Droht uns eine Nachrichtensteppe? Studie belegt den Rückgang von Lokalzeitungen

Studie belegt den Rückgang von Lokalzeitungen
Die Wüstenradar-​Karte zeigt, dass es in den vergangenen 30 Jahren einen deutlichen Rückgang in der Anzahl der Lokalzeitungen in Deutschland gab // Symbolbild. (Bild: iStock / Getty Images Plus)

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In Deutschland gibt es laut einer Studie einen erheblichen Rückgang an lokalen Zeitungen – besonders betroffen sind die ländlichen Regionen in Westdeutschland. Für Lokalzeitungen sieht die Zukunft also nicht rosig aus und sie haben einen schweren Stand.

Anlass der Studie war die seit Jahren geführte Diskussion über drohende „Nachrichtenwüsten“ – Regionen ohne täglich erscheinende Lokalpresse. Wie weit Lokalzeitungen in West- und Ostdeutschland tatsächlich noch verbreitet sind, war bisher unklar. Diese Lücke schließt der „Wüstenradar“. Die Studie erfasst systematisch die Zahl der wirtschaftlich unabhängigen gedruckten lokalen Tageszeitungen auf Kreisebene von 1992 bis 2023, so eine Pressemitteilung. Die Leitung hatte Christian Wellbrock von der Hamburg Media School.

Kontinuierliches Sterben der lokalen Medienlandschaft 

Die Daten zeigen, dass es auf Landkreisebene in Deutschland noch keine Nachrichtenwüsten gibt. Gleichwohl macht die Studie einen erheblichen Rückgang lokaler Zeitungen aus, insbesondere in ländlichen Regionen Westdeutschlands ist eine zunehmende „Versteppung“ vorzufinden.

„Mit dieser Studie haben wir erstmals ein gesichertes Faktenfundament für die medienpolitische Diskussion über die Zukunft des Lokaljournalismus. Die Ergebnisse zeigen zwar, dass wir – noch – keine Nachrichtenwüsten in Deutschland haben, wir aber ein kontinuierliches Sterben der lokalen Medienlandschaft feststellen müssen. Ohne eine fundierte journalistische Berichterstattung vor Ort bricht auch eine wichtige Säule der Demokratie weg.

„Der lokale Journalismus muss uns mehr wert sein“

Das ist eine dringende Warnung an die Medienpolitik und ein Auftrag, die Bedingungen des Journalismus vor Ort zu verbessern. Dies ist aber auch eine Mahnung für uns alle, dass uns der lokale Journalismus etwas wert sein muss“, so Hamburgs Kultur-​ und Mediensenator Dr. Carsten Brosda.

Die Wüstenradar-​Karte zeigt, dass es in den vergangenen 30 Jahren einen deutlichen Rückgang in der Anzahl der Lokalzeitungen in Deutschland gab. Heute berichtet in fast jedem zweiten Landkreis nur noch ein wirtschaftlich eigenständiges Blatt. Besonders dünn versorgt mit Heimatzeitungen sind dabei der Osten und der äußerste Westen der Bundesrepublik. Einzeitungskreise finden sich aber auch in Süddeutschland.

Anreize schaffen

Um dem Mediensterben entgegenzuwirken, geben die Studienmacher auch Empfehlungen an Politik und Gesellschaft. Dazu zählen die Anerkennung der Gemeinnützigkeit des Journalismus, Innovationsförderung und Anreize zur Beschäftigung von Journalisten.

Ergebnisse der Studie auf 46 Seiten mit methodischen Erläuterungen und Handlungsoptionen.

(Quelle: PM Wüstenradar (Rudolf Augstein Stiftung))