Kommentar zu Elon Musk Wird unsere Pressefreiheit zum Spielplatz für jedermann?

Wird unsere Pressefreiheit zum Spielplatz für jedermann?
Elon Musk. (Bild: Susan Walsh/AP/dpa)

Was sich die „Welt am Sonntag geleistet“ hat, ist ein Tabubruch der Pressearbeit. Das Blatt bot dem Multimilliardär und Trump-Flüsterer Elon Musk ein Forum, das es so wohl noch nie gegeben hat. In dem „Gastbeitrag“ Musks führte dieser an, dass die Alternative für Deutschland (AfD) die letzte Hoffnung für Deutschland sei, denn Deutschland taumele am Rande des wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenbruchs.

In Sachen Wirtschaftsbelebung, Energieversorgung und Kontrolle der Migration, würde die AfD die richtigen Standpunkte vertreten, so Musk in seinem Beitrag. Seine politische Einschätzung, dass die AfD nicht rechtsextrem sei, weil die Lebenspartnerin von Alice Weidel (Vorsitzende der AfD) aus Sri Lanka stamme, ist hanebüchen und zeigt schonungslos auf, wie holzschnittartig die Denkweise des Milliardärs ist. Seine Art zu denken, mag politisch in den USA für den neu gewählten Präsidenten Donald Trump und seine Republikaner zielführend sein, zeigt aber auch Musks gnadenlose Unkenntnis der politischen Verhältnisse in Deutschland auf.

Es scheint, als wäre es leichter einer Kuh den Stabhochsprung beizubringen, als Musk ein gesundes Verhältnis zur Demokratie. Der kometenhaft aufgestiegene Überflieger ist wohl der Meinung, dass nur er in der Lage ist, in der Politik die absolut richtigen Entscheidungen zu treffen. Dass er dies nun in den USA tun kann, ist eine traurige Tatsache, dort hat er in Trump einen Partner gefunden, der wohl ähnlich denkt. Die beiden Akteure haben ein gemeinsames Ziel, ihr Land aufzumischen und nach ihrem Gusto „umzubauen“.

Unverfroren ist aber seine Einmischung in die deutsche Politik. Zweifellos hat er recht, wenn er den wirtschaftlichen Zustand als besorgniserregend bezeichnet. Darüber hinaus hat er jedoch kein Recht, sich indirekt in den begonnenen Bundestags-Wahlkampf einzumischen. Dass ihm „Welt am Sonntag“ das Podium für seine Ausführungen geboten hat, ist nahezu unfassbar. Die Presse gilt neben Exekutive (Verwaltung), Legislative (Parlament) und Judikative (Justiz) als vierte Gewalt im Staate. Die Pressefreiheit und deren Unabhängigkeit sind dabei ihr höchstes Gut. In unserer Demokratie ist es kaum vorstellbar, dass die Presseorgane zu Sprachrohren der anderen Staatsgewalten werden, sie wären dann, ähnlich Staats-Medien in autokratischen Staaten, nur noch deren Anhängsel, die Kontrolle über das staatliche Handeln würde damit aus der Hand gegeben.

Eine kritische und freie Berichterstattung wäre nicht nur unerwünscht, sie würde sogar verboten. Mit der Veröffentlichung von Musks Ausführungen, wurde die Grenze dieser Unabhängigkeit und Freiheit überschritten. Gefälligkeits-Journalismus wäre wohl das richtige Wort dafür. Dass es bei „Welt“ interne Streitereien um die Veröffentlichung gab, zeigt, dass wenigstens einige der Journalisten sich der drohenden Gefahr bewusst waren.

Doch selbst mit diesem Schritt konnten Sie die Veröffentlichung des „Gastbeitrags“ von Musk nicht verhindern. Damit haben diejenigen, die diese Veröffentlichung durch setzten dem freien und unabhängigen Journalismus einen Bärendienst erwiesen.

Und Musk? Der lacht sich vermutlich ins Fäustchen und denkt, dass er sich die Welt mit seinem märchenhaften Reichtum so bauen kann, wie er will. Die „Welt am Sonntag“ hat ihn jedenfalls in seiner Annahme bestärkt.

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