Notfallpraxis soll gerettet werden Bad Saulgau bringt eine Petition auf den Weg 

Bad Saulgau bringt eine Petition auf den Weg 
Ob Bad Saulgau mit der Petition die Schließung der Notfallpraxis verhindern kann ist ungewiss // Symbolbild. (Bild: iStock / Getty Images Plus)

Um die Notfallpraxis in Bad Saulgau zu retten, hat der Gemeinderat eine Petition auf den Weg gebracht. Bad Saulgau ist damit Teil einer landesweiten Aktion, an der sich die 17, von der Schließung ihrer Notfallpraxen betroffenen Städte, beteiligen. Empfänger der Petition ist der zuständige Ausschuss des Landtages.

Inhalt des Ersuchens

Mit ihrer Beschwerde ersucht die Stadt Bad Saulgau Landesgesundheitsminister Lucha um seine Rechtsaufsichtsfunktion, den Ausbau und die Stärkung alternativer Versorgungskonzepte im ländlichen Raum, sowie den Ausbau und die Stärkung des Rettungsdienstes im ländlichen Raum. weitere Adressaten der Bittschrift sind das Land Baden-Württemberg (Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration), sowie die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg

Notfallpraxis hat sich bewährt

In der Petition wird auf die Versorgungssicherheit der fast 40.000 Bewohner im Mittelbereich hingewiesen: „Die Ärztliche Bereitschaftspraxis ist außerhalb der Öffnungszeiten der hausärztlichen Praxen,  für die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung die erste Anlaufstelle am Wochenende.“  Ein weiteres Argument im Schreiben ist, dass sich seit der Schließung des Krankenhauses die Notfallpraxis auch ohne Anbindung an ein Krankenhaus mit Notaufnahme gut funktioniere und somit die Notaufnahmen der umliegenden Krankenhäuser spürbar entlaste. Folge einer Schließung der Saulgauer Notfallpraxis sei, dass außerhalb der regulären Sprechstunden keine ärztliche Versorgung der Patienten im Raum Bad Saulgau möglich ist.

Zweifel an telemedizinischen Angeboten

Auf wenig Gegenliebe stößt das Angebot für telemedizinische Angebote. Diese seien, noch nicht ausgereift, denn sie stellten zu hohe technische Anforderungen für weniger versierte Nutzer, wie beispielsweise Senioren. Als weiterer Gund wurde die teils instabile Infrastruktur bei Internetverbindungen angeführt.

Versorgung nur noch in Sigmaringen    

In der Petition wird beklagt, dass zukünftig die Versorgung der Patienten nur noch in Sigmaringen möglich sei. Neben der Fahrtstrecke von rund 35 Kilometern sei auch fraglich, ob die Patienten noch selbst fahren könnten, oder auf die Hilfe in ihrem persönlichen Umfeld angewiesen seien. Damit könne nicht mehr sichergestellt werden, dass die Sigmaringer Notfallpraxis innerhalb von 30 Minuten erreichbar sei. Mit dem ÖPNV funktioniere dies ohnehin nicht, der Abholservice des ärztlichen Bereitschaftsdienstes sei eher eine „Papierlösung“ als eine belastbare Alternative. Im Ersuchen wird zudem die Befürchtung geäußert, dass es zukünftig bei der Sigmaringer Notfallpraxis zur Überlastung komme.

Deutlich kommt in der Bittschrift zum Ausdruck, dass fehlende Notfallstrukturen für die Patienten ein Gesundheitsrisiko darstellten und im schlimmsten Fall zu einer Gefahr für Leib und Leben würden. Einher ginge, dass die Menschen in ihrer Not auf den Rettungsdienst ausweichen, dies führe unweigerlich dazu, dass zwingend notwendige Rettungseinsätze mangels Kapazitäten gefährdet würden.

Die Forderungen

Wir, die Fraktionen des Gemeinderates Bad Saulgau, sowie die Stadtverwaltung Bad Saulgau, vertreten durch Bürgermeister Raphael Osmakowski-Miller,

  • fordern von Gesundheitsminister Lucha deshalb die Ausübung seiner Rechtsaufsichtsfunktion. Wozu gibt es eine Rechtsaufsicht, wenn diese bei Versagen, des mit einer Aufgabe betrauten Stelle nicht tätig wird?
  • haben gleichzeitig erhebliche Zweifel daran, dass Gesundheitsminister Lucha dieser Aufgabe nachkommen wird und fordern deshalb die Ausarbeitung eines schlüssigen und mit hinreichend personellen und finanziellen Ressourcen ausgestatteten telemedizinischen Konzeptes. Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Kassenärztliche Vereinigung bereits mit dem Betrieb einer vergleichsweise simplen Telefonhotline (116 117) überfordert. Wenn die als „Allheilmittel“ dargestellte Telemedizin einen echten Nutzen entfalten soll, muss sie auch ohne längere Wartezeiten funktionieren.
  • erwarten, dass unser Gesundheitsminister zu seinem Wort steht und sein in der öffentlichen Sitzung des Sozialausschusses vom 23. Oktober 2024 gegebenes Versprechen einhält, dass eine Schließung der Notfallpraxen erst dann erfolgen darf, wenn die Telemedizin funktioniert.
  • fordern, dass vom Land Baden-Württemberg zusätzliche Ressourcen für den Ausbau des Rettungsdienstes im ländlichen Raum zur Verfügung gestellt werden, um der oben skizzierten Fehlentwicklung entgegenzuwirken.

Die von den Gemeinderäten und dem Bürgermeister unterschriebene Petition, finden Sie im Gesamtwortlaut hier: Petition-fuer-den-Erhalt-der-Notfallpraxen-in-Bad-Saulgau

Landesweite online-Petition

Nicht nur Bad Saulgau, sondern weitere 17 Städte sind von den Plänen der KVBW betroffen. Hierzu läuft bereits seit geraumer Zeit eine landesweite online-Petition, für die sich alle Einwohnerinnen und Einwohner eintragen können: Verhindern Sie die Schließung von Notfallpraxen in Baden-Württemberg