Manuka Honig im Faktencheck Alexander Morof von Powerfabrik erklärt, was MGO 550, 800 und 1.000 wirklich bedeuten

Alexander Morof von Powerfabrik erklärt, was MGO 550, 800 und 1.000 wirklich bedeuten
Bienenschwarm fliegt vor dem bunten Bienenstock (Bild: CreativeNature_nl / iStock / Getty Images Plus)

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Wer sich im Reformhaus, in der Apotheke oder online mit Manuka Honig beschäftigt, stößt schnell auf kryptisch wirkende Zahlen und Kürzel. MGO 550, 800 oder sogar 1.000, das klingt beeindruckend, wirft aber auch viele Fragen auf. Handelt es sich um echte Qualitätsmerkmale oder nur um clevere Marketingstrategien?

Um das genauer einzuordnen, haben wir unter anderem mit Alexander Morof von Powerfabrik gesprochen. Sein Unternehmen vertreibt unter anderem Manuka-Produkte und setzt sich intensiv mit deren wissenschaftlicher Basis auseinander.

Zwischen Mythos und Messwert

Manuka Honig gilt als Superfood, das über die üblichen Eigenschaften herkömmlichen Honigs hinausgeht. Schon die Maori in Neuseeland nutzten ihn traditionell, doch erst moderne Forschungen brachten den entscheidenden Wirkstoff ins Spiel: Methylglyoxal, kurz MGO. Dieser Stoff ist maßgeblich für die antibakterielle Wirkung von Manuka Honig verantwortlich. Die Zahlen 550, 800 oder 1.000 beziehen sich also nicht auf Fantasie-Labels, sondern auf den gemessenen Gehalt von MGO in Milligramm pro Kilogramm Honig.

Damit wird klar: Je höher die Zahl, desto konzentrierter liegt der Wirkstoff vor. Aber bedeutet das automatisch, dass ein Honig mit MGO 1.000 immer „besser“ ist als einer mit 550? Ganz so einfach ist es nicht.

Woher kommt das MGO eigentlich?

Interessant ist, dass MGO im Honig nicht direkt vorkommt, sondern sich nach der Ernte aus einer Vorstufe entwickelt. Diese Vorstufe heißt Dihydroxyaceton (DHA) und findet sich in den Blüten des Manuka-Strauches, einer Pflanze aus der Myrtenfamilie, die fast ausschließlich in Neuseeland wächst. Während der Lagerung des Honigs wandelt sich DHA in MGO um. Dieser Prozess kann Monate dauern und hängt stark von Lagerbedingungen wie Temperatur und Licht ab.

Genau hier liegt eine Besonderheit von Manuka Honig: Während andere Honigsorten ihre antibakteriellen Eigenschaften durch das Enzym Glucose-Oxidase entfalten, bleibt die Wirkung beim Manuka auch dann stabil, wenn das Enzym durch Hitze oder Licht zerstört wird. Das MGO wirkt unabhängig davon und macht den Honig so besonders widerstandsfähig.

Was bedeuten die Zahlen für den Verbraucher?

Die gängigen Stufen wie 100+, 250+, 400+, 550+, 800+ oder gar 1.000+ sollen Orientierung bieten. Ein MGO-Gehalt von 100 bedeutet, dass in einem Kilogramm Honig 100 Milligramm MGO enthalten sind. Ab einem Wert von etwa 250 gilt der Honig als stark antibakteriell wirksam. Höhere Werte verstärken diesen Effekt, wobei es nicht nur um Bakterien, sondern auch um die allgemeine antioxidative Wirkung geht.

Doch braucht es wirklich einen MGO 1.000 für den Alltag? Experten wie Alexander Morof weisen darauf hin, dass die Wahl des richtigen Produkts vom Anwendungsbereich abhängt. Wer Manuka Honig als tägliches Nahrungsergänzungsmittel nutzen möchte, ist mit einem MGO 250 oder 400 oft bestens bedient. Höhere Konzentrationen wie 800 oder 1.000 finden eher bei speziellen Anwendungen Interesse, beispielsweise wenn es um die gezielte Unterstützung bei Infekten oder Hautproblemen geht.

