Wenn heutzutage junge Menschen nach ihrem Traumberuf gefragt werden, kommt meist wie aus der Pistole geschossen: Influencer! Damit werden ein lässiger Lebensstil und viel Geld verbunden. Mit einem guten Konzept kann der Traum durchaus verwirklicht werden. Zuvor wäre aber eine Ausbildung, in der all die wichtigen Skills gelernt werden, von Vorteil.
Influencer steht bei Jugendlichen als Berufswunsch hoch im Kurs. Früher waren es bei den Jungs der „Fußballprofi“ und bei den Mädels das „Model“. Die Argumente sind schnell bei der Hand: Extrem hohes Einkommen, Berühmtheit und wenig Arbeitsaufwand. Aber mal ehrlich, wer kennt denn tatsächlich jemanden in seinem engeren Bekanntenkreis, der Model oder Profifußballer geworden ist?
Influencer – den ganzen Tag chillen und ab und zu ein Video posten?
Wer berühmten Influencern folgt und so quasi „aktiv“ an deren zumeist aufregenden Leben teilnimmt, kann schnell neidisch und eifersüchtig werden. Während man selbst morgens raus und in die Schule oder die Firma muss, posten Influencer irgendwann um 9 oder 10 Uhr das erste verschlafene Video im Pyjama und erzählen davon, wie lecker ihr Grünkern-Avocado-Smoothie heute wieder schmeckt – und verlinken ganz nebenbei noch 18 Unternehmen und 34 Rabatt-Codes, für die sie in irgendeiner Form Werbung machen.

Mit Selbstbestimmtheit hat das Leben der meisten Influencer eigentlich wenig zu tun. Im Grunde sind es auch „Angestellte“, die eben für viele Firmen gleichzeitig tätig sind und stets auf der Suche nach neuen Unternehmen sind, die ihnen Geld zahlen, damit sie deren Produkte in den höchsten Tönen loben, und verführerisch und eindringlich anpreisen.
Auch ein Influencer hat viele Pflichten
Auch wenn ein Influencer nicht jeden Morgen ins Büro, auf die Baustelle oder in die Werkhalle muss, so hat er trotzdem bestimmten Pflichten und beruflichen Vorgaben nachzukommen. Hinter den vielen Videos steckt deutlich mehr Arbeit, als auf den ersten Blick zu erahnen ist. Man ist stets auf Abruf und wartet nur darauf, für welches Produkt oder welche Marke das nächste Werbevideo verbreitet werden muss.
Zudem ist es laut Experten überhaupt nicht absehbar, wie sich der Arbeitsmarkt für Influencer langfristig entwickeln wird. Für die meisten Jugendlichen wird es reine Utopie bleiben, davon dauerhaft leben zu können. Eine Umfrage der Influencer-Marketing-Plattform Mavrck zeigte zuletzt, dass etwa die Hälfte aller Influencer weniger als 460 Euro im Monat erwirtschaftet. Da lässt sich mit einer herkömmlichen Ausbildung inzwischen deutlich mehr verdienen.

Wer sich aber nicht beirren und trotzdem sein Glück versuchen möchte, sollte interessante Inhalte und ein gutes Konzept parat haben. Denn für den Lebensunterhalt braucht es weit mehr als rund 500 Euro im Monat. Und ein Plan „B“, wenn der Traumberuf nicht läuft, wäre eine gute Maßnahme mit doppeltem Boden. Es gibt vorbereitende Ausbildungsberufe, in denen du all die wichtigen Erfahrungen bekommst, die du brauchst, um mit Social Media Geld zu verdienen.
Das Privatleben mit allen teilen
Von Vorteil ist es, wenn du in den Bereichen Medienwissenschaften, Fotografie, Grafik und Design, Journalismus oder einem ähnlich kreativen Bereich eine Ausbildung oder ein Studium absolvierst. Wichtig ist natürlich ein Gespür für aktuelle Trends und Spaß an der Veröffentlichung eines Großteils deines Privatlebens.
Eine Umfrage der PFH Private Hochschule Göttingen stellte bei einer Umfrage fest, dass fast die Hälfte aller Abiturienten Influencer oder Creator werden möchte. Befragt wurden im Mai 2023 insgesamt 640 Abiturienten in Deutschland im Alter zwischen 17 und 24 Jahren. Eltern zeigen sich vor diesem Trend und den Zahlen nicht wirklich begeistert. Die Umfrage ergab aber auch, dass eine formale Ausbildung trotz allem bei vielen immer noch einen hohen Stellenwert hat.

