Nobelpreise 2023 bei Matinee der Lindauer Nobelpreisträgertagungen allgemein verständlich erklärt

Nobelpreise 2023 bei Matinee der Lindauer Nobelpreisträgertagungen allgemein verständlich erklärt
Andreas Linder, der 2015 Teilnehmer der Lindauer Nobelpreisträgertagung war, stellt den Nobelpreis für Medizin/Physiologie vor. (Bild: Christian Flemming/Lindau Nobel Laureate Meetings)

Es hat seit 14 Jahren Tradition, dass Nobelpreise des vergangenen Jahres für Chemie, Medizin/Physiologie und Physik bei einer Matinee in der Lindauer Inselhalle für „Nichtwissenschaftler“ allgemein verständlich erklärt werden. Dazu kommt noch der Preis der Schwedischen Reichsbank für Wirtschaftswissenschaften.

Am vergangen Sonntagvormittag war es wieder soweit: Nach der Begrüßung durch Nikolaus Turner, Geschäftsführer der Stiftung/Schatzmeister und Vorstandsmitglied des Kuratoriums für die Tagungen der Nobelpreisträger hatten die Fachleute, moderiert von Dr. Hendrik Groth, in der Lindauer Inselhalle das Wort.

Nikolaus Turner begrüßt zur Nobelmatinee 2024.
Nikolaus Turner begrüßt zur Nobelmatinee 2024. (Bild: Christian Flemming/Lindau Nobel Laureate Meetings)
Hendrik Groth moderiert traditionell den Vormittag.
Hendrik Groth moderiert traditionell den Vormittag. (Bild: Christian Flemming/Lindau Nobel Laureate Meetings)

Los ging es mit den Preisträgern für Chemie: Moungi G. Bawendi, Louis E. Brus und Alexey I. Ekimov. Prof. Dr. Heiner Linke, Vizepräsident des Kuratoriums und wissenschaftlicher Leiter der 73. Lindauer Nobelpreisträgertagung 2024 erläuterte, warum den drei genannten Forschern der Nobelpreis für Chemie verliehen wurde. Alle drei sind in den USA tätig.

Nanotechnik in modernen LED-Fernsehern und in der Medizintechnik von größtem Nutzen

Den Preisträgern sei es gelungen, Teilchen herzustellen, die so klein sind, dass sie als sogenannte Quantenpunkte von größter Bedeutung für die Nanotechnik sind. Sie sind für eine Vielzahl von Anwendungen in Optik und Elektronik geeignet. Diese finden z.B. in modernen Fernsehgeräten aber auch in der Medizin Anwendung.

Das schwedische Nobelkomitee war der Überzeugung, dass die Erkenntnisse der Preisträger der Menschheit größten Nutzen gebracht hätten.

Weiter ging es mit den aktuellen Preisträgern für Medizin/Physiologie Katalin Karikó und Drew Weissman. Dr. Andreas Linder vom Medizinischen Klinikum II der LMU München, 2015 selbst Teilnehmer an der Lindauer Nobelpreisträgertagung, stellte die Arbeit der beiden Preisträger vor.

Bei der Nobelmatinee werden traditionell die neuen Nobelpreise in Chemie, Physik, Medizin und Wirtschaftswissenschaften erklärt und die Nobelpreisträger vorgestellt.
Bei der Nobelmatinee werden traditionell die neuen Nobelpreise in Chemie, Physik, Medizin und Wirtschaftswissenschaften erklärt und die Nobelpreisträger vorgestellt. (Bild: Christian Flemming/Lindau Nobel Laureate Meetings)

Grundlage für die Entwicklung von Impfstoffen gegen Covid-19 geschaffen

Sie wurden für ihre Leistungen in der mRNA-Forschung geehrt. Beide legten die Grundlage für Corona-Impfstoffe. Das Nobelpreiskomitee war der Auffassung, dass die beiden Forschenden entscheidend dazu beigetragen hätten, dass es gelungen sei, dass während der Pandemie wirksame Impfstoffe gegen Covid-19 entwickelt werden konnten. Abermillionen von Menschen sei so das Leben gerettet worden.

An der Technik experimentierten die beiden schon vor mehr als 30 Jahren. Ab 1998 forschte Karikó zusammen mit ihrem Kollegen Weissman. Der entscheidende Durchbruch gelang dem Forscherduo 2013. Die Corona-Impfstoffe des Mainzer Unternehmens Biontech und des US-Konzerns Moderna basieren auf den Forschungsergebnissen der Preisträger.

(Bilder: Christian Flemming/Lindau Nobel Laureate Meetings)

Danach war die Physik an der Reihe. Ausgezeichnet wurden 2023 Pierre Agostini, Ferenc Krausz und Anne L’Huillier. Ihre Arbeit präsentierte Prof. Dr. Rainer Blatt von der Uni Innsbruck und ebenfalls wissenschaftlicher Leiter der 73. Lindauer Nobelpreisträgertagung.

