Bitte mag mich! Warum People Pleasing krank machen kann und wie man daraus ausbricht

Warum People Pleasing krank machen kann und wie man daraus ausbricht
Grenzen setzen lernen: Warum ein Nein wichtig für die eigene Gesundheit ist // Symbolbild. (Bild: iStock / Getty Images Plus)

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Wie mache ich alle um mich herum zufrieden? Wie muss ich dazu für andere sein? Sogenannte People Pleasers beschäftigen sich intensiv damit, was ihr Gegenüber denkt und fühlt. Um anderen gerecht zu werden, unterdrücken sie ihre Emotionen und stellen persönliche Bedürfnisse zurück.

„Ein solches Verhalten ist auf Dauer sehr zermürbend und schädlich für das eigene Wohlbefinden. Es kann sogar das Risiko für psychische Erkrankungen erheblich erhöhen“, weiß Dr. med. Steffen Häfner, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und Ärztlicher Direktor der Klinik am schönen Moos.

Der Wunsch zu gefallen: Ursachen von People Pleasing

Wie und warum sich das Verhalten von People Pleasers entwickelt, kann verschiedene Ursachen haben – häufig liegen sie in der Kindheit. „Wer in jungen Jahren Liebe und Aufmerksamkeit nur dann bekam, wenn bestimmte Erwartungen erfüllt wurden, fühlt sich meist auch noch als Erwachsener erst durch ein anerkennendes Lob liebenswürdig. Lernen Kinder früh, dass ihre eigenen Gefühle weniger wichtig sind als die der anderen, wächst das Streben danach, allen Erwartungen gerecht zu werden“, erläutert Dr. Häfner.

Werden eigene Meinungen, Fähigkeiten oder auch Berufswünsche ständig von außen abgewertet, kann das zu einem geringen Selbstwertgefühl führen. Dadurch glauben Betroffene häufig, dass ihre eigenen Emotionen und Anliegen bedeutungslos oder für andere eine Zumutung seien. Oftmals ist die Angst vor Ablehnung sehr groß und Betroffene entwickeln ein intensives Harmoniebedürfnis. Auch sehr früh zu viel Verantwortung tragen zu müssen, beispielsweise für die Geschwister, kann dazu führen, dass Menschen lernen, sich zu übernehmen, und auch als Erwachsene noch Schwierigkeiten haben, Grenzen zu setzen.

Abwärtsspirale durch Aufopferung: Die gesundheitlichen Folgen des People Pleasing

Ein zentrales Problem von People Pleasers ist, dass sie oft nur vermuten, was von ihnen erwartet wird, statt offen darüber zu sprechen. Diese Annahmen führen nicht selten zu Enttäuschungen, sobald auf ihre Bemühungen nicht die erhoffte Dankbarkeit folgt, sondern beispielsweise Wut.

„People Pleasers verzweifeln, wenn sie trotz aller Bemühungen ihr Gegenüber nicht zufriedenstellen können“, erläutert der Facharzt. Infolgedessen verstärkt sich das Verhalten häufig durch Perfektionismus und Multitasking, was zu einer ständigen Überforderung führt. Stress und Erschöpfung sind die Folge – das Risiko für Burn-out wächst.

Oftmals verlieren Betroffene dabei ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche aus den Augen, wodurch sie sich zunehmend fremdbestimmt fühlen. Dies sorgt für ein erhöhtes Risiko, an Depressionen zu erkranken.

Was möchte ich eigentlich? Wege aus dem People Pleasing

Damit People Pleasers aus dieser Spirale ausbrechen, scheint die Lösung nahezuliegen: aufhören, es allen recht machen zu wollen. Doch wie lässt sich diese jahrzehntelang erlernte Denk- und Verhaltensweise ändern?

„Entscheidend ist für Betroffene, zu verstehen, dass der eigene Wert nicht an irgendwelche Bedingungen geknüpft ist. Und dass ihre Wünsche und Bedürfnisse von zentraler Bedeutung sind“, so Dr. Häfner und ergänzt: „Da sie ihr Leben lang auf andere fixiert waren, müssen sie erst lernen, was sie selbst brauchen. Was ist ihnen in Beziehungen, Partnerschaften und im Beruf wichtig? Wofür reichen ihre Kapazitäten momentan? Ist etwas mit den eigenen Werten vereinbar oder wird eine Grenze überschritten? All diese Fragen müssen sich People Pleasers bewusst stellen.“

Indem sie in sich hineinhorchen und regelmäßig reflektieren, können sie ihre eigene Identität entdecken. Der Klinikleiter weiß: „Sobald Betroffene wirklich begreifen, dass sie ohne ständige Leistung gemocht werden, können sie sich vom Drang, immer gefallen zu müssen, befreien.“

Nein sagen lernen: Ein wichtiger Schritt zur Selbstbestimmung

Ein wesentlicher Bestandteil dieses Prozesses ist das Setzen von Grenzen. „Ein Nein als Antwort sorgt bei Freunden, Kollegen und Familienmitgliedern meist anfangs für Irritationen. Aber genau das müssen Betroffene aushalten. Am besten nehmen sie sich erst mal nur kleine, harmlose Absagen vor“, so Dr. Häfner und erklärt: „Ein hilfreicher Ansatz ist das sogenannte INGA-Prinzip: Interesse signalisieren, Nein sagen, einen Grund nennen und eine Alternative aufzeigen.“

So können sich People Pleasers von den Erwartungen anderer abgrenzen und sich bewusst um die eigenen Wünsche kümmern. „Sie übernehmen dadurch Verantwortung für sich selbst und ermöglichen sich ein erfüllteres Leben“, betont der Facharzt abschließend.

Weitere Informationen unter www.klinik-a-s-moos.de.

(Quelle: Borgmeier Public Relations)