

Vom Ortseingangsschild in Stuben aus, sieht man die Passstraße, die sich an den Fels schmiegt.
Vom Ortseingangsschild in Stuben aus, sieht man die Passstraße, die sich an den Fels schmiegt.
(Bild: Wilfried Vögel)

Trasse buchstäblich in den Fels gehauen

Oberhalb von Langen und Stuben, von der Arlbergpass-Straße abzweigend, ließ der Baumeister eine neue Trasse verlegen, die buchstäblich in den Fels gehauen werden musste. Schutzdächer, Galerien und Tunnel sowie eine Brücke über den Hölltobel sicherten von da an die Befahrbarkeit der Flexenstraße ab. Ursprünglich war die Fahrbahn aber nur gerade mal drei Meter breit.

1933 erklärte die Österreichische Bundesregierung die Flexenstraße per Verordnung zur Bundesstraße, um die Erreichbarkeit von Zürs und Lech auch im Winter sicherzustellen. Ab 1948 kamen auch Mittel aus dem Marschallplan zum Einsatz, um die Lawinensicherheit zu gewährleisten..

Die Fahrbahn ist nicht besonders breit. Für Wohnmobile mit Gespann ist sie nicht geeignet.
Die Fahrbahn ist nicht besonders breit. Für Wohnmobile mit Gespann ist sie nicht geeignet.
(Bild: Wilfried Vögel)

Enormer Ansturm durch den Wintertourismus

Die Wintersportorte Zürs und Lech erfuhren dadurch einen enormen Ansturm von Gästen. Während Zürs sich ausschließlich auf den Wintertourismus beschränkt, hat man in Lech längst auch den Sommertourismus entdeckt.

Ständige Bauarbeiten zum Erhalt der Flexenstraße

Ab 2002 hat das Land Vorarlberg als Träger der Straßenbaulast damit begonnen, die Flexenstraße aufgrund von Hangrutschen und Felsstürzen grundlegend zu sanieren. Die Flexenstraße hatte über die Jahre starke Beschädigungen erlitten. Auch heute wird immer noch abschnittsweise gebaut.

Die Befahrbarkeit im Winter ist deswegen für Zürs und Lech (über-) lebensnotwendig, weil die Verbindung von Warth (über den Hochtannbergpass bzw. das Lechtal) herüber im Winter stets wegen akuter Lawinengefahr gesperrt werden muss.

Die bestehenden Galerien mussten teilweise von Grund auf saniert werden. Die Kosten beliefen sich auf rund 17 Millionen Euro.

Die Passhöhe befindet sich auf 1.784 Meter Seehöhe. Die Flexenstraße ist 20 km lang und hat eine maximale Steigung von 13 %. Für Wohnwagengespanne ist sie nicht geeignet, wohl gilt sie aber als Eldordao für Motorradfahrer.

Der Ausblick von der Passstraße aus in die Berge und ins Tal, ist gigantisch. Das und die Schwünge um das Felsmassiv herum machen die Strecke vor allem auch bei Motorradfahrern besonders beliebt.
Der Ausblick von der Passstraße aus in die Berge und ins Tal, ist gigantisch. Das und die Schwünge um das Felsmassiv herum machen die Strecke vor allem auch bei Motorradfahrern besonders beliebt.
(Bild: Wilfried Vögel)