Kommentar: Zukunft der Kliniken SIG – Viele Hürden sind zu überwinden

Kommentar: Zukunft der Kliniken SIG – Viele Hürden sind zu überwinden
An den in Aussicht gestellten Nachfolgelösungen für die ärztliche Versorgung in Bad Saulgau und Pfullendorf gibt es schon jetzt deutliche Zweifel. (Bild: SRH Holding)

Wer auf einen großen Entwurf der Beratungsfirma WMC zur Zukunft der SRH-Kliniken Landkreis Sigmaringen GmbH gewartet hat, der wurde ebenso enttäuscht, wie diejenigen, die sich davon eine gewisse Portion Kreativität erwartet hatten. Im Prinzip werden die Erstgutachterfirma Curacon und die Geschäftsführung der SRH-Kliniken bestätigt. Sigmaringen wird Zentralklinik, Bad Saulgau und Pfullendorf verlieren ihre stationäre Versorgung vor Ort.

Dass in Pfullendorf die Psychiatrie und in Bad Saulgau die Kurzzeitpflege angesiedelt werden soll, tröstet die Bürgerinnen und Bürger in deren Städten und im Einzugsgebiet nur wenig. Was bleibt für sie noch übrig? Erstrangig Versprechungen, von denen noch keiner weiß, ob sie einhaltbar sind und wer dafür Garantien übernimmt. Damit bürden sich die Landrätin und auch die Kreistagsmitglieder womöglich eine schwere Hypothek auf.

Beispielsweise ist in Bad Saulgau die derzeitige Hausarztversorgung unterirdisch schlecht, weil zu wenige Ärzte für zu viele Patient*innen zur Verfügung stehen. Heilsbringer sollen nun die MVZs sein, doch woher sollen die Ärzte dafür kommen? Schon jetzt hat Saulgau keinen Augen-Arzt mehr. Die Nachfolge ist immer noch nicht geregelt! Facharztsitze sollen, so die Planungen, „erworben werden“, dabei müssen aber die niedergelassenen Ärzte zustimmen! Wollen die das? Wer sich ein Bild von den Folgen der Krankenhausschließungen machen will, der sollte einen Blick in den Kreis Biberach werfen.

Vor knapp 10 Jahren erlebten die Bürgerinnen und Bürger des Kreises Biberach ähnliche Szenarien, wie sie jetzt im Kreis Sigmaringen zu beobachten sind. Die Krankenhäuser Laupheim und Riedlingen wurden erst dicht gemacht, der weitere Prozess um eine „Stärkung“ der ambulanten Versorgung verzögert sich zumindest in Riedlingen. Noch immer kämpft die Bürgerinitiative mit der Stadtverwaltung für ein funktionierendes Konzept, um die in der stationären Diaspora wohnende Bevölkerung zumindest eine brauchbare ambulante Versorgung zu ermöglichen. So wird beispielsweise seit Jahren mit der KV um Facharztsitze für Internisten gerungen. Dabei sind u. a. die niedergelassenen Ärzte ein Problem, sie stellen sich quer, auch die KV bewegt sich nur marginal. Den großen Durchbruch gibt es bis heute nicht. Wenigsten wird jetzt ein Medizinisches Dienstleistungszentrum gebaut, von privaten Bauträgern übrigens! Die Entscheidung um OP-Säle ist wegen der jährlichen Betriebskosten noch in der Diskussion.

Ob es im Kreis Sigmaringen ebenso kommt? Niemand wünscht es den Bürgerinnen und Bürgern in und um Bad Saulgau und Pfullendorf. Doch von der Hand zu weisen, dass das alles viel länger dauert, als die Kliniken zu schließen, ist heute schon klar. Verlierer sind die Bürgerinnen und Bürger in den betroffenen Gebieten.

Bleibt nur eine Frage: Wenn schon die Geschäftsführung der Kliniken und die Kreisverwaltung an ihrem Kurs mit dem Zentralkrankenhaus festhalten, warum wirft ausgerechnet jetzt der Spitalfonds Pfullendorf das Handtuch und beabsichtigt den Verkauf seiner Anteile? Ausgerechnet jetzt, wo es darauf ankommt, so viel wie möglich für die betroffene Bevölkerung zu „retten“?