Was tut sich auf und bei den Gewerbeflächen der Raumschaft?

Damit der „Ofen“ beim Erhalt und der Schaffung neuer Arbeitsplätze nicht ausgeht, müssen expansionswillige Städte und Gemeinden ausreichend Gewerbeflächen bereitstellen.
Damit der „Ofen“ beim Erhalt und der Schaffung neuer Arbeitsplätze nicht ausgeht, müssen expansionswillige Städte und Gemeinden ausreichend Gewerbeflächen bereitstellen. (Bild: Maximilian Kohler)

Für Städte und Gemeinden ist es sehr wichtig, dass bebaubare Grundstücke für Privatpersonen vorgehalten werden. Gleiches gilt für Gewerbeflächen, damit bestehende Firmen Erweiterungen vornehmen und sich auch neue Firmen ansiedeln können.

Expandieren bestehende Firmen und siedeln sich gar neue Betriebe an, ist das in mehrfacher Hinsicht ein Gewinn für die Kommunen. Es entstehen neue Arbeits- und Ausbildungsplätze, die Attraktivität der Gemeinde/Stadt als Wirtschaftsstandort wird gestärkt und letztlich steigen auch die Chancen für eine höhere Gewerbesteuereinnahme.

Das Wochenblatt fragte bei den Gemeinden im Raum Riedlingen und in Betzenweiler nach, ob sie noch

  • über freie Gewerbegrundstücke verfügen  
  • die Ausweisung neuer Flächen geplant sind
  • in den letzten 10 Jahren erfolgreich Gewerbeansiedlungen erfolgten
  • und ob es sich dabei um bereits bestehende Betriebe (Erweiterungen/Umsiedlungen) oder Neuansiedlungen handelt

Altheim

Bürgermeister Martin Rude kann berichten, dass es in Altheim noch freie Gewerbegrundstücke gibt. Für die Zukunft wird schon geplant: „In Altheim läuft derzeit ein Bebauungsplanverfahren zur Ausweisung weiterer gewerblicher Flächen“, merkt Rude an. Gewerbeansiedlungen in den vergangenen Jahren seien überwiegend von vorhandenen Betrieben, aber auch von außerhalb vorgenommen worden.

Betzenweiler

In Betzenweiler wird aktuell ein neues Gewerbegebiet entwickelt. Bürgermeister Tobias Wäscher sieht seinen prosperierenden Gewerbestandort vor Herausforderungen: „Von den 8,5 Hektar Gesamtfläche ist der Großteil bereits vergeben. Wie viel am Ende noch am Markt zur Verfügung bleibt lässt sich momentan leider noch nicht sagen, da die Gespräche noch nicht beendet sind.“

Eine Ausweisung neuer Flächen bereiten Wäscher Kopfzerbrechen: „Prinzipiell wäre es aus Gemeindesicht wünschenswert, im Voraus schon über die unverbindliche Flächennutzungsplanung hinaus zu gehen und Flächen bereit stellen zu können. Die Landesregierung schiebt dem allerdings einen Riegel vor, insbesondere durch den Flächensparerlass von 2013. Gewerbeflächen dürfen demnach nur bei einem konkret nachgewiesenen Bedarf ausgewiesen werden. Was insbesondere zeitlich für die Unternehmen sehr herausfordernd sein kann.“  

Die erfolgreiche Gewerbeansiedlungen in den letzten Jahren sind, so Wäscher, weitestgehend auf Erweiterungen von bereits ansässigen Betrieben oder Neugründungen aus dem Ort zurückzuführen. Erfreulich für die Gemeinde, dass sich zwei externe Unternehmen mit Zweigstellen angesiedelt haben.

Dürmentingen

Vor größeren Herausforderungen sieht sich der starke Gewerbestandort Dürmentingen. Bürgermeister Dietmar Holstein dazu: „Dürmentingen ist geprägt von Gewerbe, Handwerk und Dienstleistung. Leider stehen uns keine Vorratsflächen mehr zur Verfügung. Deshalb sind Überleitungen ins interkommunale Gewerbegebiet Donau Bussen (IGIDoBU), das sich in Planung befindet sind angedacht. Für örtlichen Erweiterungen müssen Einzelentwicklungen angestrebt werden, was aber zeitaufwändig und von den jeweiligen Eigentumsverhältnissen äußerst schwer umzusetzen ist. Die landesweiten Vorgaben stellen uns vor Herausforderungen.“

Ertingen

Die Gemeinde Ertingen verfügt noch über freie Gewerbeflächen von ca. 45.000 Quadratmeter (4,5 Hektar) freie Gewerbeflächen. Wie Bürgermeister Jürgen Köhler mitteilt, hat die Gemeinde aber noch Spielraum: „Die Gemeinde verfügt zwischen dem bestehenden Gewerbegebiet Nord III und der alten B311 noch eine Vorratsfläche von ca. 55.000 m², also 5,5 ha im aktuellen Flächennutzungsplan ausgewiesen – diese Flächen sind allerdings größtenteils noch in privatem Besitz, sodass eine schnelle Umsetzung dieses Gebietes noch lange andauern kann.“ Köhler weist zudem darauf hin, dass alle angeschriebenen Gemeinden (außer Betzenweiler) das IGI DoBu an den beiden Standorten Ertingen und Riedlingen umsetzen wollen.