Die Preisträger hätten laut des zuständigen Gremiums des Karolinska-Institutes In Stockholm Lichtblitze erzeugt, die kurz genug seien, um Schnappschüsse von extrem schnellen Bewegungen von Elektronen möglich zu machen.

Türe zur Welt der Elektronik geöffnet

Sie hätten mit ihrer Forschung die „Tür zur Welt der Elektronen“ geöffnet. Damit sei die Möglichkeit eröffnet worden, Mechanismen zu verstehen, die von Elektronen gesteuert werden. Diese Auszeichnung würdige wegweisenden Erkenntnisse im Bereich der „Attosekungen-Messtechnik, mit denen u.a. schwere Krankheiten auf eine völlig neue Art und Weise untersucht werden könnten.

Krausz und L’Huillier werden heuer an der Tagung in Lindau teilnehmen.

(Bilder: Christian Flemming/Lindau Nobel Laureate Meetings)

Den Preis der Schwedischen Reichsbank für Wirtschaftswissenschaften in Gedenken an Alfred Nobel erhielt 2023 Claudia Goldin. Dr. Andrea Doetsch, selbst Teilnehmerin an der  Nobelpreisträgertagung 2017, bei der Allianz in München zuständig für das Thema „Lohngleichheit, würdigte die Arbeit der in Harvard/USA lehrenden Amerikanerin.

Rolle der Frau in der Arbeitswelt erforscht – warum Frauen in der Arbeitswelt so oft weniger verdienen als Männer

Als dritte Frau habe Goldin diese bedeutende Auszeichnung erhalten. Es handle sich um ein in der Vergangenheit oftmals unterrepräsentiertes Feld: die Rolle der Frau in der Arbeitswelt.

Goldin habe, so der zuständige Vorsitzende des Nobelkomitees, Jakob Svensson, die wichtigsten Treiber für die immer noch verbleibende Kluft zwischen den Geschlechtern in der Arbeitswelt aufgedeckt. Laut Goldin liege ein Teil der Erklärung darin, dass Bildungsentscheidungen, die sich auf die Karriere-Chancen eines ganzen Lebens auswirkten, in einem relativ jungen Aller getroffen würden.  Auch die Antibabypille habe eine wichtige Rolle gespielt.

Doetsch hatte auch Lösungsansätze parat. So könnten Jobsharing und Homeoffice die Rahmenbedingungen für Frauen mitentscheidend verbessern. Frauen müssten die Verbesserungen aber auch konsequent einfordern.

Selten genug, dass der Preis für die Wirtschaftswissenschaften so anschaulich ist.
Selten genug, dass der Preis für die Wirtschaftswissenschaften so anschaulich ist. (Bild: Christian Flemming/Lindau Nobel Laureate Meetings)
Andrea Doetsch, die 2017 in Lindau bei der Tagung teilgenommen hatte, stellt den Preis für Wirtschaftswissenschaft vor.
Andrea Doetsch, die 2017 in Lindau bei der Tagung teilgenommen hatte, stellt den Preis für Wirtschaftswissenschaft vor. (Bild: Christian Flemming/Lindau Nobel Laureate Meetings)

Anschließend bestand die Möglichkeit, die Themen im Foyer der Lindauer Inselhalle weiter zu diskutieren.

Die Nobelpreisträgertagung 2024 ist der Physik gewidmet und findet vom 30. Juni bis zum 5. Juli in Lindau statt. Rund 600 Teilnehmer und rund 40 Laureaten werden in Lindau erwartet. Derzeit läuft noch das weltweite Auswahlverfahren für die Nachwuchswissenschaftler aus aller Welt..

Besonders gedacht wird heuer auch der 70. Wiederkehr des Lindau-Besuchs von Albert Schweitzer. Er war der erste Friedensnobelpreisträger.

Ausstellung zum Gedenken an Albert Schweitzer in der Lindauer Kirche St. Stephan

Derzeit findet in der evangelischen Kirche St. Stephan auf der Lindauer Insel die Ausstellung „Ehrfurcht vor dem Leben“ zu Ehren des Friedensnobelpreisträgers Albert Schweitzer statt. Die Kirchengemeinde ruft dazu auf, in der gegenwärtigen Zeit der Konflikte und Gewalt zu Friedensbotschaftern zu werden. Die Ausstellung, in Kooperation mit der Künstlerin Uta Mayer, zeigt in 15 Schautafeln das Leben und Wirken von Albert Schweitzer. Geboren 1875 im Elsass, setzte er sich ab 1913 in Äquatorialafrika für notleidende Menschen ein.

Die Ausstellung, in Kooperation mit der Künstlerin Uta Mayer, zeigt in 15 Schautafeln das Leben und Wirken von Albert Schweitzer. Kinder können an Mal- und Bastelstationen zu Friedensbotschaftern werden. Mehr Infos finden Sie unter der Webseite.

Weitere Informationen zur Tagung der Nobelpreisträger in Lindau 2024 unter www.lindau-nobel.org