Über 500 Jahre alte Grabstätte Erfolgsgeschichte dank Förderverein: Der Alte Friedhof in Aeschach

Friedhöfe sind beliebte Ausflugziele für Spaziergänger, vor allem, wenn sie einen auf solch geschichtsträchtigen Pfaden wandeln lassen wie der Alte Friedhof in Aeschach.
Friedhöfe sind beliebte Ausflugziele für Spaziergänger, vor allem, wenn sie einen auf solch geschichtsträchtigen Pfaden wandeln lassen wie der Alte Friedhof in Aeschach. Bild: Wilfried Vögel

Seit 1510 gibt es den „Alten Friedhof“. Entstanden, um die Opfer der Pest begraben zu können, liegt dieses Stück Lindauer Geschichte hinter hohen Mauern, im Stadtteil Aeschach. Seit 20 Jahren kümmert sich ein Förderverein um den Erhalt des Alten Friedhofes. Wie genau, das lesen Sie hier.

Der Alte Friedhof ist ein Lindauer Kleinod aus der Reformationszeit – eine Rarität in Deutschland. Dem Lindauer Ehrenbürger Ludwig Kick ist es zu verdanken, dass der ausgediente Friedhof in einem beschaulichen Park mitten in der Stadt wieder umgewandelt werden konnte. Die Mauern mit den zum Teil bedeutenden Grabstätten aus vier Jahrhunderten und die historische Kröll-Kapelle ließ er als Denkmal schützen.

Die Pflege und Sanierung und der Erhalt des einmaligen Kulturdenkmals sind die erklärten Ziele des Vereins.Bild: Wilfried Vögel
Die Pflege und Sanierung und der Erhalt des einmaligen Kulturdenkmals sind die erklärten Ziele des Vereins.
Bild: Wilfried Vögel

Diverse wertvolle Exponate, wie u.a. besonders kunstvolle Epitaphien und ein Prunkgitter wollte Ludwig Kick bereits 1930 vor Witterungsschäden schützen. In Absprache mit dem städtischen Kulturamt werden diese Kunstwerke derzeit fachgerecht saniert. Sie sollen nach der Fertigstellung im bald fertig sanierten Stadtmuseum „Cavazzen“ bzw. in der Kröll-Kapelle auf dem Gelände des Friedhofes eine neue Heimat finden. Der Verein übernimmt die Kosten für die Restaurierung.

Der großen Herausforderung stets bewusst

Der langjährige Vorsitzende des Vereins, Peter Borel, zur Arbeit im Verein: „Wir waren uns immer der großen Herausforderung bewusst, wie viel Zeit, Arbeit und Geld notwendig sind, dieses denkmalgeschützte Kleinod zu erhalten“.

Das Areal des Alten Friedhofes ist denkmalgeschützt und bedarf so besonderer Pflege.Bild: Wilfried Vögel
Das Areal des Alten Friedhofes ist denkmalgeschützt und bedarf so besonderer Pflege.
Bild: Wilfried Vögel

Mit der 2014 verstorbenen Archivarin Rosmarie Auer, Inhaberin des Bundesverdienstkreuzes, fand der Verein eine „treibende Kraft“, die nie locker ließ. Peter Borel erinnert sich: „Die Anfänge waren schwierig, weil die Stadt Lindau, die seit 1920 Eigentümerin des Friedhofareals ist, schon damals kein Geld hatte. Erst die Sanierung der Kröll-Kapelle 2005 brachte die Instandsetzung der Grabstätten vieler prominenter Lindauer Bürger in Gang. Ohne Rosmarie Auer gäbe es den Förderverein nicht, und ohne sie wäre der Alte Friedhof nicht in dem Zustand, wie es heute der Fall ist.“.

Sämtliche Gräber fachgerecht saniert

Innerhalb von rund zehn Jahren gelang es, sämtliche Gräber fachgerecht zu sanieren und somit vor dem Verfall zu retten. 14 Grabstätten ließ der Verein auf seine Kosten sanieren.

