Tierische Menschenretter mit Expertennase: 20 Jahre Rettungshundebereitschaft des DRK

Das gemeinsame Training ist wichtig: Im Einsatz muss ein Hundeführer seinen Hund ´lesen´ können.
Das gemeinsame Training ist wichtig: Im Einsatz muss ein Hundeführer seinen Hund ´lesen´ können. (Bild: picture alliance/dpa | Boris Roessler)

Mit ihren sensiblen Nasen sind die Helfer auf vier Pfoten in vielen Bereichen wichtige Partner. Sie erschnüffeln vermisste Demenzkranke oder Jogger ebenso wie Menschen unter Trümmern. Seit 20 Jahren gibt es beim DRK Ravensburg die Rettungshundebereitschaft. Grund genug, hinter die Kulissen zu schauen.

Rettungshunde können große und unwegsame Gelände in meist kurzer Zeit mit ihrem hervorragenden Geruchssinn absuchen. Die Einsatzbereiche sind unterschiedlich. Sie spüren Menschen in bis zu 500 Meter Entfernung auf, dabei kann ein gut ausgebildeter Rettungshund in der Fläche eine Menschenkette von rund 50 Personen ersetzen.

Verwirrte Menschen entlaufen aus einem Heim, ein Kind kommt vom Spielen nicht nach Hause, ein Spaziergänger hat sich im Wald verlaufen oder es besteht bei einer Person Suizidgefahr. Wenn jede Minute zählt, sind Hunde bei der Suche unentbehrlich. Die Rettungshundebereitschaft des DRK Ravensburg wird von der Polizei alarmiert und kann innerhalb kürzester Zeit zu einer Suchaktion ausrücken. Eine Geruchsprobe reicht, damit der ausgebildete Rettungshund eine Spur aufnehmen kann. Hunde riechen eine Million Mal besser als wir Menschen.

Leckerlies müssen sein

Gesucht wird immer im Team. Das besteht aus der Schnüffelnase, dem Hundeführer und einem Helfer. Die nonverbale Kommunikation mit dem Hund ist bei jeder Suche das A und O. „Ein Hundeführer muss seinen Hund `lesen` können“, so Rolf Schönebeck, Bereitschaftsleiter der  Rettungshundebereitschaft des DRK. Nach etwa 30 bis 60 Minuten – je nach der Intensivität der Suche – wird das Team ausgetauscht. Mensch und Tier brauchen jetzt eine Pause, da die Konzentration nachlässt.

Tierisch stark unterwegs: Julia Hasel (Bereitschaftsleiterin) mit ihrer geprüften Rettungshündin Juna sowie Rolf Schönebeck (Bereitschaftsleiter) mit seinem Flocki. Der Vierbeiner ist bereits in Rente.
Tierisch stark unterwegs: Julia Hasel (Bereitschaftsleiterin) mit ihrer geprüften Rettungshündin Juna sowie Rolf Schönebeck (Bereitschaftsleiter) mit seinem Flocki. Der Vierbeiner ist bereits in Rente. (Bild: DRK/Rettungshundebereitschaft)

Ob ein Hund was findet oder nicht – für ihn ist das Suchen ein Spiel, er braucht ein Erfolgserlebnis und muss belohnt werden. „Aus diesem Grund versteckt sich nach getaner Arbeit dann meist der Helfer und der Hund sucht. Das Leckerli gibt`s obendrauf“.

Bei jedem Wetter

Die Suche durch Rettungshunde ist grundsätzlich kostenlos und wird nicht abgerechnet. Das heißt: Alle Mitglieder arbeiten ehrenamtlich und der Hund ist Eigentum des Mitgliedes. Das Wetter spielt bei den Einsätzen keine Rolle. Während wir im warmen Bett oder am knisternden Kachelofen sitzen kann es sein, dass die Kräfte bei Regen, Schnee und Kälte auf der Suche nach Vermissten sind. Vom DRK gibt es einen Sockelbetrag für die Bereitschaft, der deckt aber nicht alle Kosten für spezielle Fahrzeuge, Einsatzkleidung und Ausrüstung.

Über 6.000 Stunden im Jahr freie Zeit geopfert

Im Jahr 2022 leistete die Bereitschaft Rettungshunde 6.137 Stunden. Davon entfielen 3.763 Stunden auf Training und 175 Stunden auf Einsätze. Der Rest: Aus- und Fortbildung, Vorführungen und sonstige Tätigkeiten. Die Rettungshundebereitschaft beim DRK Ravensburg verfügt über 29 aktive Mitglieder – aufgeteilt in Flächensuchhunde-Teams, Mantrailer-Team und Helfer ohne Hund. Die Einsatzbereitschaft wird an 365 Tagen im Jahr gewährleistet – und das alles ehrenamtlich. „Die Hunde werden eigenständig ausgebildet, hauptsächlich für die Flächensuche. Die Ressourcen im Bereich Mantrailing sollen aber ausgebaut werden“, so Schönebeck.

