Für die Meteorologen endete mit dem August auch der Sommer. Nach einem Stotterstart im Juni kam er immer besser in Fahrt. Mit den Hundstagen und damit pünktlich zur Haupturlaubs- und Ferienzeit stellte sich Mittelmeer-Feeling ein. Letztendlich war es ein Sommer, der sich wirklich sehen lassen kann, wie die Statistik eindrücklich belegt. Jedenfalls deutlich über der Norm!
Lange Zeit hatte dieser Sommer einen glasklaren Fahrplan, den er konsequent einhielt. Auf kühlere Phasen mit teils kräftigen Regengüssen und Gewittern folgten in beständiger Regelmäßigkeit Sonnenschein und Hitze. Und dies hat einen volksweisheitlichen, statistisch belegten Hintergrund. Denn „So wie das Wetter am Siebenschläfertag (27. Juni), es sieben Wochen bleiben mag“ lautet eine der bekanntesten Regeln im Wetterjahr. Doch nicht nur dieser eine Tag ist richtungsweisend, sondern die Zeit zwischen dem 24. Juni und dem 07. Juli. Da entscheidet sich häufig das Witterungsgepräge des Hochsommers. Und der Fingerzeig der Siebenschläfertagsregel war dieses Jahr eindeutig. Nach und nach kam der Sommer immer besser auf Touren, wobei das südliche Baden-Württemberg und Bayern öfters in der heißesten Ecke der Republik lag, angedockt an die Hitze über Österreich, dessen Flachländer und Täler den wärmsten Sommer seit Messbeginn im Jahre 1767 erlebten.
Im Verbreitungsgebiet der Wetterwarte Süd reiht er sich mit einer Durchschnittstemperatur von 19,5°C nach 2003 (20,7°C), 2022 (20,1°C), 2018 (19,8°C), 2023 (19,8°C), 2019 (19,7°C) und 2015 (19,6°C) auf Platz sieben der 56-jährigen Beobachtungsreihe ein. Mit größerem Abstand folgt 2017 (18,7°C) auf Platz 8. Und nimmt man nur die Anzahl der Hitzetage (23), dann liegt er sogar auf Platz 4. Zur Einordnung: In der ersten Hälfte dieser Messreihe wurden an der Zentrale in Bad Schussenried in einem Sommer lediglich fünf bis sechs solcher heißen Tage mit 30 und mehr verzeichnet.
Tiefste Temperatur am 12. Juni: + 6,7°C (+ 8,0°C) Höchste Temperatur am 31. Juli: + 34,2°C (+ 35,2°C) Temperatur Niederschlag Sonnenschein Juni: 17,9°C (20,1°C) 136,0 mm (80.5 mm) 206,3 Std. (384,0 Std.) Juli: 20,2°C (19,9°C) 103,5 mm (87.6 mm) 263,7 Std. (272,1 Std.) August: 20,4°C (19,3°C) 100,7 mm (117,3 mm) 263,1 Std. (225,5 Std.) Sommer: 19,5°C (19,8°C) 340,2 mm (285,4 mm) 733,1 Std. (881,6 Std.) Tageskategorien: Sommertage: 55 (60 Tage) Gewittertage: 15 (23 Tage) Hitzetage: 23 (25 Tage) Tage mit Regen: 48 (47 Tage) (Die Messwerte beziehen sich auf die Wetterzentrale in Bad Schussenried, die Zahlen in Klammern geben die Vorjahreswerte an!) |
Maßgeblich dazu beigetragen hat der August. Nicht nur was die blendende Sonnenscheinbilanz, auch was die Zahl der Sommertage (21) und Hitzetage (12) anbelangt. Und selbst auf seine alten Tage, zu einer Zeit, als die Sonne gerade mal so hoch stand wie Mitte April, zeigte sich der Sommer dieses Jahr in bestechender Spätform. Auch in Sachen Sonnenschein hat er in den letzten Wochene noch mächtig aufgeholt. Und wer hätte Anfang Juni gedacht, als der Pegel des Bodensees auf Rekordkurs war und hierzulande vielerorts die Bäche und Flüsse über die Ufer traten, dass bis Ende August der Wasserstand weit unter den Mittelwert sinken würde.
Warme Sommer weisen nicht selten überdurchschnittlich hohe Regenmengen auf, denn die Luft kann dann mehr Wasserdampf aufnehmen, mit der Folge teils heftiger Gewittergüsse, einzelne davon unwetterartig. Das war auch dieses Jahr so, jedoch – ganz typisch für ein solche Wetterlage – mit enormen Unterschieden auf engstem Raum. Während die Wetter- und Niederschlagsstationen, die gleich mehrfach von Platzregen getroffen wurden, überdurchschnittlich hohe Niederschlagsmengen registrierten, gab es auch Gebiete, in denen das Soll nicht erreicht wurde. In der Gesamtschau verbuchte man aber schon weitaus feuchtere Sommer.
Es gibt allerdings Menschen, welche diesen Sommer als unbefriedigend und wenig freizeittauglich empfunden haben. Kann an vielem liegen, nur nicht am Wetter selbst. Denn die Zahlen belegen das Gegenteil. Die meteorologische Bodenhaftung, der Bezug zur Normalität ist verloren gegangen. Geprägt von ihren Urlaubsreisen in von Natur aus wärmere Regionen dieser Erde wissen viele nicht mehr, wie der typische mitteleuropäische Sommer vor nicht allzu langer Zeit einmal ausgesehen hat. Hitzesommer in gemäßigten Breiten werden mittlerweile als normal empfunden und als Maßstab genommen. Der Klimawandel lässt grüßen!
WWS-roro