Sevilla (tmy) – Wer sich gestern Abend das Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in der UEFA Nations League gegen Spanien angeschaut hat – und das, warum auch immer, bis zum Ende, der kann nur – so wie ich – zu einer Analyse kommen. „Die Mannschaft“ braucht dringend personelle Veränderungen – und zwar nicht nur auf dem grünen Rasen.
Obwohl ich die Verdienste des Trainerteams um Bundestrainer Joachim Löw mit Oliver Bierhoff – dem Direktor der Fußball-Nationalmannschaften und der DFB-Akademie – wirklich geschätzt habe – Stichwort WM 2014 – bin ich nun, sechs Jahre später, dafür, dass sich bei der Nationalelf dringend etwas verändern muss, da das Team seit dem Triumph von Rio in seiner Entwicklung quasi stagniert und es an Erfahrung und Lautsprechern fehlt.
Wer „Jogi“ Löw und seine engsten Vertrauten in diversen Führungspositionen beim 0:6-Debakel im Olympiastadion von Sevilla beobachtet hat, der dürfte sich – ebenso wie ich – schon gefragt haben, warum diese Vorführung der Spanier, bei denen übrigens noch einige Stammkräfte fehlten, so regungs- und tatenlos hingenommen worden ist. Warum gab es keine lautstarken Anweisungen oder Spieler, die sich gewehrt und die Ärmel hochgekrempelt haben?
Ganz einfach deshalb, weil es solche Typen in diesem Team eigentlich nicht mehr gibt – bis vielleicht auf Torhüter und Kapitän Manuel Neuer, der tatenlos zusehen musste, wie ihm die Hütte vollgehauen wurde, weil seine Vorderleute nicht wie eine Abwehr, sondern wie ein aufgeschreckter Hühnerhaufen über den Platz irrten. Es fehlen gestandene Spieler mit Erfahrung, um gegen solche Großmächte des Fußballs zu bestehen – Umbruch hin oder her.
Daher wäre es gut, wenn es auch auf der Entscheidungsebene neues, frisches Blut gibt, das nach Leistungsprinzip nominiert, also die besten Fußballer des Landes einlädt, die der deutschen Mannschaft spielerische Klasse und Stabilität verleihen und nicht Spieler, die in ihren Vereinen kaum Einsatzzeit bekommen und beim DFB nur in eine Art „Wohlfühl-Oase“ abtauchen.
Können Sie sich die Spanier ohne Sergio Ramos vorstellen oder ein Kroatien ohne Luka Modric beziehungsweise eine portugiesische Auswahl ohne Cristiano Ronaldo? Also, ich nicht! Sicherlich waren Thomas Müller, Jerome Boateng und Mats Hummels zwischendurch in einem Leistungstief. Aber derzeit gehören sie zu den besten Akteuren, die ganz Fußballdeutschland überhaupt zu bieten hat – und mir fallen da noch ein paar andere ein…
Solche und Spieler ihrer Kategorie braucht man, um im internationalen Vergleich mithalten zu können. Das ist gestern Abend bei der höchsten Niederlage einer deutschen Auswahl – übrigens seit 1931 (!) – mehr als nur deutlich geworden. Das sollten auch die Entscheidungsträger erkennen oder ansonsten eben den Weg für neue Impulse frei machen.
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