Im Landkreis Biberach wurden zwischenzeitlich in 21 Fällen Hinweise auf Virusmutationen gefunden. Zwischenzeitlich werden vom Labor Gärtner, das den Großteil der Proben aus dem Landkreis Biberach analysiert, alle positiven Test-Ergebnisse auf Virusvarianten getestet. Vorgeschrieben ist lediglich, dass die Labore automatisch fünf Prozent der Proben auf die Mutationen untersuchen.
Unter den 21 Fällen mit Hinweisen auf Virusvarianten konnte in elf Fällen die britische Virusvariante nachgewiesen werden. Bei zehn weiteren Fällen ist aktuell noch unklar, um welche Virusvariante es sich handelt. Bisher handelt es sich bei den Fällen mit Virusvarianten nicht um große Ausbruchsgeschehen, sondern um vereinzelte Fälle, die jedoch teilweise miteinander zusammenhängen und auch bereits Einrichtungen betreffen. „Die Ermittlungen laufen, um die Infektionsketten komplett nachvollziehen zu können. Oftmals ist es allerdings schwierig, die Infektionsquelle auszumachen.“, so Dr. Monika Spannenkrebs, Leiterin des Gesundheitsamtes. Personen, bei denen ein mutiertes Virus nachgewiesen wird sollen sich am Ende der zehntägigen Quarantäne testen lassen. Die Quarantäne kann nur mit dem negativen Testergebnis beendet werden. Enge Kontaktpersonen unterliegen, statt der üblichen zehn Tage, einer 14-tägigen Quarantäne. Außerdem werden auch die Haushaltsangehörigen der Kontaktpersonen ersten Grades unter Quarantäne gestellt. Dr. Monika Spannenkrebs, Leiterin des Gesundheitsamtes weiter: „Ob und wie sich die Verläufe und die Ansteckungsraten unterscheiden, wenn Hinweise auf Virusmutationen vorliegen, müssen wir beobachten und damit Erfahrung sammeln. Da es Hinweise auf eine leichtere Übertragbarkeit gibt, werden leider strengere Maßnahmen zur Eindämmung notwendig, was bisher bei den Betroffenen auf sehr großes Verständnis stößt.“
Interview mit Dr. Monika Spannenkrebs, Leiterin des Gesundheitsamtes zum Thema Mutationen:
Wieso und wie entstehen Mutationen?
Wenn Viren in Körperzellen gelangen, vervielfältigen sie sich dort. Das heißt es entstehen unzählige Duplikate. Bei diesen Kopier-Vorgängen passieren immer wieder kleine Kopier-Fehler. Es ist also völlig normal, dass Viren mutieren. Auch vor dem Entdecken der neuen Virusvarianten ist das Coronavirus SARS-CoV-2 bereits mutiert. In den meisten Fällen bleibt das ohne nennenswerten Effekt. Es gibt aber auch Mutationen, die dem Virus Vorteile verschaffen und sich deshalb durchsetzen können.
Wie werden die Tests durchgeführt, um die Mutationen nachzuweisen?
Mittlerweile wird bundesweit verstärkt auf die Mutationen getestet. Die dafür notwendige Sequenzierung wird im Labor durchgeführt und ist sehr aufwändig. Das Screening läuft in zwei Schritten ab. Erst prüfen die Labore, ob eine Mutation vorliegt. Falls ja, wird analysiert, um welche Form es sich handelt. Laut Untersuchungen des Robert-Koch-Instituts lag der Anteil der festgestellten Fälle mit der britischen Mutation in Deutschland Ende Januar 2020 bei etwa 5,8 Prozent. Einschließlich der Mutationen aus Südafrika und Brasilien lag der Anteil bei 6,9 Prozent.
Welche Mutationen werden aktuell hauptsächlich in Deutschland beobachtet?
Es sind zahlreiche Mutationen von SARS-CoV-2 bekannt. Besondere Aufmerksamkeit bekommen derzeit aber drei Mutationen: Die SARS-CoV-2-Virusvariante (Linie B.1.1.7), die sich seit September 2020 in Großbritannien ausbreitet, die sogenannte Virusvariante B.1.351 aus Südafrika und die zuerst in Brasilien beschriebene, P.1 getaufte Form.
Was ist der Unterschied zum ursprünglichen Virus?
Nach derzeitigem Kenntnisstand sind die mutierten Viren noch leichter von Mensch zu Mensch übertragbar, so dass ihre Ausbreitung schwerer einzudämmen ist. Wenn sich mehr Menschen mit dem Virus anstecken, verbreiten sie es auch schneller, so dass „vulnerable Gruppen“, also ältere, kranke und schwächere Menschen statistisch gesehen leichter und schneller infiziert werden. Forscher vermuten ebenfalls, dass durch die neuen Varianten ein höheres Risiko für eine zweite Infektion nach einer bereits durchgestandenen Covid-19-Erkrankung resultieren könnte.
Welche Maßnahmen kann ich ergreifen, um die Ausbreitung der Coronavirus-Mutation zu verhindern?
Wie sich diese neuen Varianten auf die Situation in Deutschland auswirken werden, ist noch unklar. Es ist möglich und wahrscheinlich, dass die neuen Varianten die Pandemiebekämpfung in Deutschland erschweren. Deshalb ist es umso wichtiger, weiterhin Kontakte zu vermeiden und die bekannten Regeln – mindestens 1,5 Meter Abstand halten, Hygieneregeln beachten, Masken tragen und lüften – konsequent einzuhalten, um generell eine Übertragung von SARS-CoV-2 zu verhindern und die Ausbreitung der Mutationen zu verlangsamen.
Ist die Corona-Schutzimpfung wirksam trotz Ansteckung mit einer Mutations-Variante?
Nach aktuellem Stand der Wissenschaft ist davon auszugehen, dass die bisher beobachteten Virusmutationen aus Großbritannien und Südafrika die Wirksamkeit der bisher zugelassenen COVID-19-Impfstoffe nicht beeinträchtigen. Zudem arbeiten die Pharmaunternehmen daran, die Impfstoffe entsprechend anzupassen.