Nach Tod einer Oberärztin: externes Gutachten soll Klarheit bringen

Nach Tod einer Oberärztin: externes Gutachten soll Klarheit bringen
Nach den schweren Vorwürfen gegen Klinikum Friedrichshafen will der Aufsichtsrat ein externes Gutachten. (Bild: picture alliance / Westend61 | Holger Spiering)

Eine Ärztin des Medizin Campus Bodensee (MCB) hat vor ihrem mutmaßlichen Suizid schwere Vorwürfe gegen das Klinikum Friedrichshafen erhoben. Der Aufsichtsrat des Klinikums hat nun eine lückenlose Aufklärung des Vorfalls angekündigt.

Die Vorwürfe wiegen schwer: Vor ihrem mutmaßlichen Suizid Anfang des Monats hatte die Häfler Klinikärztin tiefgehende Anschuldigungen gegen einen Chefarzt des MCB erhoben. Dieser soll Komplikationen bei der Behandlung von Patienten verheimlicht zu haben.

Der Anwalt der Ärztin gab gegenüber dem SWR an, dass in der Klinik deshalb sogar Menschen gestorben seien. Außerdem seien auf der Intensivstation überforderte Assistenzärzte im Einsatz gewesen.

Anwalt fordert Aufklärung

Seine Mandantin sei schockiert über die Zustände gewesen und sei gemobbt worden, so der Anwalt im SWR. Mit ihrem Tod habe die Ärztin verhindern wollen, dass die Missstände unter den Teppich gekehrt würden. Er fordert deshalb eine lückenlose Aufklärung der Vorwürfe.

Aufsichtsrat beschließt Aufarbeitung

Seit Bekanntwerden schwerer Anschuldigungen gegen MCB wurde der Ruf nach Aufklärung immer lauter. Am Mittwochabend fand nun eine außerordentliche Sitzung des Aufsichtsrats zu dem Vorfall statt.

In einer öffentlichen Erklärung von Geschäftsführung und Aufsichtsrat des Klinikums Friedrichshafen GmbH heißt es: „Wir nehmen den Wunsch und die Erwartung nach einer umfassenden Aufklärung und Information wahr und ernst. … Wir bedauern die gegenwärtige Situation ausdrücklich. Sie hat das Vertrauen in unser Klinikum und unsere Arbeit erschüttert.“

Und weiter: „Geschäftsführung und Aufsichtsrat stimmen darin überein, dass eine umgehende, lückenlose und ebenso ergebnisoffene Aufklärung und Aufarbeitung des Sachverhalts erforderlich ist.“

Externer Gutachter soll Vorwürfe aufklären

Ein externes Gutachten soll Klarheit in die Situation bringen. Das Klinikum gibt an: „Die interne Aufarbeitung der tatsächlichen Abläufe wird der renommierten Strafrechts- und Compliance-Kanzlei Feigen Graf übertragen. Die Kanzlei war bisher nicht für die Klinikum Friedrichshafen GmbH tätig. Ziel ist es, die Aufarbeitung bis Ende März 2024 abzuschließen.“

Klinik weht sich gegen Vorverurteilungen

Der Aufsichtsrat hat in seiner Sitzung keinerlei personellen Konsequenzen gezogen und hält an seinen Beschäftigten fest. Die Klinik erklärte, dass sie jede Art von persönlicher Vorverurteilung, Verbreitung von Gerüchten, Weitergabe von internen Informationen und persönlich verletzenden Vorwürfen gegen Einzelne missbillige.

Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft ermitteln

Die Kriminalpolizei Friedrichshafen ermittelt derzeit, ob im Klinikum Friedrichshafen gegen Gesetze verstoßen wurde. Auch die Staatsanwaltschaft Ravensburg hat laut SWR Vorermittlungen eingeleitet. Es werde geprüft, ob es Anhaltspunkte für das Vorliegen strafbarer Handlungen gibt.

Ermittlungsverfahren gegen einzelne Personen oder Organe der Gesellschaft wurde laut dem Klinikum bisher nicht eingeleitet.

(Quelle: SWR, Medizin Campus Bodensee)