Der bringt bestimmt Glück: Tausende Anwohner freuen sich über neuen Schornsteinfeger

Der bringt bestimmt Glück: Tausende Anwohner freuen sich über neuen Schornsteinfeger
Der neue Bezirksschornsteinfeger Kevin Frank (links) kümmert sich mit seinem Gesellen Hamdi um fast 3000 sogenannte Liegenschaften. (Quelle: privat/www.schornsteinfeger-frank.com)

Herbertingen – Nach Jahrzehnten gibt es einen neuen Kaminkehrer in der Stadt. Und viele Hausbesitzer sind begeistert über den neuen Mann in Schwarz. Wo der herkommt, was er während seiner Arbeit so sieht und erlebt und wen er wirklich sucht, das verrät er hier.

Wochenblatt: „Du bist der Neue in Herbertingen. Ganz viele Menschen haben uns begeistert von dir vorgeschwärmt. Super nett, super kompetent. Wie erklärst du dir denn die Begeisterung?“

Kevin Frank (lacht): „Keine Ahnung. Ich versuche einfach, einen guten Job zu machen. Ich habe mich letztes Jahr auf den Kehrbezirk hier beworben und habe ihn bekommen.“

Wochenblatt: „Welche Bezirke deckst du denn ab?“

Frank: „Herbertingen, Hundersingen, 70 Prozent von Sigmaringendorf, ein Teil von Sigmaringen, 50 Prozent von Bingen, Heudorf, Beuren… In Summe habe ich ungefähr 2.900 Liegenschaften zu betreuen.“

Wochenblatt: „Das ist eine Menge! Kennst du denn die Häuser alle? Und ihre dazugehörigen Besucher?“

Frank: „Ja. Ich wollte meine Kunden gern alle persönlich kennen lernen. Mir ist das wichtig, wenn ich zu der Stimme am Telefon auch ein Gesicht habe.“

Wochenblatt: „Wenn du da jeden einzelnen kennst und in jedes Haus gehst, dann siehst du doch bestimmt auch eine Menge. Ist da auch mal was dabei gewesen, das du lieber nicht gesehen hättest?“

Frank: „So schlimm ist es nicht. Es gibt natürlich schon ein paar Kunden, bei denen es ziemlich unordentlich ist. Manche von ihnen versuchen dann den Termin mit mir möglichst weit nach hinten zu schieben oder sagen dann oft, dass sie gerade am Umräumen sind. Sind sie dann bei meinem nächsten Besuch immer noch. Und ich komme ja, je nach Nutzungsverhalten und Art der Feuerstätte, in unterschiedlichen Intervallen. Die Kunden sehen mich somit ein paar Mal im Jahr oder nur alle paar Jahre. Wie die Leute leben, müssen sie selbst entscheiden. Da ist ja jeder frei. Mich stört das nicht.“

Wochenblatt: „Was ist dir denn wichtig bei solchen Kundenbesuchen?“

Frank: „Dass sie zufrieden sind. Das ist uns super wichtig. Wir sind ja keine klassischen Handwerker. Wir bauen ja nix. Aber wenn sich dann jemand gut beraten fühlt und auch sieht, dass wir einen guten Job machen, dann ist das schon schön. Ich mache ja auch nicht nur Schornsteine sauber. Ich bin auch Energieberater, Brandschutzbeauftragter, Energie-Effizienz-Berater…“

Hamdi Engler (20) hat seine Ausbildung zum Schornsteinfeger erfolgreich abgeschlossen und ist jetzt als Geselle wichtiges Mitglied im Team von Kevin Frank.
Hamdi Engler (20) hat seine Ausbildung zum Schornsteinfeger erfolgreich abgeschlossen und ist jetzt als Geselle wichtiges Mitglied im Team von Kevin Frank. (Quelle: privat/www.schornsteinfeger-frank.com)

Wochenblatt: „Viel zu tun. Wann machst du das denn alles?“

Frank: „Ich habe noch meinen Gesellen, Hamdi Engler. Er unterstützt mich super. Aber wir suchen dringend Verstärkung. Wenn das hier also jemand liest der Schornsteinfeger ist oder werden möchte, meldet euch!“

Wochenblatt: „Ist der Beruf des Schornsteinfegers denn attraktiv?“

Frank: „Sehr! Und familienfreundlich. Man kann sich die Zeit frei einteilen. Das ist auch für junge Eltern super, die ihr Kind vielleicht vormittags vier Stunden bei der Tagesmutter haben und in dieser Zeit schaffen wollen. Das ist alles kein Problem. Das bekommen wir alles unter. Und die Aufgaben sind wichtig, spannend und abwechslungsreich.“

Wochenblatt: „Wie viele Mädels gibt es denn unter den Schornsteinfeger:innen?“

Frank: „Wenig. In der Ausbildung waren von 26 Leuten vielleicht drei Mädels in der Klasse. Im Meisterkurs waren es dann aber 10 Mädels. Frauen bringen oft neue Denkweisen mit. Sie sind auch oft sensibler im Umgang mit den Kunden. Mir ist es völlig egal, ob ich einen Mann oder eine Frau einstelle. Hauptsache, sie haben was auf dem Kasten.“

Wochenblatt: „Apropos Frauen. Wurdest du auch schon mal angegraben?“

Frank (lacht verlegen): „Ja, das kommt schon durchaus mal vor. Dass mir Nummern zugesteckt werden oder so. Aber ich möchte behaupten, dass das jedem Schornsteinfeger schon passiert ist.“

Frank, hier ausgerüstet mit berufstypischen Werkzeugen, ist nicht nur Schornsteinfegermeister, sondern auch Energieberater.
Frank, hier ausgerüstet mit berufstypischen Werkzeugen, ist nicht nur Schornsteinfegermeister, sondern auch Energieberater. (Quelle: privat/www.schornsteinfeger-frank.com)

Wochenblatt: „Solche Angebote schlägst du dann aus?“

Frank: „Ja! Ich bin glücklich verheiratet und habe eine kleine Tochter. Ich bin da raus. Aber unter Schornsteinfegern gibt es auch so eine Art Abmachung, die besagt, dass solche Geschichten im eigenen Kehrbezirk Tabu sind. Man sieht sich schließlich zwangsläufig wieder und das könnte dann unangenehm werden.“

Wochenblatt: „Und wie ist es mit dem Glück? Wer will dich anfassen, um eine extra Portion Glück zu bekommen?“

Frank: „Ganz viele. Von jung bis alt. Wenn mich jemand fragt, ob er mich anfassen oder am Knopf drehen darf, um Glück zu bekommen, sage ich nie nein.“

Wochenblatt: „Ist das noch so, dass dem Schornsteinfeger nach getaner Arbeit ein Schnaps angeboten wird?“

Frank: „Kaum noch. Aber wenn, dann lehne ich auch ab. Alkohol und Höhe beziehungsweise Alkohol und Arbeit vertragen sich einfach nicht. Da nehme ich lieber einen Kaffee oder Sprudel.“