Rund 50 Teilnehmer informierten sich beim virtuellen Karrieretag der Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben über die Vielfalt an Qualifizierungs- und Fördermöglichkeiten
Weingarten – Die Corona-Pandemie stellt die Wirtschaft vor große Herausforderungen. Die von Unsicherheiten, Kurzarbeit und Homeoffice geprägte Krisenzeit können Unternehmen und Mitarbeitende aber auch sinnvoll für Qualifizierungen nutzen. „Weiterbildung ist ein wichtiges Instrument, das sich auch in anderen Krisen gut bewährt hat“, sagt Jürgen Schatz, Leiter des Geschäftsbereichs Weiterbildung der Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben (IHK). Um über die vielfältigen Qualifizierungs- und Fördermöglichkeiten zu informieren, hatte die IHK unter dem Motto „Orientieren, weiterbilden und fördern lassen“ zu ihrem dritten, erstmals virtuellen Karriere-Tag eingeladen. Rund 50 Teilnehmer nutzten die digitale Informations- und Austauschplattform, die in drei Durchgängen mit jeweils drei Themenblöcken angeboten wurde.
Von Jürgen Schatz erhielten die Besucher einen strukturierten Überblick mit Orientierungshilfe in Sachen Weiterbildung. So informierte er beispielsweise über die Differenzierung von Weiterbildungsmöglichkeiten mit und ohne öffentlich-rechtlichen Abschluss. Während erstere auf einer Rechtsgrundlage basieren und die Absolventen nach erfolgreicher Prüfung ein Abschluss-Zeugnis erhalten, handelt es sich bei den Qualifizierungen ohne öffentlich-rechtlichen Abschluss um Anpassungsfortbildungen ohne Rechtsgrundlage, aber mit bundeseinheitlichen Qualitätsvorgaben. Die Teilnehmer erhalten nach Kursende ein IHK-Zertifikat oder eine Teilnahmebescheinigung. „Vorsicht, der Begriff Zertifikat ist nicht geschützt“, warnte Schatz. Das IHK-Zertifikat aber stehe für Qualität: Wer es erhalte, habe an mindestens 50 Unterrichtseinheiten teilgenommen und einen Leistungsnachweis erbracht.
Schatz stellte auch verschiedene Durchführungsformen wie Vollzeit- und berufsbegleitende Lehrgänge oder Blockmodelle mit Präsenz, im Blended-Learning-Modell mit Online-Anteilen und rein digitale Lernformen vor. „Lassen Sie sich fordern und fördern: Weiterbildung ist ein Sprungbrett für Ihre Zukunft – gerade auch in Krisenzeiten“, appellierte er an die Karrieretag-Teilnehmer. Dabei spiele es keine Rolle, ob es sich um eine vom Arbeitgeber veranlasste betriebliche Weiterbildung oder Inhouse-Schulung handle oder um eine persönliche berufliche oder berufsbezogene Weiterbildung. Die Bereitschaft, lebenslang zu lernen, zahle sich aus, betonte Schatz und verwies auf aktuelle Erhebungen, die für Hochschul- und Weiterbildungsabsolventen vergleichbare Lebenseinkommen ausweisen.
Einen detaillierten Einblick in die höhere Berufsbildung der IHK – vom Fachberater bis zur Geprüften Technischen Betriebswirtin – sowie in vielfältige finanzielle Fördermöglichkeiten gab Klaus Giesinger, IHK-Teamleiter Prüfungslehrgänge. „Mit einem Abschluss auf Meisterebene beispielsweise erwerben Sie für sich einen Hochschulzugang“, sagte er und verwies auf den Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR). Dieser beschreibt acht Kompetenzniveaus, denen sich die Qualifikationen des deutschen Bildungssystems zuordnen lassen und die eine gute Vergleichbarkeit mit dem Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR) ermöglichen. Dass berufliche Weiterbildung sich auszahle, so Giesinger, zeige zudem eine Umfrage, in der zwei Drittel der Befragten (65 Prozent) von positiven Effekten und 11 Prozent von einer erhöhten Arbeitsplatzsicherheit berichten. 85 Prozent gaben an, sie würden die gleiche Weiterbildung noch einmal machen.
Boris Selimovic, IHK-Teamleiter Seminare und Projekte, informierte über Seminare, Zertifikatslehrgänge, E-Learning und Inhouse-Projekte sowie die damit verbundenen Möglichkeiten zum Erwerb von Überqualifikationen. „Sie erhalten neue Impulse für Ihr Tagesgeschäft, trainieren Ihre Fertigkeiten, vertiefen und spezialisieren Ihr Wissen“, so Selimovic. Die Seminare, für die es als Abschluss Teilnahmebescheinigungen gibt, bieten eine große Themenvielfalt. Zudem bestehe die Möglichkeit, über einzelne Seminare Kompetenzpakete zusammenzuschnüren. Die Zertifikatslehrgänge mit einem IHK-Zertifikat als Abschluss seien Bindeglied zwischen der höheren Berufsbildung und den Seminaren, so Selimovic weiter. Sie seien ideal, um berufliche Akzente zu setzen, vorhandenes Wissen zu vertiefen oder sich zu spezialisieren. „Das Erlernte ist unmittelbar im Beruf nutzbar“, so Selimovic. Vorgaben zur Qualitätssicherung seien mindestens 50 Unterrichtseinheiten, 80 Prozent Anwesenheitspflicht sowie das Bestehen eines lehrgangsinternen Leistungsnachweises. Auch Projektarbeiten in Betrieben sind möglich. Allen Qualifizierungsmaßnahmen gemeinsam ist die große Praxisnähe. „Die Themen kommen aus der regionalen Wirtschaft und damit aus der Praxis für die Praxis.“
Im Nachgang zu den Vorträgen konnte eine individuelle Weiterbildungsberatung, wie Qualifizierungen am besten mit den beruflichen sowie privaten Anforderungen in Einklang gebracht werden können, vereinbart werden. Diese wird dann zu einem späteren Zeitpunkt wunschweise virtuell, telefonisch oder persönlich durchgeführt. Außerdem wurde unter allen Karrieretag-Teilnehmenden ein Gutschein in Höhe von 1.800 Euro verlost, der für Prüfungs- und Zertifikatslehrgänge bei der IHK Bodensee-Oberschwaben angerechnet werden kann.
Ein durchweg positives Feedback erhielt der virtuelle Karrieretag im Anschluss: Als „wertvoll und informativ“ sowie „übersichtlich und verständlich“ bewerteten ihn Teilnehmende: „Die einzelnen Folien der Präsentationen waren gut strukturiert und anschaulich visualisiert. Vielen Dank für die guten Infos.“