Der Tod einer Oberärztin hat am Medizin Campus Bodensee (MCB) für Aufsehen gesorgt. Bei vielen Mitarbeitern sind die Emotionen am Brodeln. Jetzt hat der Klinikverbund die Beschäftigten über die Aufarbeitung der Vorwürfe informiert.
Die schweren Vorwürfe einer Oberärztin des MCB gegen die Klinikleitung belasten viele. Im Rahmen einer Versammlung in Friedrichshafen wurden jetzt laut Pressemitteilung rund 220 Mitarbeiter über das weitere Vorgehen ausführlich informiert.
„Ich weiß, dass die Ereignisse der vergangenen Wochen und Monate für Sie alle sehr belastend waren,“ so Aufsichtsratsvorsitzender OB Andreas Brand. Er äußerte Verständnis für die Sorgen der Mitarbeitenden und erklärte, dass die Aufklärung der Vorwürfe für den Aufsichtsrat von höchster Priorität sei.
Sich nicht von Emotionen hinreißen lassen
„Wir sind fest entschlossen, die Wahrheit herauszufinden. Deshalb haben wir eine unabhängige Untersuchung durch die Kanzlei Feigen Graf beauftragt. Diese Untersuchung wird ergebnisoffen und unvoreingenommen durchgeführt werden.“ Abschließend bat der Aufsichtsratsvorsitzende die Mitarbeiter darum, die Ergebnisse der Untersuchung abzuwarten und keine voreiligen Schlüsse zu ziehen: „Lassen Sie sich trotz aller Emotionen bitte nicht dazu hinreißen, Vorverurteilungen vorzunehmen. Erst wenn die Untersuchung abgeschlossen wurde, wissen wir wirklich, woran wir sind. Bis dahin bitte ich Sie um Geduld und einen respektvollen und kollegialen Umgang miteinander.“
An vollständiger Aufklärung interessiert
Dr. Andreas Minkoff, der die durch den Aufsichtsrat beauftragte Untersuchung für die Kanzlei Feigen Graf leitet, versicherte den Mitarbeitenden, dass diese mit aller Sorgfalt umgesetzt wird. Auch er betonte die Unabhängigkeit und Ergebnisoffenheit der Untersuchung: „Uns wurde zu Beginn erklärt, dass Aufsichtsrat und Geschäftsführung gleichermaßen an einer vollständigen Aufklärung interessiert sind. Um die Unabhängigkeit zu gewährleisten, werden wir die Geschäftsführung zwischenzeitlich jedoch nicht informieren. Denn diese ist in diese Untersuchung – auf eigenen Wunsch und eigene Initiative – nicht eingebunden.“ Feigen Graf werde mit Beschäftigten des Klinikums sprechen, die für die Untersuchung relevant sind. Dazu gehören Ärzte, Pflegekräfte, aber auch andere Beschäftigte, wie beispielsweise Verwaltungsmitarbeitende.
Auf Wunsch kostenloser Rechtsbeistand
„Die Gesprächspartner können sich hierbei durch Vertrauenspersonen oder einen Rechtsbeistand begleiten lassen, wobei die Klinik angeboten hat, den Mitarbeitenden auf Wunsch auch Rechtsbeistände zu vermitteln und die Kosten hierfür zu tragen“, so der Rechtsanwalt weiter.
„Um eine effektive Aufarbeitung zu gewährleisten, dokumentieren wir die Aufklärung und damit auch die Aufklärungsgespräche in nicht anonymisierter Form. Daneben ist es aber auch möglich, sich anonym an der Untersuchung zu beteiligen.“
Mediation positiv aufgenommen
Die Untersuchungsmaßnahmen werden nach gegenwärtiger Planung bis Ende März 2024 abgeschlossen sein. Die Ergebnisse werden dem Aufsichtsrat des Klinikums Friedrichshafen zugeleitet werden.
Das vorgesehene Vorgehen im Blick auf das Compliance-Verfahren und die Mediation wurden von den Mitarbeitenden positiv aufgenommen. In der anschließenden intensiven Frage- und Diskussionsrunde wurden von Teilen der Mitarbeitenden allerdings auch unverzügliche Konsequenzen gefordert.
(Quelle: MCB)
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