Preis und Qualität – ein sensibles Verhältnis

Ein Honig mit MGO 1.000 ist nicht nur hoch konzentriert, sondern auch selten. Das schlägt sich im Preis nieder: Während ein Glas Manuka Honig mit niedrigeren Werten schon für rund 30 bis 40 Euro erhältlich ist, können Produkte mit MGO 1.000 deutlich über 150 Euro pro Glas kosten.

Dabei muss man sich bewusst machen, dass mehr nicht immer automatisch besser bedeutet. Die Studienlage zeigt zwar eine klare Korrelation zwischen MGO-Gehalt und antibakterieller Aktivität, doch jenseits eines gewissen Punktes nimmt der Nutzen nicht linear zu. Ein Vergleich mit Kaffee hilft: Doppelt so viel Koffein bedeutet nicht automatisch doppelt so viel Wachheit.

Die Rolle der Zertifizierung

Ein weiteres Thema, das bei Verbrauchern oft für Verwirrung sorgt, ist die Echtheit des Manuka Honigs. Aufgrund der hohen Preise ist er ein beliebtes Ziel für Fälschungen. Zertifizierungen wie UMF (Unique Manuka Factor) oder eben die Angabe des MGO-Wertes sollen Sicherheit bieten. Der UMF-Wert berücksichtigt neben MGO noch weitere Inhaltsstoffe wie Leptosperin oder DHA und gilt als umfassenderes Qualitätsmerkmal.

Morof erklärt, dass gerade in Europa viele Konsumenten auf den MGO-Wert vertrauen, weil er einfach zu verstehen ist. Entscheidend sei aber immer, dass die Analyse durch unabhängige Labore bestätigt werde. Seriöse Anbieter legen entsprechende Zertifikate offen und machen so die Herkunft und Qualität transparent.

Zwischen Wissenschaft und Marketing

Dass MGO inzwischen fast wie ein Markenzeichen wirkt, liegt auch an der wachsenden Nachfrage nach „natürlichen Heilmitteln“. Viele Hersteller betonen die Zahl auf dem Etikett großflächig, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Kritiker bemängeln jedoch, dass diese Art der Darstellung suggeriert, nur besonders hohe Werte seien wirklich wirksam.

Die Realität sieht differenzierter aus. Studien belegen, dass bereits mittlere MGO-Werte deutliche Effekte zeigen können. Für die meisten Anwender sind Honige im Bereich von 250 bis 550 eine sinnvolle Wahl, während die extrem hohen Stufen eher Nischenprodukte darstellen. Hier spielen Image und Exklusivität eine fast ebenso große Rolle wie die tatsächliche Wirkstoffkonzentration.

Orientierung im Zahlen-Dschungel

Manuka Honig bleibt ein faszinierendes Naturprodukt, dessen Wirkung wissenschaftlich belegt, aber auch gern vermarktet wird. Die Zahlen 550, 800 oder 1.000 sind echte Messwerte, doch ihre Bedeutung hängt vom jeweiligen Anwendungsfall ab. Für den täglichen Genuss oder die Unterstützung des Immunsystems ist ein mittlerer Wert oft ausreichend. Höhere Werte eignen sich eher für gezielte Anwendungen und für Konsumenten, die bereit sind, für diese Exklusivität tiefer in die Tasche zu greifen.

Alexander Morof von Powerfabrik bringt es pragmatisch auf den Punkt: „Entscheidend ist, dass der Honig echt ist und die Werte transparent belegt sind. Dann kann jeder für sich entscheiden, welches Produkt am besten zu den eigenen Bedürfnissen passt.“

Wer also beim nächsten Einkauf auf ein Glas mit MGO 1.000 stößt, sollte nicht nur auf die Zahl schauen, sondern auch fragen: Wofür will ich den Honig eigentlich verwenden? Die Antwort darauf entscheidet oft mehr als das Etikett.