In Deutschland sind fast 1,6 Millionen Menschen an Demenz erkrankt. Jährlich kommen rund 300.000 Neuerkrankte hinzu. Doch die Zahlen sind rückgängig: Zwischen 2017 und 2021 ist der Anteil der an Demenz erkrankten Versicherten der AOK Baden-Württemberg jährlich um durchschnittlich 3,56 Prozent gesunken. Im Landkreis Biberach betrug der Rückgang in dieser Zeit jährlich 1,31 Prozent.
Im Alter gehören Demenzen zu den häufigsten psychiatrischen Erkrankungen. Etwa drei Viertel davon fallen unter die Rubrik Alzheimer. Im Jahr 2021 waren laut Gesundheitsatlas des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) in Baden-Württemberg 2,53 Prozent der Bevölkerung an Demenz erkrankt. Der Landkreis Biberach liegt mit 2,48 Prozent etwas darunter. Hier wurden im Jahr 2017 1.766 Menschen mit Demenz behandelt, 2021 waren es noch 1.607. Frauen waren mit 1.016 Diagnosen häufiger betroffen als Männer (620).
„Von Demenz wird gesprochen, wenn der Betroffene seit mindestens sechs Monaten unter einer Gedächtnisstörung zusammen mit der Beeinträchtigung mindestens einer weiteren Hirnleistung leidet“, erklärt Dr. Alexandra Isaksson, Fachärztin für Psychiatrie bei der AOK Baden-Württemberg. „Dabei ist Demenz der Oberbegriff für unterschiedliche Krankheiten, von denen Morbus Alzheimer die bekannteste und mit 75 Prozent aller Demenzerkrankungen auch die häufigste ist.“ Neben dem Gedächtnis können auch Denken, Orientierung, Lernfähigkeit, Sprache und Urteilsvermögen beeinträchtigt sein. Begleitet werden diese Einschränkungen häufig auch von Persönlichkeits- und Verhaltensveränderungen. „Die Fähigkeit, sich im Alltag selbst zu versorgen, ist aufgrund dieser Symptome zunehmend eingeschränkt“, so die Ärztin.
Es gibt zahlreiche Faktoren, die als Auslöser einer Demenz infrage kommen. Bei degenerativen Demenzen wie zum Beispiel Morbus Alzheimer werden unter anderem genetische Einflüsse und Stoffwechselstörungen im Gehirn angenommen. Bei vaskulären bzw. gefäßbedingten Demenzen kommt es aufgrund von Durchblutungsstörungen zum Absterben von Nervenzellen im Gehirn. Eine Demenzerkrankung kann außerdem infolge von Schädel-Hirn-Verletzungen entstehen, ebenso durch entzündliche oder infektiöse Erkrankungen.
Regelmäßige körperliche Bewegung, ein geistig aktives Leben mit immer neuen Anregungen für das Gehirn und die Pflege sozialer Kontakte können das Risiko für eine Demenzerkrankung senken. „Vaskuläre Risikofaktoren und Erkrankungen erhöhen das Risiko für eine spätere Demenz, daher ist deren frühzeitige Diagnostik und Behandlung zur Prävention wichtig. Wer bestehendes Übergewicht abbaut, mit dem Rauchen aufhört sowie Bluthochdruck, Diabetes mellitus und Fettstoffwechselstörungen konsequent behandelt, kann das Erkrankungsrisiko positiv beeinflussen“, so die Fachärztin.
Bei den meisten Demenzformen können nur die Symptome behandelt werden, nicht die Ursache. Häufig werden medikamentöse, nicht-medikamentöse und psychosoziale Maßnahmen kombiniert. Ziel der Therapie ist der Erhalt größtmöglicher Selbstständigkeit des Patienten im Alltag sowie der Teilhabe am gesellschaftlichen und familiären Leben. „Der Patient sollte unter Berücksichtigung seiner Fähigkeiten gefördert werden. Psychosoziale Verfahren sind genauso wichtig wie Medikation und daher zentraler Bestandteil des Behandlungsplans“, erklärt Dr. Isaksson.
In den meisten Fällen betrifft eine Demenz nicht nur die Erkrankten selbst, sondern auch deren Familie. Laut Deutscher Alzheimer Gesellschaft werden etwa 80 von 100 Menschen mit Demenz von ihren Angehörigen versorgt. Die Krankheit und ihre Symptome belasten viele dieser pflegenden Angehörigen und schränken deren Lebensqualität stark ein.
Deshalb bietet die AOK Baden-Württemberg Pflegeberatung und Pflegekurse an – auch online. Im Rahmen der AOK-Facharztverträge besteht zudem ein umfassendes Beratungsangebot für Menschen mit Demenz und deren Angehörige beim Facharzt für Neurologie, welches neben der Krankheitsaufklärung auch die Beratung zu therapeutischen und sozialmedizinischen Angeboten umfasst.
(Pressemitteilung: AOK – Die Gesundheitskasse Ulm-Biberach)