„Blitzblank und sauber geputzt“ Das Frauenmuseum in Hittisau ist eine Erfolgsgeschichte

Das Frauenmuseum in Hittisau ist eine Erfolgsgeschichte
Erforschen, Sammeln, Bewahren, Interpretieren und Ausstellen, Begreifbar machen – das sind Ziele, die im Frauenmuseim Hittisau gelebt und präsentiert werden. (Bild: Wilfried Vögel)

Elisabeth Stöckler hat das einzigartige Museum in Hittisau im Bregenzerwald im Jahr 2000 gegründet. Seither hat das Haus über 45 Ausstellungen gezeigt. Frauen und Frauengeschichten stehen und standen dabei stets im Fokus.

Das Museum versteht sich als Fenster in die Welt und behandelt Themen, die die Geschichte und das Kulturschaffen von Frauen in unterschiedlichen Kulturen und Epochen betreffen. Und immer zeigt es einen kritischen Blick auf Gegenwart und Vergangenheit gleichermaßen.

Erforschen, Sammeln, Bewahren, Interpretieren und Ausstellen, Begreifbar machen – das sind Ziele, die im FMH gelebt und präsentiert werden. Derzeit läuft eine bemerkenswerte Ausstellung unter dem Titel „Blitzblank – vom Putzen innen, außen und überall“.  

Hittisau liegt im Bregenzerwald und ist von Lindau aus mit dem PKW in einer knappen Stunde Fahrzeit erreichbar. Aber auch die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln ab Bregenz Bahnhof ist zu empfehlen.

Lange Zeit wurden Frauengeschichten und Frauenkultur oder die Kunst von Künstlerinnen weitgehend von der Sichtweise der Männer auf die Frauen geprägt. Denn es waren in der Geschichte meist Männer, die das künstlerische Schaffen über viele Jahrhunderte dominierten.

Frauenspezifische Themen stehen im Mittelpunkt

Das Frauenmuseum Hittisau (FMH) hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Vormachtstellung der Männer zu durchbrechen. Es zeigt Ausstellungen, die sich frauenspezifischen Themen aus der Kultur-, Sozial-, Kunst- oder Architekturgeschichte widmen. Bewusst liegt der Fokus aber nicht nur auf der Geschichte der Frauen im Bregenzerwald und in Vorarlberg. Auch internationale Aspekte werden beleuchtet.

(Bilder: Wilfried Vögel)

Umfangreiches Rahmenprogramm – nicht nur für Frauen

In Begleitung zu den verschiedenen Ausstellungen bietet das FMH ein dichtes Rahmenprogramm mit individuellen Sonderführungen, Vorträgen, Workshops, Konzerten, Lesungen, Seminaren und Filmvorführungen. Nicht nur Erwachsene, auch Kinder sollen dabei angesprochen werden. Natürlich sind explizit auch alle Männer herzlich willkommen.

Ein Frauenmuseum und das sogar im ländlichen Raum des Bregenzerwaldes? Das FMH zeigt eindrucksvoll, dass das möglich ist – und das mit großem Erfolg seit 24 Jahren.

Großen Wert legt das FMH auf Teilnahme und –habe. Aber auch auf Inklusion, sowie grenzübergreifendes, lebenslanges Lernen, unabhängig von Geschlecht, Alter, sozialer Stellung oder ethnischer Herkunft legt man im FMH größten Wert.

Kulturvermittlerinnen spielen eine wichtige Rolle

Eine wichtige Rolle spielen dabei die verschiedenen Kulturvermittlerinnen. Es handelt sich dabei um in der Region lebende Frauen völlig unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Herkunft und mit unterschiedlichen Bildungshintergründen. Wichtig ist lediglich, dass sich die Protagonistinnen intensiv und ernsthaft mit den jeweiligen Projekten und Themen befassen und auseinandersetzen.

Dazu braucht es keine akademische Aus- oder Vorbildung. Verschiedene Kooperationen und Netzwerke spielen eine wichtige Rolle. Es geht dem FMH darum, eine möglichst differenzierte und vielstimmige Sichtweise einer Thematik herauszuarbeiten.

Bis 2017 war die Gemeinde Hittisau alleinige Trägerin des FMH. Seit 2018 wird das Museum vom Verein „Frauenmuseum Hittisau“ getragen. Der Direktorin und dem Vorstand steht ein Fachbeirat zur Seite.

Das FMH – eine Erfolgsgeschichte seit 2000

Die Geschichte des FMH ist eine Erfolgsgeschichte. Es hat zahlreiche nationale und internationale Preise gewonnen, darunter auch eine Auszeichnung des Europäischen Museumspreises 2012. Damit werden Museen gewürdigt, die Neues und Innovatives für ihr Publikum leisten und von denen andere Museen lernen können.

Auch das Gebäude selbst, in dem das FMH zusammen mit der örtlichen Feuerwehr und dem Musikverein Hittisau-Bolgenach untergebracht ist, wurde mehrfach prämiert. Im FMH hat man, anknüpfend an die regionale Bautradition im Bregenzerwald, für Wände, Decken und Bögen ausschließlich unbehandelte heimische Weißtanne verwendet.

