Nach Corona, den stark gestiegenen Zinsen ist die Konjunkturstark eingebrochen. Auch die Fahrzeug-Industrie lässt einen deutlichen Abwärtstrend erkennen. Das Flaggschiff der deutschen Industrie ist deutlich ins Schlingern geraten, die Absätze früherer Tage, als die Autos sich wie geschnitten Brot verkauften sind vorbei. Da stellen sich Fragen: Wie wirken sich die Zahlen auf die Arbeitsplätze der deutschen Hersteller und Zulieferer aus? Wie haben sich die Marktanteile der deutschen Hersteller und Fernost (China, Japan, Korea) verändert? Welche Entwicklung nimmt die E-Mobilität und wie sieht der Verband der Autoindustrie (VDA) die Zukunft der Verbrenner?
Über die derzeitige Lage sprachen wir mit Eva Siegfried (VDA-Sprecherin, Abteilung Presse & Digitales).
Frau Siegfried, wie viele Arbeitsplätze hatten die Hersteller und Zulieferer von 2014 bis August 2024?
„Zu den Beschäftigungsdaten möchte ich einen wichtigen Hinweis geben: Da die Beschäftigungszahlen durch das Statistische Bundesamt (Quelle) immer etwas zurückhängen, ist die aktuelle Zahl aus dem laufenden Jahr der Juni-Wert (aktueller Ist-Wert). Die Jahreszahlen der vergangenen 10 Jahre sind Jahresdurchschnitte.“
Die aktuellen Zahlen finden Sie hier:
Wie entwickelten sich die Marktanteile deutscher Hersteller im Zeitraum 2020 bis heute bei Verbrennern und E-Autos im Vergleich zu den Herstellern aus Fernost?
„Die Zahlen weisen aus, dass sich die Marktanteile asiatischer und deutscher Hersteller seit 2010 und heute bei Verbrennern kaum verändert haben, bei den E-Autos haben die Hersteller aus Fernost etwas mehr zugelegt.“
Die genauen Zahlen gibt es hier:
Welche Prognoseaussichten hat der VDA bei der zukünftigen Entwicklung der Mitarbeiterzahlen in der Fahrzeugindustrie?
„Der VDA gibt grundsätzlich keine Prognosen zur Beschäftigungsentwicklung ab. Interessant in diesem Zusammenhang ist aber eines der Ergebnisse einer VDA-Umfrage unter den Unternehmen des automobilen Mittelstandes, die im Frühjahr dieses Jahres durchgeführt wurde. In der Umfrage gab rund jedes zweite befragte Unternehmen (45 Prozent) an, aktuell in Deutschland Beschäftigung abzubauen. 16 Prozent gaben hingegen an, Beschäftigung aufzubauen, 38 Prozent der Unternehmen gaben an, dass die Beschäftigungszahlen konstant bleiben. Dieses und andere Ergebnisse finden Sie auf der Webseite der VDA.
Warum können deutsche Hersteller bisher keine E-Fahrzeuge im Niedrigpreissegment anbieten?
„Aktuell sind die Anschaffungskosten für ein E-Auto für viele Verbraucherinnen und Verbraucher noch eine Herausforderung, jedoch wird das E-Auto schrittweise zum Massenprodukt. Dazu werden weitere Technologiesprünge und Skaleneffekte kommen, so dass die Kosten für ein E-Auto mittelfristig weiter sinken und sich dem Verbrenner annähern werden.
Zu E-Kleinwagen: Deutsche Hersteller bieten weltweit etwa 130 E-Modelle in allen Segmenten an und das Angebot wird ständig größer. Auch für die unteren Preissegmente sind Ankündigungen gemacht, hier kommen zeitnah Modelle auf den Markt.
Deutsche E-Kleinwagen sind außerordentlich beliebt. Fast jeder zweite E-Kleinwagen, der in Deutschland neu zugelassen wird, stammt von einem deutschen Hersteller. Die Annahme, es hapere vor allem an der Produktion von E-Autos in Deutschland ist falsch, im Gegenteil: Nirgendwo in Europa werden mehr E-Autos produziert als in Deutschland und weltweit liegen wir hinter China sogar auch dem 2. Platz.“ Mehr Infos und Daten finden Sie auf der Homepage.
War es eine kluge Entscheidung, dass Berlin so schnell auf E-Autos setzte, für diese dann plötzlich keine Kaufanreize mehr gewährte und haben Verbrenner wirklich ausgedient?
„Klimaneutrale Mobilität zu ermöglichen – in Deutschland genauso wie auf dem Rest der Welt – ist Leitmotiv der deutschen Automobilindustrie. Wir stehen entschlossen hinter den Pariser Klimazielen und treiben die Transformation zur klimaneutralen Mobilität mit hohen Investitionen und Innovationen voran: Von 2024 bis 2028 werden die Hersteller und Zulieferer der deutschen Automobilindustrie weltweit rund 280 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung investieren. Die Elektromobilität ist dabei ein besonderer Fokus. Im gleichen Zeitraum kommen weitere 130 Milliarden Euro in den Neu- und Umbau von Werken hinzu.
Wir sind überzeugt: Der Hauptbeitrag zum Erreichen der Klimaziele erfolgt über die Elektrifizierung der Antriebe. Gleichzeitig gilt zweifellos: Wir brauchen globale Lösungen, um beim Klimaschutz entscheidend voranzukommen und haben uns daher immer im Sinne der Technologieoffenheit für unterschiedliche Lösungen auf dem Weg zur Klimaneutralität für unterschiedliche Regionen ausgesprochen.
Auf dem Weg zu klimaneutralem Verkehr sind erneuerbare Kraftstoffe eine dringend notwendige Ergänzung zur tragenden Säule Elektromobilität. Weltweit gibt es etwa 1,5 Mrd. Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, das unterstreicht das Klimaschutz-Potential erneuerbarer Kraftstoffe. Und selbst wenn das Ziel der Bundesregierung von 15 Millionen E-Autos bis 2030 erreicht wird, fahren dann noch rund 40 Millionen Pkw und Nfz mit Verbrennungsmotoren auf deutschen Straßen. Das verdeutlicht: Auch der Fahrzeugbestand muss einen Beitrag zum Klimaschutz leisten können – hier sind erneuerbare Kraftstoffe der zentrale Hebel.
Und auch bei den Nutzfahrzeugen gewinnen alternative Antriebe an Bedeutung. Hier spielen batterieelektrische Antriebe sowie solche mit Wasserstoff eine Rolle. Hinzu kommen erneuerbare Kraftstoffe, die schwere Nutzfahrzeuge im Bestand defossilisieren können.“