Augen auf beim Online-Shoppen: Schadstoffe in Babyartikel und Spielzeug

Augen auf beim Online-Shoppen: Schadstoffe in Babyartikel und Spielzeug
In Spielsachen aus PVC werden immer wieder Schadstoffe gefunden. (Bild: FamVeld via canva.com)

Weihnachten steht vor der Tür, Geschenkelisten machen in den Familien ihre Runden und viele Großeltern sind spendabel. Eine Meldung verunsichert aber: „Viele Babyartikel sind gespickt mit krebserregenden Substanzen.“ Was kann man denn noch kaufen? Hilfreich ist die ToxFox-App vom BUND.

Ein neuer Bericht des Europäischen Verbraucherverbandes BEUC zeigt, dass in vielen Alltagsprodukten wie Spielsachen, Schmuck und Kosmetik gesundheitsschädliche Stoffe enthalten sind. Dabei sind viele der gefundenen Schadstoffe in der EU verboten. Durch den Online-Handel werden die Produkte trotzdem vertrieben.

Besonders betroffen sind laut einem Bericht des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) Puppen aus PVC, Spielzeugschleim, Spielzeugpistolen, Luftballons, Wasserbomben, Plastikbälle und Badespielzeuge.

Über 200 Spielzeuge enthielten verbotene Schadstoffe

Auch eine Recherche der Europäischen Chemikalienagentur hat herausgefunden, dass viele Babyartikel mit krebserregenden Substanzen, Mutagenen oder fortpflanzungsschädigenden Substanzen belastet sind – und zwar nicht nur im Online-Handel. Stichprobenartige Kontrollen von europäischen Behörden bestätigen die Belastung mit Schadstoffen. So wurden im Jahr 2022 über 200 Spielzeuge gefunden, die verbotene Schadstoffe enthielten. Da nur Stichproben genommen wurden, liegt die tatsächliche Zahl deutlich höher.

Online Marktplätze werden schlecht kontrolliert

Ein vom BUND beauftragtes Rechtsgutachten stellt fest, dass die aktuellen Gesetze in Deutschland und der EU keinen ausreichenden Schutz vor diesen Produkten bieten. Die bestehenden Regelungen sind für die analoge Welt konzipiert. Behörden fehlen häufig schlicht die notwendigen Voraussetzungen. Maßnahmen bei Verstößen haben keine abschreckende Wirkung und Sanktionen sind in der Regel nicht zu befürchten.

Diese Schadstoffe wurden gefunden

Hormonelle Schadstoffe wie Bisphenol A und Phthalate können die Pubertät bei Kindern stören oder die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Phthalate sind Plastikzusatzstoffe, die Produkte aus Hartplastik geschmeidig machen. Vor allem Produkte aus PVC sind betroffen, da ein Kunststoff ohne diese Weichmacher hart und spröde wäre.

Blei und Cobalt sind giftige Metalle. Blei kann den Intelligenzquotienten bei Kindern verringern und ist fortpflanzungsschädigend.

Ewigkeits-Chemikalien PFAS

Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen, kurz PFAS, sind extrem langlebig. Gelangen die Industriechemikalien in die Umwelt, können sie Böden, Gewässer, Pflanzen und Tiere für Jahrhunderte belasten. Einige PFAS stehen im Verdacht, krebserregend zu sein, Niere und Leber zu schädigen und das Immunsystem zu schwächen. Je mehr PFAS in die Umwelt gelangen, umso stärker können sie sich im menschlichen Körper anreichern.

Diese Produkte sind besonders häufig betroffen:

  • Puppen aus PVC
  • Spielzeugschleim
  • Spielzeugpistolen
  • Luftballons
  • Wasserbomben
  • Plastikbälle
  • Badespielzeuge
  • Fingerfarben
  • Kosmetik
  • Schmuck
  • Autositze
  • Lätzchen
  • Betten und Matratzen
  • Baby Badezimmerartikel

Viele Schadstoffe sind in EU noch erlaubt

Immer noch dürfen viele Schadstoffe legal in der EU verwendet werden, wie beispielsweise PFAS. PFAS sind in sehr vielen Alltagsprodukten, zum Beispiel in Fast-Food-Verpackungen, Zahnseide, Outdoor-Jacken, Kosmetik und Pfannen. An einem Verbot wird zurzeit gearbeitet, doch bis es in Kraft tritt werden noch einige Jahre vergehen.

Krebserregende Chemie in Babyartikeln

Auch krebserregende Chemikalien in Babyartikeln wie Autositzen und Matratzen dürfen noch verwendet werden. Damit unsere Produkte endlich schadstofffrei sind, muss die europäische Chemikaliengesetzgebung überarbeitet werden. Einen Vorschlag zur Überarbeitung hatte die EU-Kommission bereits zu Ende 2022 angekündigt, dann aber verschoben.

BUND: So vermeiden Sie Schadstoffe

  • Sehr viele Spielzeuge und Babyartikel, die verbotene Schadstoffe enthielten, waren aus PVC. Vermeiden Sie vor allem Produkte aus Weich-PVC und bevorzugen Sie plastikfreie Alternativen. Puppen gibt es auch aus unbedenklichen Textilien.  Zertifiziertes Holzspielzeug ist eine gute Alternative zu Plastikspielzeug. Setzen Sie bei Kosmetik auf Naturkosmetika.
  • Nutzen Sie die kostenfreie ToxFox-App und lassen Sie Unternehmen wissen, dass Sie giftfreie Produkte wollen.
  • In der EU haben Sie ein Auskunftsrecht zu Chemikalien in Produkten, die als besonders besorgniserregend eingestuft wurden. Durch einen Scan mit der ToxFox-App des BUND können Sie es ganz leicht einfordern. Die ToxFox-App versendet in Ihrem Namen eine Anfrage an den Hersteller oder Händler. Firmen sind gesetzlich zur Auskunft verpflichtet, wenn ein Produkt Schadstoffe enthält. Und mit jeder Anfrage merken Firmen: Wir wollen Produkte ohne Gift!

Die Verbraucherzentrale NRW bietet bei Fragen zu Schadstoffen in Kinderspielzeug und im Haushalt übrigens eine Online-Schadstoffberatung an. Unter dem Titel „Spielzeug ohne Schadstoffe: Das sollten Sie beim Spielzeugkauf beachten gibt es einen interessanten Bericht mit vielen Tipps.

(Quelle: BUND/Verbraucherzentrale NRW)