Ice, Ice, Baby: Was der Trend „Eisbaden“ kann und worauf man achten sollte

Ice, Ice, Baby: Was der Trend „Eisbaden“ kann und worauf man achten sollte
Brrrr – Wer sich in eiskaltes Wasser wagt, tut seinem Körper Gutes. (Bilder: privat)

Wenn die Tage kälter werden machen sich hartgesonnene Wasserratten wieder auf den Weg zu den Seen und Tümpeln in der Umgebung. Das Eisbaden erlebt derzeit einen regelrechten Gesundheits-Hype. So gesund ist das winterliche Plantschen wirklich.

Ein neuer Trend erobert den Social-Media-Himmel: Knapp bekleidete Menschen begeben sich freiwillig in frostig kaltes Wasser. Was gerade in dieser Jahreszeit mehr als verrückt klingt, hat viele positive Auswirkungen auf unseren Körper. Dabei ist das Eintauchen mit dem ganzen Körper ein Weckruf, der alle Sinne schärft.

Eva Beutel ist Yogatherapeutin aus Senden (Bayern) und hat das Kältebaden heute bereits fest in ihren Alltag integriert. Ihre Erfahrungen und Tipps hat sie mit uns geteilt.

Es ist für mich auch Verbundenheit mit der Natur" - Eva Beutel schwärmt vom Gefühl während des Kältebadens.
Es ist für mich auch Verbundenheit mit der Natur“ – Eva Beutel schwärmt vom Gefühl während des Kältebadens. (Bild: privat)

„Eisbaden ist für mich der schönste Start in den Morgen.“

„Ich gehe immer direkt nach dem Aufstehen Eisbaden. Am allerschönsten ist es bei Sonnenaufgang und auch dann, wenn die Außentemperatur absinkt und der See von einem Nebeldampf überzogen ist. Manchmal ist sogar noch eine Eisschicht auf dem See, dann muss ich zuerst ein kleines Loch hineinschlagen bevor ich rein kann. In solchen Momenten ist das Wasser jedoch immer besonders angenehm“, erzählt die junge Frau.

Das macht Eisbaden mit unserem Körper

Bereits im 19. Jahrhundert entdeckte Sebastian Kneipp das Wirkprinzip von Wasser zur Erhaltung der Körpergesundheit. In Skandinavien ist das Schwimmen in eiskalten Gewässern dabei beinahe schon Tradition. Auch bei uns trauen sich immer mehr Menschen in die Kälte – und das tut tatsächlich richtig gut.  

Regelmäßiges Eisbaden kann das Immunsystem stärken und somit vor Infektionen schützen. Der menschliche Körper reagiert auf die extrem niedrige Temperatur, indem er wichtige Stoffe wie Adrenalin, Endorphine und entzündungshemmende Kortikoide freisetzt. Diese Reaktion ermöglicht es dem Körper, sich nach körperlicher Anstrengung schneller zu regenerieren. Kein Wunder also, dass Eisbaden besonders bei Leistungssportlern beliebt sind.

 Das Extrembad ist für viele bereits Teil des Alltags geworden – so auch für Eva Beutel.
Das Extrembad ist für viele bereits Teil des Alltags geworden – so auch für Eva Beutel. (Bild: privat)

„Ich spüre die Auswirkungen, denn ich war seit über einem Jahr nicht mehr krank, obwohl ich ständig Menschen um mich herumhabe. Außerdem friere ich weniger. Mich zieht es förmlich zu kaltem Wasser hin“, erzählt Eva Beutel.

Darüber hinaus empfinden viele Menschen das verstärkte Wärmegefühl nach dem Kältereiz als angenehm. Dieses entsteht durch eine verbesserte Durchblutung.

Stärkung für ein gesundes Herz

Die Gefäße werden durch die Wechselwirkung von Kälte und Wärme trainiert, was wiederum dem Herz-Kreislauf-System zugutekommt. Dabei können Ablagerungen in den Arterien verhindert werden und somit vor Bluthochdruck schützen.

Wichtig: nur Personen ohne Herz- oder Gefäßprobleme sollten sich einem solchen Kälteschock aussetzen.

