Interview: „Musik bedeutet für mich gute Laune, viel Gefühl, Seele und Freiheit“

Lebt ihre Leidenschaft für Jazz auch mit der dazu passenden Vintage-Kleidung aus: Alice Heinrich.
Lebt ihre Leidenschaft für Jazz auch mit der dazu passenden Vintage-Kleidung aus: Alice Heinrich. (Bild: David Knipping)

Wasserburg – Alice Heinrich ist in Gräfelfing bei München geboren, wuchs in Dießen am Ammersee auf und entdeckte ihre Liebe zur Musik als Sängerin einer Band. Mittlerweile lebt Heinrich, die sich auf Jazz spezialisiert hat, mit ihrem Partner in Wasserburg am Bodensee. Im exklusiven Interview mit Thomas Schlichte für „Wochenblatt News“ erzählt die Sängerin mehr von sich.

Frau Heinrich, seit wann sind Sie denn musikalisch unterwegs?

So mit 20 Jahren fing ich an, in einer Band zu singen und hatte sehr viel Spaß bei Blues und Country mit ersten, leicht jazzigen Einflüssen. Wir nannten unsere Stilrichtung „angejazzter“ Country-Blues – und als die Band auseinander ging, war erst mal Pause. Dazwischen gab es immer wieder Anläufe mit anderen meist Blues- und Rock-Bands, bis ich verstand, dass ich eigentlich Jazz singen will. Später nahm ich wieder Unterricht und baute mein Repertoire aus, dabei half mir eine New-Yorker-Jazz-Sängerin, die ich in München kennenlernte.

Und wie ging es dann damals weiter für Sie?

Als wir nach Leipzig umzogen und nach zweieinhalb Jahren zurück zum Bodensee kamen, arbeitete ich weiter an meinem Classic-Jazz-Repertoire, bekam weiterhin Unterricht und als sich keine Band fand, nahm ich die Sache einfach selbst in die Hand und fing an, mit „Alice’s Vintage Jazz“ aufzutreten. Zuerst in Hotels, aber sehr bald kamen die ersten Buchungen für Geburtstags- und Firmenfeiern, Hochzeiten und Motto-Partys; nicht nur die Musik und mein Gesang finden tollen Anklang – auch die Vintage-Kleider, die ich bei meinen Auftritten trage und für die ich eine echte Passion entwickelt habe.

Haben Sie selbst auch eines oder mehrere Instrumente gelernt?

Meine Mutter hatte die Idee, dass ich unbedingt Zither lernen soll, weil sie das Instrument so gerne hört. Aber das war keine wirklich gute Alternative zu meinem damaligen Traum, ein Klavier zu bekommen und spielen zu lernen. Die Zither benötigt nicht so viel Platz und man kann sie immer mitnehmen, wenn man denn möchte. Ich wurde zu einer betagten Klosterschwester zum Unterricht geschickt, das war jetzt nicht so ganz nach meinen Vorstellungen und so gab ich bald auf. Trotzdem bin ich bei den Saiteninstrumenten hängen geblieben und lernte Gitarre und vor einiger Zeit hat die Ukulele komplett mein Herz erobert, sodass ich derzeit an einem kleinen Programm damit arbeitete. Meine Lieblingsukulele ist eine Mabuhai-Mango-Tenor, die mich verzaubert hat. Außerdem muss ich immer an Marilyn Monroe und die Szene im Zug in „Manche mögen’s heiß“ denken, als sie mit der Damenband „Runnin Wild“ singt, Ukulele spiet und der Flachmann aus ihrem Strumpfhalter fällt. Und: Von ihr finden sich natürlich auch ein / zwei Klassiker in meinem Repertoire. Musik bedeutet für mich gute Laune, viel Gefühl, Seele und Freiheit.

Man merkt richtig, wie sehr Sie diesen, Ihren Beruf mögen?

Singen ist weitaus mehr, es ist für mich essentiell und ich halte es da wie einst Ella Fitzgerald, die wohl sagte: „The only thing better than singig is more singing“. Was ich möchte ist, dass ich die Menschen mit dieser Musik und meinem Gesang glücklich mache und ich denke, dass dieses zu erreichen, das schönste Geschenk an meine Zuhörer und mich selbst ist.

Was geben Sie jüngeren Kollegen / Innen mit auf den Weg?

Jeder Weg verläuft anders! Wichtig ist, denke ich, dass man sich nicht beirren lässt und den eigenen Weg findet und verfolgt, obwohl der manchmal anstrengender ist als gedacht.

Warum fühlen Sie sich eigentlich im „Jazz“ am wohlsten?

Gute Frage. Warum ist es nicht Pop oder Rock, Bluesrock oder eine andere Stilrichtung? Es ist einfach so und nicht anders, der Jazz berührt die Musik in meinem Herzen, mein Innerstes, meinen Rhythmus und meine Liebe. Das war nicht immer so, denn in meiner Jugend hörte ich gerne Eagels, Kiss, Iron Maiden oder – man höre und staune – Harry Bellafonte, oder Ennio Morricone; auch einige Operetten waren dabei. Eine bunte Mischung aus Musik, die zu Hause gespielt wurde und im Freundeskreis. Doch wirklich gefunden habe ich mich im Jazz.

Hören Sie denn privat auch mal ganz andere Stilrichtungen?

Das tue ich je nach Lust und Laune. Mein Lebensgefährte ist zur Hälfte Italiener, singt wie Adriano und spielt wundervoll Gitarre. Manchmal haben wir einen italienischen Nachmittag oder Abend und schwelgen zu den Klängen von Paolo Conte, Lucio Dalla oder Adriano Celentano. Ich mag Jamiroquai und Cool and The Gang, stehe auf Zaz, Tok Tok Tok (acusticsoul) und Norah Jones, um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Das ist – zugegeben – auch recht bunt. Meistens höre und suche ich Musik, die ich auch gerne singen möchte und eventuell ins Repertoire aufnehmen will. Das soll ja wachsen und gerne auch bunter werden. Das benötigt einen gewissen Zeiteinsatz.

Was denken Sie als gelernte Musikerin denn über Casting-Shows?

Eine nette Unterhaltung, die spannend und kurzweilig ist. Ich sehe mir immer mal wieder eine an und erfreue mich an den tollen Talenten, den Wahnsinns-Stimmen vieler Sänger / innen und habe Spaß an den Juroren. Für den einen oder anderen sind diese Shows sicherlich ein tolles Sprungbrett und ein Karriere-Booster. Wie die Dinge hinter den Kulissen aussehen, kann ich nicht beurteilen.

Mit welchem Kollegen oder welcher Kollegin würden Sie gerne mal zusammen auftreten?

Also wenn ich dann mal träumen darf würde ich sehr gerne eine Aufnahme mit Tony Bennett machen. Ganz klar sehr gerne auch mit Karen Souza, da ich eine große Verehrerin bin. Die Musiker der brasilianischen Sängerin hätten es mir auch angetan. Ihre Interpretation von Summertime und zwei weitere Jazznummern singe ich gerne bei meinen Auftritten. Das kommt sehr gut und modern rüber und gefällt dem Publikum oder den Gästen. Und da gäbe es noch einige Favoriten in meiner Liste. Wirklich öffentlich auf die Bühne komme ich eher selten, da ich hauptsächlich für Firmenevents und Privatfeste gebucht werde.