Laut dem Berufsbildungsgesetz ist Influencer kein einheitlich geregelter Beruf. Für viele ist und bleibt „influencen“ ein mehr oder weniger gut bezahlter Nebenjob. Somit ist Influencer für die allermeisten jungen Menschen definitiv kein Beruf auf lange Sicht oder die Ewigkeit. Die meisten Influencer sind zwischen 20 bis 35. Hier ist die nächste Parallele zum Profifußball – irgendwann ist man schlicht und einfach zu alt dafür. Und spätestens, wenn man durch einen jüngeren und cooleren Influencer ersetzt wurde, muss man sich nach einem richtigen Beruf umsehen.
Mit einer soliden Ausbildung starten und sehen, was passiert
Es macht also absolut Sinn, sich bereits frühzeitig über die unterschiedlichen Berufsbilder und Ausbildungsmöglichkeiten zu informieren und dann mit einer soliden Berufsausbildung ins Arbeitsleben zu starten. Wenn es nebenher die Möglichkeit gibt, sich durch Social Media noch etwas dazuzuverdienen, umso besser. In den meisten Fällen reicht das gezielte „Beeinflussen“ von Menschen, was influencen übersetzt bedeutet, jedoch nicht, um davon leben zu können.
Wer sich für eine bodenständige Berufsausbildung in einem regionalen Betrieb entscheidet, der legt den idealen Grundstein für sein weiteres Leben. Während der Ausbildung lernst du viel über die Arbeitswelt, den kollegialen und sozialen Umgang mit anderen Menschen (nicht nur am Smartphone) und wirst ganz nebenbei zum absoluten Experten in deinem Fachgebiet.
Und wer kennt sich nicht gerne sehr gut in einem bestimmten Aufgabenfeld aus und kann professionelle Hilfe und Unterstützung geben? Zudem ist es deutlich erfüllender, Kunden professionell zu beraten und fachmännische Arbeit zu leisten, anstatt für eine Lotusblüten-Handcreme oder einen Turnschuh aus recycelten Einweghandschuhen zu werben, von dem man selbst eigentlich überhaupt nicht überzeugt ist.
Früh eigenständig werden und das reale Leben kennenlernen
Wer sich für eine betriebliche Berufsausbildung entscheidet, der entscheidet sich auch immer für eine große Portion Selbstständigkeit und Freiheit. Durch das Ausbildungsgehalt ergibt sich eine finanzielle Freiheit, die einem recht schnell zu einer eigenen Wohnung oder persönlichen Luxusgüter verhilft. Durch die tägliche Arbeit im Betrieb, den Umgang mit Kollegen und Vorgesetzten und den damit einhergehenden Situationen der Konfliktbewältigung, durch Lob und Kritik und durch regelmäßige Erfolgserlebnisse, wächst man in seiner Persönlichkeit und wird zu dem Menschen, der man gerne sein möchte.
Denn das wahre Leben spielt sich nicht auf Social Media oder dem Handy ab. In der Wirklichkeit müssen Formulare ausgefüllt, Dinge erledigt, Zeiten eingehalten, Absprachen getroffen oder Rechnungen bezahlt werden. Hierfür ist es zwingend notwendig, sich eigenständig in der Welt zurechtzufinden.
Viele interessante Berufsfelder
Eine Berufsausbildung ist also nicht nur der Start ins Arbeitsleben, vielmehr ist sie auch ein Startschuss für junge Menschen, ihr Leben selbstbestimmt in die Hand zu nehmen und langfristig für sich und ihre Familie sorgen zu können. Gerade bei uns in „The Länd“ gibt es so viele tolle Ausbilder und fachkundige Betriebe – da ist für jeden die passende Ausbildung und das ideale Berufsfeld dabei.
Und auch wenn ihr heute schon mindestens sieben Videos bei Instagram oder TikTok gesehen habt bei dem euch ein Influencer mit teurer Uhr in einem noch teureren Auto erzählt hat, wie einfach es ist reich zu werden und das ihr „nicht euer Leben träumen, sondern euren Traum leben sollt“: Würdet ihr wirklich den ganzen Tag anderen Leuten erzählen, wie einfach es ist genauso reich wie ihr zu werden und dafür unzählige Videos posten, wenn ihr tatsächlich so reich wärt wie die immer behaupten? Also ich würde da lieber in der Karibik bei einem Cocktail im Pool meiner riesigen Villa liegen und mein Leben genießen.
Konto von Followern oder Klicks abhängig
Was ich damit sagen möchte: Glaubt nicht alles, was ihr von selbsternannten „erfolgreichen“ Influencern den ganzen Tag hört. Die allermeisten können davon nicht ansatzweise vernünftig leben und würden sich wünschen, früher eine Ausbildung absolviert zu haben. Denn so ist dein Konto nicht von Followern oder Klicks abhängig – du selbst entscheidest durch deine tägliche Arbeit, wie viel du später einmal verdienen wirst.