Der Schrecken jeder Partynacht: K.-o.-Tropfen

Der Schrecken jeder Partynacht: K.-o.-Tropfen
Ob in Diskotheken, Bars oder auf Festen: Es kommt immer wieder vor, dass Täter K.-o.-Tropfen in Getränke mischen, um ihre Opfer damit zu betäuben. (Bild: Motortion/iStock / Getty Images Plus)

Jetzt kommt wieder die Zeit der Maifeste und ausgelassenen Gartenpartys. Schnell kann es da passieren, dass K.o.-Tropfen im Glas von jungen Mädels oder Frauen landen. Unbemerkt eingenommen macht die Vergewaltigungsdroge das Opfer willenlos. Wir zeigen, wie sich Frauen schützen können und sicher heimkommen.

Ob in Diskotheken, Bars oder auf Festen: Es kommt immer wieder vor, dass Täter K.-o.-Tropfen in Getränke mischen, um ihre Opfer damit zu betäuben. Das Ziel: Betroffene sollen wehrlos gegen sexualisierte Gewalt und andere Straftaten gemacht werden. Das Verabreichen passiert gezielt, schnell und meist unbemerkt. Das Gefährliche der Tropfen: Sie riechen nicht und sind völlig geschmacklos.

Was sind K.-o.-Tropfen?

Die Knockout-Tropfen sind Medikamente, die in geringer Dosis stimulierend und enthemmend wirken. In höherer Dosierung sind sie betäubend und einschläfernd. Eine Überdosis kann zum Tod führen. Obwohl K.-o.-Tropfen salzig bis seifig schmecken, bemerkt man ihren Geschmack kaum. Das Fatale: Sie sind nur maximal 6 bis 12 Stunden im Urin und im Blut nachweisbar.

„Ein Problem bei der Nachweisbarkeit derartiger Substanzen liegt im schnellen Abbau im Blut. Zur beweiskräftigen Forensik sollte daher sofort nach einem entsprechenden Verdacht ein Arzt aufgesucht und eine Blutprobe zur Beweisführung veranlasst sowie umgehend die Polizei verständigt werden. Eine Strafanzeige kann zwar grundsätzlich auch später noch erstattet werden, allerdings besteht dann kaum noch Aussicht auf eine erfolgreiche Beweisführung“, so Oliver Weißflog, Leiter der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit des Polizeipräsidiums Ravensburg.

Die Knockout-Tropfen sind Medikamente, die in geringer Dosis stimulierend und enthemmend wirken.
Die Knockout-Tropfen sind Medikamente, die in geringer Dosis stimulierend und enthemmend wirken. (Bild: Juan Pablo Correa Bercetche/ iStock / Getty Images Plus)

Beamtinnen helfen auch bei Nacht

Betroffene Frauen sollten daher so schnell als möglich zur Polizei gehen. „In aller Regel sind auch nachts auf allen Revieren oder beim Kriminaldauerdienst stets Beamtinnen auf den Dienstschichten im Einsatz, da der Anteil der Polizistinnen auch in unserem Zuständigkeitsbereich zwischenzeitlich recht hoch ist. Die ärztlichen Untersuchungen werden ohnehin von entsprechend medizinischem Personal zumeist im Krankenhaus durchgeführt“, so Weißflog.

Beim Münchner Oktoberfest im letzten Jahr suchten beispielsweise so viele Frauen wie noch nie den „Safe Space“ auf. Oftmals waren die Gründe der Verdacht auf K.o.-Tropfen. Da die Gefahr der gefährlichen Tropfen überall lauern kann – egal ob in der Disco oder auf Großveranstaltungen – setzt die Polizei daher schon im Vorfeld bei der Jugend auf Aufklärung.

Das Referat „Prävention“ bietet beispielsweise für die schulische Mittelstufe (Klassen 8 und 9), für Eltern und Lehrer entsprechende Präventionsangebote zur Gesamtthematik „Alkohol- und Drogenprävention“ an. Hilfreich ist hier auch das Faltblatt „Die Gefahr im Glas“.

Wie kann man sich schützen

  • Getränke bei der Bedienung bestellen und selbst entgegennehmen
  • Von Unbekannten keine offenen Getränke annehmen
  • Offene Getränke nicht unbeaufsichtigt lassen
  • Bei Übelkeit Hilfe beim Personal suchen
  • Freunde sollten aufeinander achten ihre Getränke nicht aus den Augen lassen

Wer in der Gruppe zum Feiern gegangen ist sollte versuchen, sich immer wieder im Blick zu behalten. Das gilt auch für den Nachhauseweg. Für viele Mädels gilt ohnehin eine feste Regel: „Wir kommen und gehen zusammen“. Denn auch auf dem Heimweg kann Gefahr lauern. Mitunter kann es vor allem aufgrund von hohem Alkoholkonsum zu Belästigungen und körperlichen Auseinandersetzungen kommen. Oft ist es besser, das Geld für den letzten Drink lieber in eine Taxifahrt nach Hause zu investieren.

Junge Frauen sollten bei Nacht schlecht beleuchtete und wenig frequentierte Bereiche meiden. „Wer während des Heimwegs beispielsweise telefoniert stellt eine gewisse Öffentlichkeit dar“, so Weißflog. Auf der Seite des „Weißen Ring“ gibt es unter dem Stichwort „Sicherer Heimweg“ einige Tipps:

  1. Gehe bei Dunkelheit mittig die Straße lang. So hast Du dunkle Gassen und Einfahrten gut im Blick.
  2. Gehe wachsam durch die Straßen, behalte Deine Umgebung im Blick. 
  3. Setze Deine Kopfhörer ab bzw. nimm sie aus den Ohren. So kannst Du die Umgebungsgeräusche besser wahrnehmen.
  4. Halte Dein Handy griffbereit und achte darauf, dass es aufgeladen ist. 
  5. Schaffe Distanz zu provozierenden Personen, indem Du sie siezt. 
  6. Bei Gefahr: Rufe laut, z.B. „Lassen Sie mich los“, oder nutze einen Schrilltaschenalarm, um auf Dich aufmerksam zu machen. 
  7. Wenn Du Dich bedroht fühlst, wähle die 110.

Für die meisten Smartphones gibt es Tastenkombinationen, mit denen man schnell ein SOS absetzen kann. Aber auch das Einschalten eines Sirenentons oder die Standortübermittlung an einen Notfallkontakt sind bei vielen Geräten möglich.

Wichtig zu wissen: Der Einsatz von Pfefferspray oder Reizgas ist nicht immer eine effektive Hilfe. Sie können das aggressive Verhalten von Tätern steigern und dadurch das Verletzungsrisiko für das Opfer erhöhen.

Die Kriminalität in den Kreisen Ravensburg, Sigmaringen sowie dem Bodenseekreis hat laut der Kriminalitätsstatistik 2023 im vergangenen Jahr abgenommen. „Wir am Bodensee und in Oberschwaben leben in der Gesamtschau nach wie vor in einer sehr sicheren Region“, so Polizeipräsident Uwe Stürmer bei der Vorstellung der Statistik. Das Negative: Es gab noch nie so viele Vergewaltigungen und sexuelle Missbrauchstaten wie im letzten Jahr.