Jugendliche sehen die Chancen eines Handwerks

Jugendliche sehen die Chancen eines Handwerks
Von der Ostalb bis zum Bodensee gibt es aktuell noch rund 800 freie Lehrstellen. (Bild: ahm-online)

WOCHENBLATT

Ulm – 2.728 junge Menschen haben sich von der Ostalb bis zum Bodensee im Jahr 2021 für eine Ausbildung im regionalen Handwerk entschieden. Sie erlernen nun ihren Handwerksberuf in einem von 3.625 ausbildenden Handwerksbetrieben im Gebiet der Handwerkskammer Ulm. Auch 414 Abiturientinnen und Abiturienten haben diesen Karriereweg nach ihrem Schulabschluss eingeschlagen. Somit haben 15,2 Prozent der Azubis im ersten Lehrjahr Abitur.

Die Zahl der insgesamt abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Kammergebiet ist im zweiten Jahr der Corona-Pandemie weiter zurückgegangen. Im Vergleich zum Vorjahr haben knapp 290 Azubis weniger eine duale Ausbildung im Handwerk begonnen zum Stand 31. Dezember 2021. „Corona hat nicht nur Auswirkungen auf die aktuellen Ausbildungszahlen, sondern kann auch langfristig Schäden anrichten.

Wenn immer weniger Jugendliche ihren Weg in die handwerkliche Ausbildung finden, fehlen zukünftig qualifizierte Fachkräfte, die Kundenaufträge vor Ort abarbeiten. Junge Menschen für eine Ausbildung zu begeistern und sie nicht im Jugendzimmer versauern zu lassen, ist eine große und schwierige Aufgabe“, sagt Dr. Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm.

Pandemie erschwert das Kennenlernen auch 2021 

Auch im zweiten Jahr der Pandemie ist das Kennenlernen zwischen Jugendlichen und Handwerksbetrieben massiv erschwert gewesen. Für viele Schülerinnen und Schüler war die Berufsorientierung, die sonst über Schulen stattgefunden hat, ausgefallen.

Viele junge Menschen waren deshalb unsicher und haben sich gefragt, wie eine Ausbildung Mitten in der Pandemie überhaupt abläuft. Direkte Kontakte zum Ausbildungsmeister sind durch Corona abgeschnitten, Praktika in Betrieben mit Bildungspartnerschaften verschoben, Treffen mit Ausbildungsbotschaftern in den Schulklassen oder Berufsmessen haben lediglich virtuell stattgefunden: Diese Umstände machen es Handwerksmeisterinnen und -meister schwer, junge Menschen für ihre Gewerke und ihre Betriebe zu begeistern.

Im vergangenen Jahr sind 121 Geflüchtete in eine handwerkliche Lehre gestartet. 2019 waren es noch 259. Neben dem nachlassenden Flüchtlingszustrom haben coronabedingt komplizierte Ein- und Ausreisebedingungen den Start für Migranten in einem Handwerksberuf erschwert. „Die Flüchtlinge fehlen uns in den Betrieben als Fachkräfte. Das können auch Kunden spüren durch längere Wartezeiten und andere Preise“, erklärt Mehlich.   

Welche Handwerksberufe bei jungen Menschen beliebt sind 

Beliebt sind bei vielen jungen Menschen nach wie vor die Elektro- und Metallgewerke sowie Bau- und Holzgewerke. Dazu gehören etwa die Handwerksberufe Kraftfahrzeugmechatroniker, Elektroniker und Zimmerer. Junge Menschen entscheiden sich aber auch gerne für eine Ausbildung zum Anlagemechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Schreiner, Stuckateur, Friseur und Maurer.

Die Ausbildungsberater der Handwerkskammer Ulm helfen bei Fragen zum Thema Ausbildung weiter und vermitteln Ausbildungsstellen oder Praktika auch direkt.

(Quelle: https://www.hwk-ulm.de/jugendliche-sehen-die-chancen-eines-handwerks/)