Schlaflose Unwetternacht in Biberach

Schlaflose Unwetternacht in Biberach
Die Theodor-Heuss-Straße wurde unterspült (Bild: Stadt Biberach)

Das Unwetter am Mittwochabend flutete im ganzen Kreis Biberach Straßen und Gebäude. Allein in der Stadt Biberach geht der Schaden in die Millionen, berichtet die Stadt in einer vorläufigen Bilanz.

Eineinhalb Stunden hat Biberachs OB Zeidler nach eigenem Bekunden in der Nacht zum Donnerstag geschlafen – ihm erging es wie vielen anderen: Rund 1800 Einsatzkräfte von Feuerwehr, DRK und Technischem Hilfswerk bekämpften stundenlang und teilweise immer noch die Folgen des Unwetters von Mittwochabend.

„Gegen 20.30 Uhr war uns mit Blick auf den Regenradar klar, dass es ernst wird“, berichtet Kreisbrandmeisterin Charlotte Ziller. Früh habe man die Alarmierungskette in Gang gesetzt. Bis in die Nacht sind dann 1900 Anrufe in der Leitstelle aufgelaufen. Die meisten zwischen 22 und 23 Uhr, aus Biberach, Bad Buchau, Ochsenhausen, Ummendorf und vielen anderen Kreisgemeinden.

Die Bahnunterführung in Rißegg-Halde wurde geflutet
Die Bahnunterführung in Rißegg-Halde wurde geflutet (Bild: Stadt Biberach)

Der Pegel der Riß und anderer Gewässer schwoll angesichts der Regenfälle schlagartig an, die Kläranlage in Warthausen hielt den Wassermassen nicht stand und wurde überflutet, hunderte Keller im Kreisgebiet liefen voll, zahlreiche Straßen waren unpassierbar.

Allein im Stadtgebiet Biberach gab es 489 Einsatzorte, berichtet Feuerwehrkommandant Florian Retsch. Darunter „prominente“ Adressen wie der Keller des Kreisarchivs oder das Polizeirevier, das wegen Rissen in den Wänden geräumt wurde. Jetzt muss erstmal der Statiker prüfen, ob die Mitarbeiter wieder einziehen können.

Schlammbad im Jordanbad
Schlammbad im Jordanbad (Bild: Uli Landthaler)

Neun Menschen im Landkreis wurden aus ihrem vom Wasser umspülten Auto befreit, sieben Leichtverletzte registriert – dass es nicht weitere Opfer gab, stufen die Verantwortlichen als positiven Aspekt der Unwetternacht ein. Auch aus Ravensburg und dem Zollern-Alb-Kreis rückten Einsatzkräfte an, um die Biberacher zu entlasten. Zeidler lobte die Mitglieder der „Blaulicht-Familie“ aus Feuerwehr, DRK, THW und Polizei, die gut zusammenarbeiteten und umsichtig und vorausschauend zu Werke gingen, so dass kein Helfer nennenswert zu Schaden kam.

Der Stress für die Helfer und der materielle Schaden an Gebäuden und Verkehrswegen sind aber enorm. Die Schadensliste der Stadtverwaltung Biberach umfasst allein zehn Schul- und Kindergartengebäude in Rißegg, Mettenberg und der Innenstadt. Die Mehrzweckhalle in Rißegg ist unbenutzbar, wahrscheinlich muss der Sportboden ausgetauscht werden. Laut Zeidler geht der Gesamtschaden in der Stadt in die Millionen.  

Die Brücke in der Rollinstraße wurde gesperrt, Fußgänger und Autofahrer müssen einen kurzen Umweg nehmen.
Die Brücke in der Rollinstraße wurde gesperrt, Fußgänger und Autofahrer müssen einen kurzen Umweg nehmen. (Bild: Uli Landthaler)

Die Sache ist auch noch nicht ausgestanden. Noch immer müssen Keller ausgepumpt und Straßensperrungen aufrechterhalten werden, für die Nacht zum Freitag sind weitere Regenfälle angekündigt. Ihre Bewährungsprobe hatte die Laupheimer Anlage zur Befüllung von Sandsäcken. Mit zwei neuen Fahrzeugen können die Sandsäcke rasch im Landkreis ans Ziel gebracht werden, um von Hochwasser bedrohte Straßen und Gebäude zu schützen.  

Auch der westliche Teil des Landkreises wurde vom Unwetter getroffen. In Heiligkreuztal trat der Mühlbach über die Ufer. Den Bericht dazu lesen Sie hier: https://www.wochenblatt-news.de/millionenschaeden-durch-erneute-unwetter-im-kreis-biberach/