Gäubahn-OBs an Minister Hermann: „Brachliegende Gleise wären Schildbürgerstreich“

Gäubahn-OBs an Minister Hermann: „Brachliegende Gleise wären Schildbürgerstreich“
Soll nach dem Willen der Oberbürgermeister auch künftig bis in den Stuttgarter Hauptbahnhof fahren: IC auf der Gäubahn. (Bild: Stadt Tuttlingen)

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Das Land soll dafür sorgen, dass auch weiterhin auf den bestehenden Gleisen der Gäubahn Züge bis in den Stuttgarter Hauptbahnhof fahren. Diese Forderung richten OB Michael Beck und sechs weitere Oberbürgermeister an Verkehrsminister Winfried Herrmann.

Ihre Begründung: Da sich die Fertigstellung von S 21 verzögert, gibt es keinen Grund, die Strecke in absehbarer Zeit still zu legen. Das Land müsse nun die Voraussetzung dafür schaffen, dass auch weiterhin Zugverkehr möglich ist.

Die Forderung der OBs entlang der Gäubahn steht schon länger im Raum: „Keine Abbindung ohne Alternative“, so Michael Beck sowie Bernd Häusler (Singen), Jürgen Roth (Villingen-Schwenningen), Dr. Christian Ruf (Rottweil), Peter Rosenberger (Horb), Nico Reith (Herrenberg) und Dr. Stefan Belz (Böblingen). Konkret ausgedrückt: So lange es nicht sicher ist, dass der Pfaffensteigtunnel zum Flughafen kommt, dürfe auch die Gäubahn nicht abgehängt werden. Nach den derzeitigen Plänen der Bahn droht aber ab 2026 genau dies: Wer aus Richtung Süden nach Stuttgart will, muss dann in Vaihingen in die S-Bahn umsteigen.

In den Augen der sieben Oberbürgermeister sind diese Planungen mehr als zweifelhaft – zumal es beim Gesamtprojekt S 21 zunehmend offene Fragen gibt: Schon länger ist bekannt, dass die Finanzierung des Pfaffensteigtunnels ungeklärt ist, dass es Probleme mit dem digitalen Knoten (ETCS) gibt, und dass die Deutsche Umwelthilfe gegen die Abhängung der Gäubahn klagt. Nun kommt noch hinzu, dass das geänderte Eisenbahngesetz es erheblich erschwert, Gleisanlagen abzureißen und neu zu überbauen. Genau das aber ist in Stuttgart vorgesehen. Folglich dürften nach der neuen Rechtslage wohl auch die Gleise der Gäubahn nicht mehr so ohne weiteres entfernt werden, um Bauland zu schaffen.

Vor diesem Hintergrund sind die Oberbürgermeister überzeugt, dass es noch Jahre dauern wird, bis – wenn überhaupt – die Stuttgarter Gäubahntrasse aufgeben wird. Umso wichtiger sei es daher, jetzt dafür zu sorgen, dass diese auch weiter betrieben werden können. Denn so selbstverständlich ist dies nicht: Gleisanlagen müssen regelmäßig gewartet und saniert werden. Und auch der Bahnverkehr selber muss langfristig vorgeplant werden, da die Zugkapazitäten begrenzt sind.

Ein Großteil der Verbindungen auf der Gäubahn sind Regionalzüge. Da der Regionalverkehr im Auftrag des Landes betrieben wird, wenden sich die OBs nun an den zuständigen Verkehrsminister Winfried Hermann: „Solange Gleise der Gäubahn liegen, müssen sie betriebsbereit gehalten werden und darauf Regionalverkehr durch das Land bestellt werden! Die Direktverbindung bis zum Hauptbahnhof muss sichergestellt bleiben“, heißt es in einem diese Woche versandten Brief. Denn eines dürfe auf keinen Fall passieren: Dass die Gäubahn aus rein organisatorischen oder formalen Gründen abgehängt wird, obwohl die Gleise noch vorhanden wären. „Brachliegende Gleise der Gäubahn in Stuttgart kämen unserer Auffassung nach einem Schildbürgerstreich gleich“, schreiben sie, „das können und wollen wir uns nicht vorstellen.“

(Pressemitteilung: Stadt Tuttlingen)