„Pfoten weg“: Figurentheater lehrt Kindern das „Nein“ sagen

„Pfoten weg“: Figurentheater lehrt Kindern das „Nein“ sagen
Übergriffe auf Kinder verhindern: Bei „Pfoten weg“ zeigt Irmi Wette den Kindern spielerisch wie man sich wehrt. (Bild: Kim Geisinger)

Die Zahl der von sexualisierter Gewalt betroffenen Kindern ist erschreckend hoch. Umso wichtiger ist es, frühestmöglich für Prävention zu sorgen. Mit dem interaktiven Theaterstück von Irmi Wette, konnten die Aulendorfer Kindergartenkinder nun ganz viel lernen.

Im Aulendorfer Gemeindehaus St. Martin waren neben insgesamt zehn Kindergärten und der Grundschule Förderklasse am Dienstag auch die Puppen zu Besuch: Tom, Lotte und Salome. Die drei Katzengeschwister hatten dabei eine wichtige Botschaft im Gepäck.

Zu Beginn sitzen die Stubentiger auf einer Schaukelbank und witzeln miteinander. Im Laufe des Stücks erzählen ihre Eltern ihnen, dass Onkel Burschi und Tante Herzi heute zu Besuch kommen. Das gefällt den Dreien überhaupt nicht, denn ihnen werde „immer schlecht“ wenn die Tante sie so drückt. „Die stinkt“ beschweren sich die jungen Kätzchen – die Kinder lachen. 

Theaterstück unterstützt Kinder Übergriffe zu erkennen

Jedes vierte Mädchen und jeder siebte Junge erlebt in seinem Leben Missbrauch, körperliche oder sexualisierte Gewalt. Übergriffe beginnen meist unmerklich und schleichend. Täter sind dabei überwiegend Personen aus dem vertrauten Nahumfeld. Das interaktive Figurentheaterstück „Pfoten weg!“ unterstützt die Kinder Übergriffe zu erkennen, dem eigenen Gefühl zu vertrauen, selbstbewusst Grenzen zu setzen und sich Hilfe zu holen. Außerdem wird den Kleinen vermittelt, sich nicht verantwortlich oder schuldig zu fühlen und dass es einen Unterschied zwischen guten und schlechten Geheimnissen gibt.

Die Katzen-Geschwister finden es gar nicht toll, dass Onkel Burschi und Tante Herzi zu Besuch kommen.
Die Katzen-Geschwister finden es gar nicht toll, dass Onkel Burschi und Tante Herzi zu Besuch kommen. (Bild: Irmi Wette)

Die ekligen „Ochsenschleimdinosaurierschlabberküsse“

„Der Onkel, der küsst auch immer so eklig an mir rum, wie ein glitschiger Frosch. Man, das ist doch nicht schön, oder Kinder?“, fragt eine der Kätzchen in die Runde. „Neeein“ und „Baaah“ ertönt es laut aus den Kindermündern. Auf die Frage, was Tom, Lotte und Salome denn dagegen tun könnten, raten die Kids unter anderem wegrennen, verstecken oder „Hör auf!“ sagen.

Wenig später erscheint die „Katzenfee“, die den kleinen Tierchen mithilfe eines Liedes zeigt, was zu tun ist. Die Melodie erkennen die Kinder dabei sofort – es ist die von „Hänschen Klein“. Immer wieder singen die Kids mit und verinnerlichen so spielerisch Sätze wie: „Ich fühl mich gar nicht klein und sag einfach nein!“ oder „Kinder merkt euch gut, habt stets Mut“.

Auch Sausi und Brausi, die beiden Wildschweine, schauen immer mal wieder auf ihrem coolen Supermotorrad vorbei und stehen den Katzenkindern mit Rat und Tat zur Seite. 

Die beiden Wildschweine Sausi und Brausi helfen den drei Katzen- Geschwistern.
Die beiden Wildschweine Sausi und Brausi helfen den drei Katzen- Geschwistern. (Bild: Irmi Wette)

Kinder unterstützen Puppen aktiv bei ihren Problemen

Dass die Kinder während der Vorstellung bereits aktiv etwas gelernt haben, wird gegen Ende deutlich, als Onkel und Tante dann wirklich vor der Tür stehen. Während der Papa mahnend nach den Kätzchen ruft, die doch nun endlich kommen und den Besuch begrüßen sollen, rufen die Kinder in den Reihen lautstark „Nein, nicht hingehen.“, „Singt einfach das Lied“ oder „Die mit ihrem blöden Schlabberschleim…“.

Schließlich kommt es doch zu einer brenzligen Situation, in der die kleinste der Katzen – Lotte – alleine mit dem Onkel zurückbleibt. Dieser wird total aufdringlich und spricht vom „gemeinsamen Geheimnis“, dass Lotte unbedingt bewahren müsse, da sie sonst krank werde. Ihre Katzengeschwisterchen eilen zur Hilfe und gemeinsam mit den Kindern im Saal, klären sie Mama und Papa Katze über die Vorkommnisse auf. Die handeln sofort und setzten sowohl Onkel als auch Tante vor die Tür.

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„Pfoten weg!“ – mehr als nur Theater

Hinter den niedlichen Puppen steckt Irmi Wette. Sie ist Kinderschutzexpertin, Pädagogin, Künstlerin und Puppenspielerin und verfolgt den Anspruch und die Vision, unsere Gesellschaft von Gewalt gegen Kinder vollständig zu befreien. Seit 2011 tritt sie dafür immer wieder bundesweit auf und kommt, dank der großzügigen Unterstützung von Herr Dr. Albrecht, alle zwei Jahre zur Aufklärung nach Aulendorf. Eine lange Zeit hat die engagierte Expertin ihr Ziel von Konstanz aus vorangetrieben.

Irmi Wette liebt was sie tut – das wird nicht nur während der Show klar. Auch im Gespräch mit dem Wochenblatt, verdeutlicht sie die Wichtigkeit ihrer Arbeit und ihre persönlichen Beweggründe. Sie selbst hat eine enge Freundin an die Folgen des jahrelangen sexuellen Missbrauchs als Kind verloren. „Es ist eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung Kinder zu schützen und zu stärken“. Denn eine gewaltfreie Kindheit prägt unser gesamtes Leben – das auch im negativen Gegensatz.

Unermüdlich erweitert Irmi Wette deshalb ihr Portfolio. Inzwischen stellt sie ihre Arbeit über einen neu gegründeten Verein international auf. „Pfoten weg!“ wird es bald weltweit als Kinofilm zu sehen geben.

Sowohl für Eltern, Erzieher und Kinder steht das Theaterstück zudem jederzeit online unter pfoten-weg.de zur Verfügung. Hier finden Interessierte außerdem viele weitere Informationen rund um das Thema „Macht Kinder stark!“.

(Quelle: pfoten-weg.de)