Wirbel um Kunstwerke Lindauer Biennale: Werden die frei zugänglichen Kunstwerke zerstört?

Lindauer Biennale: Werden die frei zugänglichen Kunstwerke zerstört?
Im Luitpoldpark kreiert der Künstler Toshihiko Mitsuya einen Garten aus 103 detailgetreuen Aluminiumpflanzen. (Bild: Shinji Minegishi)

Die öffentliche Gratis-Kunstausstellung in Lindau ist gerade erst gestartet. Doch schon kochen die Emotionen hoch. Nachdem über die Kunstinstallation um den Lindauer Löwen heftig diskutiert wurde, sorgen jetzt Blumen aus Aluminium für Wirbel. Und rücksichtslose Kinder…

Noch bis September läuft die Biennale in Lindau. „In situ Paradise“ ist das Motto. Die Installationen verschiedenster Künstler sollen zum Nachdenken anregen. Und darauf hinweisen, dass Lindau so schön ist, dass es einem wahren Paradies verdammt nahe kommt. Doch über Schönheit lässt sich bekanntlich streiten. Fast so gut, wie über Kunst. Und die Lindauer Kunstwerke scheinen diese Streitlust anzufachen. Über den Löwen im Hafen und seine Verwandlung zum Kunstobjekt berichteten wir erst kürzlich. Das stolze Tier bekommt derzeit ganz schön viel zu hören.

Zwischen Paradiesgärten, Zerstörungswut und mangelnder Erziehung

Anders sieht es bei der Installation des Japanischen Künstlers Toshihiko Mitsuya aus. Der formt aus Aluminium detailgetreue Pflanzen. Kleine Krokusse, Farne, Blüten und Blätter. Sein kleiner Paradiesgarten kommt sehr gut an bei den Lindauern und Besuchern der Insel. Doch ein solch filigranes Kunstwerk ist auch bedroht. Von Unwettern zum Beispiel. Oder auch von rücksichtslosen Kindern und deren Eltern. So klagt eine Frau in einem Facebook-Post über Kinder, die auf den zarten Pflanzen herum trampelten und Eltern, die dieses Verhalten – auch auf entsprechende Hinweise hin – nicht maßregelten. Die Blumen – und damit das ganze Kunstwerk seien zerstört. Daraufhin überschlugen sich die Kommentare. Die Stadt solle bitte Schilder aufstellen, die klar machen, dass es sich um Kunst handele und mutwilliges Beschädigen bestraft würde. Eine Userin fordert auch: „Kindergeld sperren und gezahltes zurückverlangen. Durchgängig Ordnungsdienste einsetzen die Bußgelder kassieren.“ Ein anderer ist ähnlich drastisch: „Da sollte sofort auf den Eltern in gleicher Weise umhergetrampelt werden, anders verstehen die das nicht und können es auch ihren Kindern kaum vermitteln….“.

Der Künstler Toshihiko Mitsuya hat auf der Hinteren Insel in Lindau einen "Garten aus Aluminium-Blumen gepflanzt".
Der Künstler Toshihiko Mitsuya hat auf der Hinteren Insel in Lindau einen „Garten aus Aluminium-Blumen gepflanzt“. (Bild: Stefanie Bernhard-Lentz)

Kalkulierte, kleinere Schäden durch Unwetter und Besucher

Die Stadt indes geht relativ locker mit dem Thema um. Die künstlerische Leiterin der Biennale, Sophie-Charlotte Bombeck, erklärt: „Es kann schon sein, dass Kinder dort hinein gegangen sind. Doch die Blumen sind so weit in Ordnung. Hin und wieder fehlen einzelne Blüten, auf einen kleinen Krokus könnten die Besucher auch einmal unbeabsichtigt treten. Doch das ist dem Künstler auch bewusst. Er kommt in regelmäßigen Abständen und kümmert sich um seine Pflanzen. Er arrangiert sein Kunstwerk neu, bessert aus… Ähnlich wie ein Gärtner. Er mäht auch den Rasen.“

Sollten tatsächlich einmal Menschen daher kommen, die die Kunstwerke, wie das von Toshihiko Mitsuya, mutwillig zerstören, hätte das durchaus einen Straftatbestand. Doch soviel sinnfreie Zerstörungswut bringt hoffentlich niemand mit. Die Intention der Biennale jedenfalls, dass Kunst zum Nachdenken und zum Austausch anregen soll, wurde schon jetzt – so kurz nach dem Start – voll erfüllt. Schauen wir mal, welches der 20 Plus Kunstwerke als Nächstes für Aufregung sorgt.