In den letzten 10 Jahren gab es bei Gewerbeansiedlungen und Betriebserweiterungen viel Bewegung. Köhler konstatiert: „Wir hatten wir mehrere, teils große Erweiterungen von existenten Betrieben in Ertingen als auch dem Teilort in Binzwangen. Es sind auch einige ortsfremde Betriebe darunter. Dazu zähle zwei Tankstellen, jeweils eine in Binzwangen und Ertingen. Hinzu kommen die Neuansiedlung des Vollsortimenters EDEKA, das Ing.-Büro Lothar Stöckler GmbH & Co. KG (Büro für Hygiene, Gesundheit, Umwelt und Qualitätssicherung), die Fa. Martinevski und die Tierarztpraxis Mayer, um nur einige zu nennen.“  

Langenenslingen

Freie Gewerbegrundstücke gibt es Langenenslingen derzeit nicht, wohl aber die Absicht neue Flächen bereit zu stellen. Bürgermeister Andreas Schneider dazu: „Ein Bebauungsplanverfahren läuft gerade. Perspektivisch sollen weitere Flächen ausgewiesen werden. Die Verfahren werden aber zunehmend schwieriger, umfangreicher und dadurch sehr langwierig.“   

Schneider merkt an, dass die vorhandenen Gewerbeflächen in den letzten Jahren überwiegend von bereits bestehenden Betrieben mit Erweiterungen genutzt wurden. Auch eine auch erfolgreiche Neuansiedlung konnte verbucht werden.

Riedlingen

Der Schwerpunkt der Gewerbeentwicklung lag, so Bürgermeister Marcus Schafft, in den letzten 10 Jahren in der Binnenentwicklung und Umsiedlung bestehender Betriebe. „Dieser Trend setzt sich bei den Neuansiedlungen in Neufra-Rauhe Wiesen nicht fort. In Zusammenarbeit mit der Firma Beller ist es vielmehr gelungen, 14 ha Gewerbe- und Industriefläche im Bereich der Rauhen Wiesen zu erschließen und an den Markt zu bringen,“ teilte Schafft mit. Dort sollen durch die Firma Beller sowohl Betriebserweiterungen ermöglicht, aber auch neue Betriebe angesiedelt werden.   

Schafft verwies auch darauf, dass die Stadt Riedlingen selbst mit den Kommunen der Verwaltungsgemeinschaft dabei sei, den Flächennutzungsplan fortzuschreiben, um insbesondere Planungsgrundlagen für Entwicklungen weiterer Gewerbe- und Industriegebiete in Riedlingen und der Raumschaft (lokal und interkommunal) zu ermöglichen. Konkrete Bauleitplanungen werden demnach zu gegebener Zeit entwickelt.

Unlingen

Die Gemeinde Unlingen verfügt über keine freien Gewerbeflächen mehr und ist dabei, mit dem neuen Flächennutzungsplan ein neues Gewerbegebiet aufzustellen. Dieses soll vor allem zur weiteren Binnenansiedlung (bestehende Betriebe) dienen.

Für größere Gewerbeansiedlungen ist Unlingen im Zweckverband IGI Dobu mit den anderen Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft Riedlingen und zusätzlich Zwiefalten verbunden.

Uttenweiler

In Uttenweiler sind derzeit alle Gewerbeflächen verkauft oder reserviert. Doch die Gemeinde will, wie Bürgermeister Werner Binder mitteilt, weitere Flächen bereitstellen: „Aber zunächst muss der Grunderwerb erfolgen, um weitere Flächen anbieten zu können. Die Absicht dazu besteht auf jeden Fall.“ Nach seinen Angaben wurden die bisherigen Gewerbeflächen-Erweiterungen überwiegend von örtlichen Betrieben genutzt. Zwei Flächen wurden für externe Unternehmungen bereitgestellt.

Zwiefalten

Im Gewerbegebiet „Gürst“ in Gauingen gibt es freie Gewerbegrundstücke mit einer Größe zwischen 3.000 und 4.000 Quadratmeter. Bürgermeisterin Alexandra Hepp blickt schon in die Zukunft: „Wir haben im letzten Jahr den Auftrag zur Ringschließung des Gewebegebietes ‚Gürst‘ erteilt. Damit wird das Gewerbegebiet mit dem dritten und letzten Bauabschnitt vervollständigt und der Ring der Erschließungsstraße geschlossen. Derzeit werden diese Erschließungsmaßnahmen durchgeführt und damit weitere Flächen bereitgestellt.“

Im besagten Gewerbegebiet gab es, so Hepp, in den letzten Jahren Gewerbeansiedlungen von neun Betrieben. Zwei ortfremde Betriebe konnten gewonnen werden.