„Ihr könnt Euch glücklich schätzen, dass Ihr hier so ein Netzwerk habt!“ – Mit diesen Worten fasste Michael Reber die Bedeutung der grenzüberschreitenden Boden-Arbeitsgruppen zusammen. Landwirtinnen und Landwirte aus Deutschland, Österreich und der Schweiz nutzen diese Plattform, um sich über Bodenfruchtbarkeit auszutauschen und voneinander zu lernen. Organisiert werden die Treffen von der Bodensee-Stiftung und dem Regenerate Forum, die den Austausch mit Fachwissen und Moderation unterstützen.
Gemeinsame Treffen trotz vollem Terminkalender
Zeit ist in der Landwirtschaft ein knappes Gut. Dennoch nehmen sich viele Landwirte bewusst die Zeit für die Treffen der Boden-AGs. „Sie geben Inspiration und Inputs für Entscheidungen, und es tut einfach gut, die Fehler der anderen nicht auch machen zu müssen“, erklärt Norbert Steidle vom Biolandhof Steidle in Obersiggingen.
Er und viele seiner Kollegen haben sich in den letzten Monaten bereits in den regionalen Boden-AGs „West“ und „Ost“ vernetzt. Nun trafen sich die Gruppen erstmals gemeinsam im baden-württembergischen Wittenhofen, um ihre Erfahrungen noch breiter zu teilen. Über ein Jahr hinweg sollen weitere Treffen in der gesamten Bodenseeregion folgen.
Boden als Schlüssel zur nachhaltigen Landwirtschaft
Der Boden ist die wichtigste Ressource der Landwirtschaft – seine Fruchtbarkeit entscheidet über den Ernteerfolg. Faktoren wie Struktur, Mikrobiom, Wasserspeicherfähigkeit und Humusgehalt sind dabei essenziell. Diese Eigenschaften aktiv zu verbessern, steht im Fokus der Boden-AGs.
Sabine Sommer, Projektleiterin der Bodensee-Stiftung, betont die Vielfalt der teilnehmenden Betriebe: „Von Ackerbau über Gemüse-, Obst- und Gartenbau, konventionell wie biologisch – genau dieser breite Erfahrungsschatz macht die Boden-AGs so wertvoll.“ Auch Benjamin Fäth vom Regenerate Forum sieht die Gruppen als wichtigen Hebel für eine nachhaltige Zukunft: „Unser Ziel ist es, regenerative Maßnahmen zu fördern und praxisnah umsetzbar zu machen.“
Praktische Einblicke und Expertenwissen aus erster Hand
Beim Treffen im Deggenhausertal standen Michael Reber aus Gailenkirchen und Florian Reyer von der Hofgemeinschaft Heggelbach als Experten zur Verfügung. Reber hat auf seinem Betrieb bereits über 500 Gäste zu Informationsveranstaltungen rund um regenerative Landwirtschaft empfangen.
Die Landwirte stellten zahlreiche Fragen zu ihren individuellen Herausforderungen:
- Sven Studer aus Zürich interessierte sich für Untersaaten im Gemüseanbau.
- Peter Grabher aus Vorarlberg suchte Lösungen zur effizienten Unkrautkontrolle in seiner Bio-Gemüsegärtnerei.
- Andreas Baur aus Uhldingen experimentiert mit Mulch im Kartoffelanbau.
In offener Atmosphäre wurden Erfahrungen, Vor- und Nachteile sowie mögliche Lösungswege diskutiert – genau das, was das Konzept der Boden-AGs so wertvoll macht.
Neue Ideen für noch besseren Austausch
Neben den Präsenztreffen wurden auch digitale Vernetzungsmöglichkeiten über Social Media, Verbände und Online-Veranstaltungen diskutiert. Der größte Wunsch vieler Teilnehmenden: mehr Betriebsbesuche, um die angewandten Methoden direkt vor Ort zu erleben. Diese sollen in den kommenden Monaten intensiviert werden.
Im Anschluss an das interne Treffen lud das Regenerate Forum zu einem öffentlichen Vortragsabend ein. Vor über 100 interessierten Landwirten, darunter zahlreiche Auszubildende, berichteten Michael Reber und Urban Dörig aus Diessenhofen über ihre Erfahrungen mit regenerativer Landwirtschaft.
Das Fazit: Grenzüberschreitender Austausch bringt enorme Vorteile – und genau diese Vernetzung macht die Zukunft der Landwirtschaft nachhaltiger und widerstandsfähiger.
(Quelle: Bodensee-Stiftung)