Nach dem ersten Kälteschock macht sich häufig ein wohliges und glückseliges Gefühl breit.
Nach dem ersten Kälteschock macht sich häufig ein wohliges und glückseliges Gefühl breit. (Bild: privat)

Eisbaden hilft beim Abnehmen

Eine Studie vom „National Institute of Health“ in den USA hat gezeigt, dass Kältereiz die Fettverbrennung ankurbelt. Durch diesen Reiz wird braunes Fettgewebe aktiviert, das Energie, Zucker und Fett hauptsächlich in Wärme umwandelt.

Die Forschung diskutiert derzeit, wie viele zusätzliche Kalorien dadurch täglich verbraucht werden. Einige Studien zeigen 500 zusätzliche Kilokalorien, während andere nur einen zusätzlichen Verbrauch von 30 Kilokalorien pro Tag feststellen konnten.

Und so funktioniert’s!

Zum Bibberbad eignen sich entweder wirklich kalte Seen und Flüsse oder alternativ eine eigengefüllte Wanne mit Wasser und ausreichend Eis.

Es erfordert bereits großen Mut, allein den Zeh hineinzuhalten. Hat man sich dann doch überwunden, sollte man sich bis zur Brust in das Wasser setzen. Durch die plötzliche Kälte wird der Körper einem starken Temperaturreiz ausgesetzt. Es ist also nicht nur eine Herausforderung für die eigene Überwindung, sondern auch eine Anpassung des Körpers an die extremen Bedingungen.

Die richtige Vorbereitung

Im Schwimmbad springen wir oft einfach ins kalte Wasser und gewöhnen uns schnell an die Temperatur. Doch beim Eisbaden ist das für Ungeübte nicht zu empfehlen, da ein lebensbedrohlicher Kälteschock droht. Vor allem Anfänger sollten sich behutsam darauf vorbereiten.

Kalt duschen ist eine gute Übung, um die Atmung bei Kälte zu trainieren. Dabei sollte man versuchen, ruhig und gleichmäßig zu atmen und die Wassertemperatur dabei stetig weiter senken.

Wer sich dann irgendwann für die volle Erfahrung bereit fühlt, sollte laut der Yoga-Expertin auf ein paar Dinge achten: „Man sollte auf jeden Fall eine Mütze tragen, eine Wärmeflasche für danach mitnehmen und sich nicht unter Druck setzen.“ Allein der Kopf gibt rund 30 Prozent unserer Wärme ab.

„Ich trage ebenfalls Gartenschuhe und Handschuhe – die Hände bleiben über dem Wasser. Das ist so, weil mich sonst Füße und Hände limitieren, statt 10 Minuten kann ich dann nur 2-3 Minuten aushalten.“

Außerdem sollten man sich nicht allein an das Abenteuer machen. Da jeder Körper bei diesem Schockzustand anders reagiert, ist es ratsam, eine Begleitperson für den Notfall dabei zu haben.

Eine Mütze ist nicht nur für Anfänger ein absolutes Muss!
Eine Mütze ist nicht nur für Anfänger ein absolutes Muss! (Bild: privat)

Schmerz und Zittern sind Anzeichen um aufzuhören

„Wenn man sich ins Wasser setzt, ganz still wird und ruhig atmet, hört es auf kalt zu sein. Es bildet sich fast schon ein kleiner Film um einen herum, wie eine Art Schutzschicht. Meistens schließe ich dann die Augen für einen Moment und verspüre Dankbarkeit. Ich warte dann so lange bis ich dieses Kribbeln bemerke, ich nenne es gerne die kostenlose Akupunktur. Das ist mein Zeichen, um wieder raus zu gehen.“

Experten zufolge sollte die Dauer des Winterbadens drei bis fünf Minuten nicht übersteigen. Wann man genau damit aufhören sollte, ist, ähnlich wie beim Saunieren, nicht genau festzulegen. Letztendlich gilt: Auf den eigenen Körper hören! Sobald es zu sehr schmerzt und man anfängt, stark zu zittern, sollte das Abenteuer auf jeden Fall beendet werden.

Wer seinen Mut am Folgetag im Büro beweisen möchte, stellt sich zuvor eine Kamera bereit. Schließlich soll die Überwindung nicht mit einem „Ach, das hast du doch nicht durchgezogen“ abgetan werden.

Nun bleibt uns nichts mehr zu sagen außer: Frohes Bibbern!

(Quelle: Eva Beutel, kneipp.de, aok.de, eisbaden.de)