Nicht nur die Hunde streicheln – gerne auch spenden

Zur Vorweihnachtszeit werden jetzt wieder vermehrt kuschelige und bestens ausgebildete Rettungshunde mit ihren Herrchen oder Frauchen samt einer Sammeldose vor großen Einkaufszentren stehen. Das Ziel: Dringend benötigte Spenden zu sammeln. Die Helfer auf vier Pfoten freuen sich natürlich über jede Streicheleinheit, schön wäre aber auch ein Geldbetrag für die Dose. Jeder von uns kann schon morgen betroffen sein und ist dann froh, wenn die Ehrenamtlichen mit ihren Hunden Hilfe leisten.

Einen rassespezifischen Rettungshund gibt es übrigens nicht. Der Vierbeiner sollte jung und nicht zu groß, aber auch nicht zu klein sein. Prüfungsrelevant ist beispielsweise, dass der Hund nur so schwer ist, dass man ihn selbst tragen kann. Agilität, Spaß an der Arbeit und eine große Portion Grundmotivität sind beste Voraussetzungen.

Rettungshund und Hundeführer auf Augenhöhe: Die Rettungshundestaffel des DRK ist an 365 Tagen im Jahr einsatzbereit.
Rettungshund und Hundeführer auf Augenhöhe: Die Rettungshundestaffel des DRK ist an 365 Tagen im Jahr einsatzbereit. (Bild: DRK/Rettungshundebereitschaft)

Sich gegenseitig kennenlernen

Bei einem Schnuppertraining besteht die Möglichkeit, sich inspirieren zu lassen.„Wir bieten die Möglichkeit, ca. zehn Mal beim Training vorbeizuschauen. Dabei lernt man nicht nur unsere Arbeit kennen, sondern auch wir die Hundehalter und den Vierbeiner. Am Ende dieser Zeit wird gemeinsam entschieden, ob eine Ausbildung Sinn macht“, so der Bereitschaftsleiter. Ganz wichtig: „Rettungshundearbeit ist mehr als ein Hobby, man muss sie leben“.

Spezifische Kenntnisse oder Vorkenntnisse im Sanitätswesen sind nicht nötig. Das alles erarbeitet man sich während der Ausbildung. Die Basisausbildung für den Hundeführer/Helfer beträgt rund 6 bis 12 Monate, bis ein Team dann soweit ist, dass sie zur ersten Prüfung gehen können, vergehen rund 1,5 bis 2 Jahre, manchmal auch länger – alle 2 Jahre gibt es eine Wiederholung. Weitere Qualifizierungen erfolgen dann über die Teilnahme im Training, Übungen und Fortbildungen – die übrigens laufend stattfinden.

Hundeführer sind wichtig im Team

Wer keinen Hund hat, einen Hund besitzt, der vielleicht schon zu alt oder nicht geeignet ist, kann sich trotzdem gerne einbringen. Da ein Hundeführer im Einsatz sich voll auf die Arbeit mit seiner Schnüffelnase konzentrieren muss, benötigt er Helfer, die ihm wichtige Dinge abnehmen und unterstützen. Der Helfer macht die gleiche Ausbildung wie ein Hundeführer und erlernt die notwendige Unterstützungsarbeit im Training.

Für die Flächensuche wird jeden Samstag von 13 bis spätestens 18 Uhr in unterschiedlichen Waldgebieten oder auch Sondergebieten (Kieswerk, Industrieanlagen oder Gebäuden) trainiert. Zusätzlich während der Sommerzeit – jeweils dienstagabends – auf dem Trainingsplatz in Aulendorf. Die Maintrailer trainieren ganzjährig 2 x pro Woche jeweils 2 bis 3 Stunden (1 x abends und 1 x am Wochenende).

Wann darf ein Rettungshund in Rente gehen?

Wenn eine Schnüffelnase aufgrund des Alters nicht mehr einsatztauglich ist, darf sie in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Das geschieht je nach Hunderasse meist in einem Alter von 9 Hundejahren. Manche Vierbeiner sind mit 11 Jahren aber noch im Einsatz. Für ihre besonderen Verdienste erhalten sie vom DRK eine Plakette zum Umhängen: „Rettungshund in Rente“. Natürlich sind sie beim Training der „Aktiven“ immer gerngesehene Gäste.

Mehr Infos zu der Rettungshundearbeit gibt`s beim DRK Ravensburg.