Kommentar: Diese Wahl ist und bleibt eine „seltsame Angelegenheit“

Kommentar: Diese Wahl ist und bleibt eine „seltsame Angelegenheit“
Messi gewinnt, obwohl sehr viele mit Lewandowski gerechnet haben. (Bild: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Christophe Ena)

Paris (tmy) – Spätestens seit Montagabend kann und möchte ich die Verleihung des Goldenen Balles für den besten Fußballer des abgelaufenen Kalenderjahres einfach nicht mehr ernst nehmen. Gewonnen hat nicht Robert Lewandowski, sondern – mal wieder – Lionel Messi.

Dass der argentinische Mittelfeldmotor seit Jahren zu den besten Kickern im Weltfußball gehört, ist unbestritten. Dass er dafür auch schon mehrfach den Ballon d’Or gewonnen hat, mehr als verdient, ja klar. Aber dass er dieses Jahr erneut triumphierte, lassen die Zweifel an der Glaubwürdigkeit und Seriosität dieser Auszeichnung in mir noch weiter (an)wachsen.

Bereits seit 1956 vergibt die französische Fußball-Fachzeitschrift „France Football“ diesen prestigeträchtigen Preis, der zunächst nur für Europa galt und an dort aktive Spieler ging, aber bei dem seit 2007 alle Spieler /innen weltweit auf dem Wahlzettel vermerkt werden können.

Doch in der älteren und jüngeren Vergangenheit hat der Ballon d’Or oftmals Sieger mit sich gebracht, mit denen man nicht wirklich gerechnet hat oder man jemand anders ganz vorne erwartet hätte. So auch dieses Jahr – erst recht, weil die Verleihung 2020 ausfallen musste.

Aufgrund der Pandemie und der damit einhergehenden Bestimmungen hatte es im Vorjahr keine Gala gegeben und somit auch keinen Preisträger. Warum dann der aktuell beste Spieler der vergangenen beiden Jahre, was Tore und Titel angeht, nicht gewinnt, erschließt sich mir nicht. Was hätte der polnische Torjäger Robert Lewandowski denn noch machen sollen?

Mehr als alle sechs möglichen Titel mit seinem FC Bayern München gewinnen und zudem den fast 50 Jahre bestenden Bundesliga-Torrekord von Gerd Müller brechen, war nicht drin. Gut, „Lewy“ ist mit seiner Nationalmannschaft nicht Europameister geworden, während Messi mit Argentinien die Copa America holte. Punkt für den südamerikanischen Zauberfuß.

Aber: Wo war der Neu-Pariser denn im Jahr 2020, als die Gala ausfiel – eben, quasi in allen Wettbewerben früh draußen und nur mit dem ewig langem Vertrags-hin-und-her mit dem FC Barcelona erfolgreich, also zumindest in den Schlagzeilen. Vielleicht muss Lewandowski die Bayern verlassen und nach Paris wechseln – könnte bei dieser Wahl(-Entscheidung) helfen…