London: Angriffe auf Kiew innerhalb von Tagen wahrscheinlich

London: Angriffe auf Kiew innerhalb von Tagen wahrscheinlich
Mit Panzersperren und Sandsäcken versuchen die Bewohnerinnen und Bewohner von Kiew, ihre Stadt vor den russischen Streitkräften zu schützen. (Bild: Ukrinform/dpa)

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Russland liegt britischen Experten zufolge «mit großer Wahrscheinlichkeit» hinter seinen Plänen zurück. Präsident Putin will freiwillige Helfer ins Kriegsgebiet bringen. Entwicklungen im Überblick.

London (dpa) – Experten der britischen Regierung halten Angriffe russischer Truppen auf die ukrainische Hauptstadt Kiew in den kommenden Tagen für wahrscheinlich.

Das geht aus einer Einschätzung des Verteidigungsministeriums in London hervor. «Russland wird wohl versuchen, seine Kräfte neu aufzustellen für erneute Offensiven in den kommenden Tagen. Das wird wahrscheinlich auch Militäraktionen gegen die Hauptstadt Kiew einschließen», heißt es darin.

Gleichzeitig gehen die britischen Militärexperten davon aus, dass Russlands Armee «mit großer Wahrscheinlichkeit» hinter ihren Plänen für die Invasion zurückliegt.

Russland mache nur eingeschränkte Fortschritte. Logistische Probleme, die den Vormarsch aufgehalten hätten, bestünden weiterhin. Hinzu komme der weiterhin starke Widerstand ukrainischer Kräfte.

Erneut Beschuss von nuklearem Forschungszentrum

Zuletzt meldete die Ukraine unter anderem Angriffe in der ostukrainischen Stadt Charkiw: Hier soll laut der staatlichen Atomaufsichtsbehörde erneut ein nukleares Forschungszentrum beschossen worden sein. Den Angaben zufolge ist die Anlage nun ohne Strom, am Gebäude gebe es oberflächliche Schäden.

Am Charkiwer Institut für Physik und Technologie befindet sich ein Forschungsreaktor, der mit schwach angereichertem Uran betrieben wird. Laut Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) wurden beide ukrainischen Forschungsreaktoren – ein zweiter befindet sich in Kiew – bereits Ende Februar heruntergefahren.

Die ukrainische Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk kündigte neue Fluchtrouten zur Evakuierung von Zivilisten aus umkämpften Gebieten an. So seien unter anderem Lastkraftwagen mit Hilfsgütern und leeren Bussen aus Saporischschja Richtung Mariupol unterwegs. «Wir warten und hoffen, dass heute diese Route funktioniert», sagte Wereschtschuk.

Putin kritisiert Entsendung von «Söldnern aus aller Welt»

Zwei Wochen nach Invasionsbeginn spricht sich Kremlchef Wladimir Putin für eine Entsendung Freiwilliger zur Unterstützung der prorussischen Separatisten im Donbass aus. «Wenn Sie sehen, dass es Menschen gibt, die auf freiwilliger Basis, vor allem nicht gegen Geld, kommen und den Menschen helfen wollen, die im Donbass leben – nun, dann muss man ihnen auf halbem Weg entgegenkommen und ihnen helfen, ins Kampfgebiet zu ziehen», sagte Putin bei einer Sitzung des nationalen Sicherheitsrates.

Verteidigungsminister Sergej Schoigu erklärte, alleine aus dem Nahen Osten hätten sich bereits mehr als 16.000 Menschen gemeldet, die für die «Befreiungsbewegung» der selbst ernannten Volksrepubliken Luhansk und Donezk kämpfen wollten.

Schoigu sprach sich zudem für eine weitere Verlegung von Militäreinheiten und «natürlich dieser neuen, modernen Komplexe» an Russlands westliche Grenzen aus. Putin ordnete dazu einen Bericht des Verteidigungsministeriums an. «Auf der Grundlage der Ergebnissen seiner Diskussion werden wir in naher Zukunft eine entsprechende Entscheidung treffen.»

Der Kremlchef beklagte zudem die Entsendung von «Söldnern aus aller Welt» in die Ukraine: «Die westlichen Sponsoren der Ukraine, das ukrainische Regime, sie verstecken es nicht, sie tun es offen und missachten alle Normen des Völkerrechts.»