Auch knapp vier Monate nach Eröffnung der verkehrsberuhigten Friedrichstraße schlägt das Thema noch hohe Wellen in der Stadt. Die Gemeinderatsfraktion Bündnis 90/Die Grünen sieht zu viel Durchgangsverkehr, die Stadt möchte im November erneut dazu entscheiden.
„Es ist schön zu sehen, wie sich die Bewegungsfreiheit für Fußgänger durch das Abschalten der Ampeln und die Zebrastreifen verbessert hat“, sagt Fraktionsvorsitzende des Bündnis 90/Die Grünen, Anna Hochmuth. Durch die neue Aufteilung der Straße seien die Flächen gerechter unter den Verkehrsteilnehmenden verteilt worden und bei Tempo 20 könne der Radverkehr gut auf der Straße „mitschwimmen“. Zwar müsse man hin und wieder hinter einem Bus warten, aber insgesamt hätte sich die Situation für den Radverkehr verbessert.
Durchfahrtsperre bei Einmündung Metzstraße/Fußgängerzone gefordert
Wie bereits lange vor der Freigabe der neuen B31 angeregt, spricht sich die Grünen-Fraktion jedoch nach wie vor für eine Durchfahrtsperre im Bereich der Einmündung Metzstraße/Fußgängerzone aus. „Es soll nur die Durchfahrt, nicht die Einfahrt unterbunden werden“, betonen die Grünen.
Um den Kfz-Verkehr auf der Friedrichstraße zu reduzieren, müsse bereits in der Zeppelinstraße angefangen werden. „Die Ampel am Landratsamt steht stadteinwärts permanent auf Grün, das verleitet zum Durchfahren“, kritisiert Stadträtin Regine Ankermann.
Stadtrat Walter Zacke, der seit 20 Jahren verkehrspolitisch aktiv ist, wünscht sich zusätzlich zur durchgeführten Verkehrszählung, dass die Verkehrsteilnehmer auch nach Startort und Ziel befragt werden.
„Überflüssigen Verkehr von Friedrichstraße fernhalten“
Dem Argument der Einzelhändler, dass viele Kunden mit dem Pkw aus dem Umland kommen, stimmen die Grünen zu. Deshalb soll der Quell-Ziel-Verkehr weiterhin seine Berechtigung haben. „Wir sind dafür, dass die Menschen, die ins Parkhaus oder zu ihrem privaten Stellplatz wollen, weiterhin wie gehabt in die Stadt einfahren und dort parken dürfen. Wir wollen lediglich die Durchfahrt unterbinden und so überflüssigen Verkehr von der Friedrichstraße fernhalten“, so die einhellige Meinung der Grünen.
Mobilitätswende kann gelingen
„Eine Mobilitätswende kann nur gelingen, wenn jeder etwas dafür tut. So wie die Straße sich jetzt präsentiert, sind wir von einem Prachtboulevard, wie ursprünglich geplant, weit entfernt“, sind sich die Grünen einig.
Und weiter: „Nur, wenn wir gemeinsam den Mut für eine Veränderung haben, kann etwas Neues und in unseren Augen etwas Besseres entstehen“, so die Fraktionsvorsitzende. „Noch nie war das Umsteigen auf den ÖPNV (Öffentlicher Personennahverkehr) so einfach wie heute“.
Stadt beruft sich auf Beschwerden von Fahrradfahrern
Die Stadt Friedrichshafen äußert sich zum Vorstoß der Grünen wie folgt: „Der Gemeinderat hat am 25. April 2022 beschlossen, die Friedrichstraße provisorisch umzugestalten und hat die Baumaßnahme – wie vorgeschlagen – genehmigt.
Nach Fertigstellung der Baumaßnahme kam es im Zusammenhang mit der Wiederinbetriebnahme der Ampeln zu längeren Staus und zu Beschwerden, vor allem von den Fahrradfahrern. Daraufhin wurden die Ampeln wieder abgeschaltet und provisorische Fußgängerüberwege eingerichtet. Seither läuft der Verkehr nahezu ohne Beeinträchtigung.“
Nach Verkehrszählung soll es neuen Vorschlag geben
Dennoch sei die Stadt gewillt, weitere Maßnahmen zu prüfen. Sie gibt an: „Für die weitere Planung haben wir zugesichert, Verkehrszählungen vorzunehmen, um eine fundierte Entscheidungsgrundlage zu erhalten. Auf dieser Basis werden wir nochmals prüfen, welche Maßnahmen geeignet sind, um sowohl die gewünschte Reduzierung des Kfz-Verkehrs zu erzielen, als auch für Busse, Radler und Fußgänger eine Lösung zu finden.
Nach Auswertung der Ergebnisse der Verkehrszählungen werden wir dem Gemeinderat voraussichtlich im November einen erneuten Vorschlag zur Entscheidung vorlegen. Die uns vorliegenden Anträge aus dem Gemeinderat werden wir in das Verfahren einbeziehen.“
(Pressemitteilung: Bündnis 90/DIE GRÜNEN/Gemeinderatsfraktion Friedrichshafen, Stadt Friedrichshafen)