(Bilder: Wilfried Vögel)

Die aktuelle Ausstellung: „Blitzblank! Putzen innen, außen und überall“ – alles eine Frage der Sauberkeit und wer es macht

Die aktuelle Ausstellung ist dem Thema „Blitzblank! Putzen innen, außen und überall“ gewidmet. Putzen ist eine häufig ungeliebte und zeitraubende Tätigkeit. Sie wird immer noch überwiegend von Frauen ausgeübt.

Wer putzt? Diese Frage steht im Mittelpunkt. Natürlich in erster Linie die Frauen – die Putzarbeit ist hart, unterbezahlt oder meist sogar in der Familie unbezahlt. Warum genießen diejenigen, die Müll produzieren ein höheres Ansehen, als die, die ihn beseitigen? Ist Sauberkeit Kultur? Diesen Fragen geht das FMH in dieser Ausstellung auf den Grund.

(Bilder: Wilfried Vögel)

Was ist Schmutz und wie bringt man Ordnung ins Chaos?

Und sie hat viel zu bieten, für die ganze Familie, einfach für alle. Was ist überhaupt Schmutz, Dreck? Was muss weggeputzt werden? Die Geschichte der Menschheit beschäftigt sich schon seit Urzeiten mit der Frage, wie wir Ordnung in Chaos und Unordnung bringen können. Ist Sauberkeit gar ein Ritual sozialer Kontrolle? Ist aber nicht der Preis unserer Sauberkeit die Missachtung der Natur und unserer Umwelt? Mit diesen Fragen beschäftigt sich das FMH in dieser Ausstellung intensiv.  

(Bilder: Wilfried Vögel)

Mehr als nur Programm: Nachhaltigkeit und Achtsamkeit mit der Natur

Dass sich das FMH explizit der Nachhaltigkeit verschrieben hat – eher eine Randnotiz. Nachhaltiges Handeln ist für das FMH Chance und Auftrag zugleich. Auch den Klimawandel und seine Folgen greift das FMH gezielt auf. Achtsamkeit mit der Natur ist mehr als nur Programm. Selbstverständlich ist das FMH durchgehend barrierefrei.

Geöffnet ist das FMH von Dienstag bis Sonntag von 10.00 – bis 17.00 Uhr. Zudem finden regelmäßig Führungen statt. Der reguläre Eintritt kostet 9,50 Euro. Zu finden ist das FMH im Dorfzentrum am Platz 501 in A-6952 Hittisau. Das FMH ist auch ab Bregenz Bahnhof per Bus mit den Linien 820, 860 und 891 sehr gut erreichbar. (Fahrplan.vmobil.at).

Die Anreise mit dem PKW erfolgt über die L 200 nach Alberschwende und weiter nach Müselbach. Hier links abzweigen und über die L 205 nach Hittisau ins Dorfzentrum.

Weitere Infos unter der Homepage des Frauenmuseum Hittisau.

Hittisau lohnt sich zu erkunden

Rund 2.000 Menschen leben in der 800 Meter hoch gelegenen Gemeinde. Am Dorfplatz fällt neben schönen Bregenzerwälder Häusern die große, im klassizistischen Stil gebaute Kirche auf. In ihrem Inneren überrascht im Deckengemälde das Antlitz von Sir Winston Churchill. 1941 verewigte der Maler Waldemar Kolmsberger den damaligen Premierminister Großbritanniens im Zuge der Verdammten.

In der waldreichen Gemeinde spielt Holz seit jeher eine wichtige Rolle. Auf die Spuren der örtlichen Holz-Kultur führt ein Wanderweg. Stationen sind drei historische Holzbrücken, darunter die älteste Holzbrücke Vorarlbergs, die 1720 erbaute „Kommabrücke“. Außerdem Bauten im Stil der traditionellen und modernen Bregenzerwälder Holzbauarchitektur wie der Ritter-von-Bergmann-Saal und das Feuerwehr- und Kulturhaus mit dem Frauenmuseum. Führungen zu Sägewerken, Tischlereien, zum Biomasseheizkraftwerk und zum einzigen Küfermeister in der Region organisiert das Tourismusbüro.

Wanderfreunde finden hier eine tolle Route

Auf die Berge rund um Hittisau führen zahlreiche Wanderwege und auch Mountainbikerouten. Ein guter Tipp an heißen Sommertagen ist beispielsweise der Wasserwanderweg, der die Bolgenach begleitet. Erfrischen kann man sich im örtlichen Schwimmbad. Im Winter gleiten Langläufer von Hittisau nach Balderschwang (D), rund 80 Kilometer lang ist das grenzüberschreitende Loipennetz. Weitere Loipen und ein kleines Skigebiet beherbergt die Alpenarena Hochhäderich oberhalb von Hittisau.

„Dorfrundgang“ gewährt Einblicke in die Gestaltungskultur

Einblicke in die Bregenzerwälder Gestaltungskultur gibt der Rundweg „Dorfrundgang“. Auf die einzelnen Stationen machen dezente, rostfarbene Säulen aufmerksam. Zu bestimmten Terminen finden Lesungen, Gespräche und „Tage des Lesens“ im Hotel „Krone“ am Dorfplatz statt.

(Quelle: https://www.bregenzerwald.at/ort/hittisau)