Kaum ist der Umsturz in Syrien vorbei, da hat der Bundestagsabgeordnete Jens Spahn (CDU) auch schon ein zündete Idee: Er will die in Deutschland lebenden Syrer mit 1.000 Euro Startgeld zurück nach Syrien schicken. Es ist nicht klar, was Spahn damit erreichen wollte, nur Aufmerksamkeit erregen, oder die AfD rechts überhohlen?
Über 900.000 Syrer leben in Deutschland, viele davon, weil sie dem menschenverachtenden Regime Assads entkommen wollten und weil sie dort um Leib und Leben fürchten mussten. Nachdem das Regime gestürzt wurde und der Potentat nach Russland geflüchtet ist, haben die Aufständischen das Zepter der Macht übernommen.
Wie es in Syrien unter ihrer Herrschaft weiter geht, vermag noch niemand zu sagen. Nicht auszuschließen, dass die neuen „Machthaber“ eben doch nicht so demokratisch sind, wie sie vorgeben, sondern das Land mit der Zeit einen islamischen Gottesstaat „umbauen“. Bevor nicht klar ist, welche Staatsordnung in Syrien dauerhaft etabliert wird, verbietet es der gesunde Menschenverstand die syrischen Menschen, die bei uns leben zur Rückkehr aufzufordern. Die Gefahr, dass sie dort erneut um ihre Existenz bangen müssten, ist derzeit schlicht zu groß. Die Gedankengänge von Spahn sind schon deshalb schwer nachvollziehbar.
Als ehemaliger Bundesgesundheitsminister müsste er wissen, dass in unserem Land rund 7.000 syrische Ärzte in Kliniken oder Praxen tätig sind. Gehen die alle nach Hause, dann wird es ganz eng mit der ärztlichen Patientenversorgung, das System steht dann kurz vor einem Kollaps.
Auch fast 27.000 weitere Syrer sind in der Pflege- und Gesundheitsversorgung tätig. Wie will Spahn sie ersetzen? Auch dort herrscht schon jetzt ein nicht unerheblicher Fachkräftemangel. Gehen die Syrer in großer Zahl, dann gute Nacht! Die 1.000 Euro pro Person sind ohnehin ein schlechter Treppenwitz, denn Dänemark bietet laut Pressemeldungen den Syrern bei einer Rückkehr in ihre Heimatland 27.000 Euro an.
Wie wenig dieses Ansinnen von Spahn mit der realen Arbeitswelt zu vereinbaren ist, zeigen die Reaktionen aus Handel, Dienstleistung, Handwerk und Industrie. Dort wären dann etwa 300.000 weitere Arbeitsplätze unbesetzt. Spahn hat sich mit seinem Schnellschuss selbst ein miserables Zeugnis ausgestellt, ist er doch stellvertretender Vorsitzender seiner Partei im Bundestag und dies ausgerechnet mit der Zuständigkeit für Wirtschaft! Um den wirtschaftlich an die Wand gefahrenen Karren wieder flott zu machen, braucht es jetzt Abgeordnete mit Kompetenz und keine „Wirtschaftsexperten“, die ohne Fachkenntnisse nur platte Sprüche hinausposaunen.
Viel wird derzeit über die gescheiterte Fortschrittskoalition aus SPD, Bündnis 90/Die Grünen und ehemals FDP gesprochen, weil sie krachend gescheitert ist. Doch Spahn nimmt mit seinen Äußerungen den Menschen im Lande die Hoffnung, dass sie auf eine bessere Regierung unter Führung der CDU hoffen können. Wer solch unreflektierte Schnellschüsse von sich gibt, disqualifiziert sich nicht nur selbst, er schadet mit seinen Ideen seiner Partei und macht billige Propaganda, die man eigentlich von ganz rechts im politischen Spektrum erwartet hätte.
Wenigstens eine Entschuldigung sollte ihm seine Entgleisung wert sein. Tut er das nicht, bleibt zu hoffen, dass ihm seine Partei zeigt, wo der Frosch seine Haare hat und ihm bei einem Erfolg der Bundestagswahl ein Ministeramt verweigert. Spahn hat sich mit seinen geschmacklosen Äußerungen bei seiner Partei erfolgreich um ein Amt als „Hinterbänkler“ beworben.
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