2019 begann der Verein, zusammen mit den Garten- und Tiefbaubetrieben der Stadt Lindau, die Wege im Alten Friedhof zu erneuern und zu verbreitern. Alle Wege wurden in drei Bauabschnitten auf diese Weise rollstuhlgerecht gestaltet. Der Verein beteiligte sich insgesamt mit rund 15.000 Euro an diesen Maßnahmen. Damit nicht genug. Jetzt sorgt der Verein auch dafür, dass die Wege weiterhin gepflegt und vom Grasbewuchs befreit werden.

Der Verein kümmert sich unter anderem um den Erhalt alter Gräber und Grabtafeln.Bild: Wilfried Vögel
Der Verein kümmert sich unter anderem um den Erhalt alter Gräber und Grabtafeln.
Bild: Wilfried Vögel

Corona hat leider auch dazu geführt, dass sich die Pläne, ausreichend viele bequeme Sitzbänke zur Verfügung zu stellen, verzögerten. Nach und nach gelang es, zusammen mit einem Schulprojekt der Realschule Lindenberg und mit einem Schreiner, die Bänke möglichst schnell herstellen zu lassen. Dank großzügiger Spender konnten die vier letzten Bänke geliefert und montiert zu werden. Nunmehr stehen den Besuchern 12 Sitzbänke zur Verfügung.

Anliegen des Vereins der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht

Inzwischen hat der Verein durch vielfältige Öffentlichkeitsarbeit die Herzen vieler Lindauer Bürgerinnen und Bürger erreicht. Mit zahlreichen Führungen, Konzerten, Ausstellungen  und Lesungen gelang es, das Anliegen des Vereins einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Peter Borel: Diese 20 Jahre sind für uns eine einzigartige Erfolgsgeschichte bürgerlichen Engagements. Darauf dürfen wir, die Stadt und die Bürgerschaft wirklich stolz sein“.

Beim Gang über den Alten Friedhof atmet man mit jedem Schritt Geschichte.Bild: Wilfried Vögel
Beim Gang über den Alten Friedhof atmet man mit jedem Schritt Geschichte.
Bild: Wilfried Vögel

„Lindauer Modell“ soll als Erfolgsgeschichte fortgesetzt werden

Inzwischen hat der Verein rund 250 Mitglieder. Ohne ihren ehrenamtlichen Einsatz und der des gesamten Vorstandes wäre der Erhalt dieses historischen Denkmals nicht möglich gewesen. Jetzt hofft der inzwischen verjüngte Vorstand darauf, diese Erfolgsgeschichte zusammen mit der Stadt Lindau erfolgreich weiterführen zu können.

Das „Lindauer Modell“ sieht vor, dass die Stadt die Grabstätten per Übernahmevertrag an den Verein oder an Privatpersonen weitergibt, die ihrerseits die Gräber auf eigene Kosten und Verantwortung sanieren lassen.

Seit 2010 sind also wieder Urnenbestattungen auf dem Alten Friedhof nach Anmeldung und Vertrag mit der Liegenschaftsabteilung der Stadt Lindau möglich. Auskünfte erteilt der Vorsitzende Peter Borel, Tel. 08382/942939. Verbindliche Informationen erhalten Interessierte auch bei der Stadt Lindau unter der Telefonnummer 08382/918222 sowie bei den hiesigen Bestattungsunternehmen.

Spenden sind jederzeit erwünscht

Der Förderverein Lindauer Kulturerbe Alter Friedhof freut sich jederzeit über Spenden, damit dieses bedeutende Denkmal, einer von ganz wenigen geschützten Friedhöfen aus der Reformationszeit in Deutschland, erhalten und weiter gepflegt werden kann. Es bleibt zu hoffen, dass dieses beispielhafte Erfolgsmodell auch weiterhin eine glückliche Zukunft haben wird.

Spenden werden erbeten unter:
„Förderverein Lindauer Kulturerbe Alter Friedhof e.V.“
Volksbank Allgäu-Oberschwaben
IBAN: DE82 6509 1040 0176 8460 00
BIC: GENODES1LEU.