Die EV Lindau Islanders trauern um Ehrenmitglied Franz Wucher

Die EV Lindau Islanders trauern um Ehrenmitglied Franz Wucher
Ohne ihn wäre das Eishockey in Lindau so nicht möglich gewesen: Franz Wucher. (Bild: Privat)

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Lindau – Die EV Lindau Islanders trauern um ihr Ehrenmitglied Franz Wucher. Der Mitgründer des Vereins, langjährige sportliche Leiter und Nachwuchstrainer, verstarb vor wenigen Tagen im Alter von 85 Jahren.

„Es ist ein trauriger Sommer für den EVL“, erklärt Präsident Marc Hindelang. „Wir haben innerhalb weniger Wochen mit Walter Bänziger und nun Franz Wucher die beiden Menschen verloren, die das Fundament dieses Vereins gelegt haben. Der Verlust dieser Menschen trifft uns alle menschlich und emotional sehr schwer.“

Gespielt hat Franz Wucher, der zuvor in Ravensburg und unter dem Dach des TSV 1850 dem Puck hinterherjagte, nur ein einziges Mal für den EV Lindau. Das war 1977 beim Eröffnungsspiel der Kunsteisbahn im Eichwald gegen die Amazonen des EV Füssen, eine Frauenmannschaft, die 7:2 bezwungen wurde.

In besonderer Erinnerung blieb ihm allerdings ein anderes Spiel gegen Füssen. Das fand in der vergangenen Saison statt, als er an seinem 85. Geburtstag miterleben durfte, wie seine drei Enkel Marvin, Corvin und Robin erstmals gemeinsam für die erste Mannschaft in der Oberliga auflaufen durften.

Ehrensache, dass er maßgeblich daran mitgewirkt hatte, dem Trio als kleine Kinder das Schlittschuhlaufen beizubringen, wie er es zuvor schon bei seinem Sohn Bernd getan hatte. „Er war so stolz bei diesem Spiel, das kann man gar nicht beschreiben“, erinnert sich der 1. Vorsitzende der Islanders daran.

Natürlich war bei diesem Spiel – wie immer – auch Frau Marianne an seiner Seite, die die Begeisterung für den Kufensport teilte und Wuchers Engagement in dieser Form mit ihrer verständnisvollen Art erst ermöglichte. Denn zwischen diesen beiden Füssen-Spielen lagen viereinhalb Jahrzehnte voller Leidenschaft für den Eishockey-Sport und den EVL.

Eishockey sei beim Bau der Kunsteisbahn nicht vorgesehen gewesen, was Wucher – zusammen mit seinen Freunden Walter Bänziger, Fritz Herpich und Franz Prokosch – so nicht akzeptierten, dafür kämpften und sich letztlich durchsetzten. Alles eine Frage des Teamworks.

Mit Hauptamtsleiter Hans Vogel – ein ehemaliger Mitspieler – wurde die politische Ebene geklärt, Bänziger besorgte Sponsoren für eine Bande und Wucher fertigte Spezialwerkzeug an, mit der man die Bande im Herbst an – und im Frühjahr wieder abschraubte. „Hunderte Stunden standen wir da“, sagte Wucher einmal.

Mit der Gründung des Vereins begann das, was – so der EVL weiter – heute noch die Kernphilosophie der Islanders ist: Lindauer Kinder zum Eishockey zu bringen und ihnen den Spaß am schnellsten Mannschaftssport der Welt zu vermitteln. Franz Wucher war der erste Trainer der damals 15-köpfigen Schülermannschaft des EVL.

Aus dieser ging in den 1980-Jahren die erste EVL-Seniorenmannschaft hervor, die unter Spielertrainer Markus Thomann und Leistungsträgern wie Stefan Eisenbarth, Gerd Unterkircher, Alex Wahl, Klaus Vogler, Michael Bärlehner und dem heutigen zweiten Vorsitzenden Michael Messmer unter anderem die Vizemeisterschaft der Regionalliga Südwest feierte und Eishockey in Lindau populär machte.

„Franz Wucher war ein Vorbildtrainer. Es hat unheimlich Spaß mit ihm gemacht. Er war sehr streng, fand aber immer wieder viele lobende Worte im Anschluss. Ich habe viel von ihm gelernt und in mein Traineramt mitgenommen, was den Umgang mit Kindern zu tun hat“, betont Messmer. „Charakter, Ehrlichkeit und Disziplin waren für ihn die wichtigsten Attribute.“

Gerade beim Thema Disziplin soll es daheim bisweilen „ein paar Probleme“ gegeben haben, gibt Sohn Bernd zu, der neben Scorerpunkten bekanntlich auch einige Strafminuten in seiner Karriere sammelte, was dem Vater dann doch oft missfiel. „Väterliche Figur“ ist dabei aber auch so eine Beschreibung, die man häufig von ehemaligen Schützlingen hört. Die Menschlichkeit als Stärke, prägend für die jungen Spieler.

„Ein charismatischer Trainer, der alle gleich behandelt hat, mit klaren Werten und Prinzipien. Ich erinnere mich an seine Ansprachen auf dem Eis, da hing jeder an seinen Lippen“, stellt Sebastian Schwarzbart, ehemals selbst Nachwuchstrainer und heute für die Islanders als Sprade-TV-Kommentator im Einsatz, klar.

Auch seine Mitspieler aus den 1980ern wie Bruder Matthias, Tobias Grieger, Eric Lofner, Sebastian Szeja oder Martin Krügers blieben dem Verein in anderen Funktionen erhalten und geben oder gaben Gelerntes weiter. Sogar seinen Anteil an der Bayernliga-Meisterschaft 2015 hatte er, denn Spieler wie Patrick Prell und Timo Krohnfoth begannen – laut Vereinsmitteilung – unter ihm als Bambini.

Und: Den Nachwuchs förderte Franz Wucher rund 25 Jahre lang. Die erste Mannschaft baute er als sportlicher Leiter weiter auf, sorgte für die Symbiose mit Lindauer und Ravensburger Spielern, holte mit Dan Chiasson den ersten Kanadier der Vereinsgeschichte und die inzwischen ebenfalls verstorbene Eichwald-Legende Bob Sullivan.

So prägte er das Bild des Lindauer Eishockeys in entscheidender Position bis 1998. Es dauerte allerdings nicht lange, bis sein Sohn – und inzwischen Rekordspieler des EVL – das Amt übernahm und seither die Geschicke des Vereins lenkt. „Ich hätte mir keinen besseren Förderer, Vermittler von Werten, Begleiter, Freund, Vater und Opa wünschen können“, wird Bernd Wucher zitiert.

„Uns werden die persönlichen Rückmeldungen fehlen“, glaubt Marc Hindelang, „sei es die scharfsinnigen Analysen in der Drittelpause, aber mehr noch das Gefühl, das man gespiegelt bekommen hat, dass der Verein, der damals von unseren Pionieren gegründet wurde, bei aller Veränderung und Modernisierung immer noch zu erkennen ist.“ Denn das bleibe eine Verpflichtung für die EV Lindau Islanders und sei ein Teil des Vermächtnisses und der Lebensleistung von Franz Wucher.