Offener Brief: Lucha ohne Fingerspitzengefühl

Offener Brief: Lucha ohne Fingerspitzengefühl
Manne, Manfred Lucha, Minister für Soziales und Integration. (Bild: picture alliance / Eibner-Pressefoto | EIBNER/DROFITSCH)

WOCHENBLATT

Gesundheitsminister Manfred Lucha (Bündnis90/Die Grünen) hat mit seiner Einschätzung, dass die Kliniken in Bad Waldsee und Tettnang keine Zukunft hätten ein richtiges Fass aufgemacht. Die wegen der Krankenhausschließungen ohnehin schon brodelnde Stimmung der Bevölkerung in der Region Oberschwaben, Bodensee und Allgäu hat er mit seinen Äußerungen zusätzlich befeuert.

Mit einem Offenen Brief, der in den betroffenen Regionen von der Bevölkerung sicher beifällig aufgenommen wird, hat nun der Förderverein Krankenhaus Bad Saulgau e. V. einen deutlichen Warnschuss an den Minister abgefeuert.

Hier den Wortlaut in vollem Umfang:

Offener Brief an Herrn Gesundheitsminister Lucha

Sehr geehrter Herr Minister Lucha!

Mit blankem Entsetzen haben Ärzte, Pflegepersonal und Bürger der Raumschaft Allgäu-Bodensee-Oberschwaben Ihre Ausführungen vom 09.12.2021 im Kreistag von Ravensburg  zur Kenntnis genommen.

Ihre Vorstellungen, die Krankenhäuser Bad Saulgau, Pfullendorf, Bad Waldsee und Tettnang zu schließen und Wangen stark zu reduzieren,  bedeuten für die Menschen in dieser Raumschaft eine medizinische Katastrophe. In Zeiten von Pandemie (!) und völlig überlasteten Hausarztpraxen, die jetzt schon Patienten abweisen müssen, und von der KV auch keinen anderen Arzt bekommen, bedeuten diese Ideen eine dramatische Verschlechterung: Längere Anfahrtswege auf der Landstraße, noch längere Wartezeiten in den Ambulanzen und auf Operationstermine und im Notfall keine oder eine zu späte Versorgung! Notfallmediziner befürchten mehr Todesfälle durch die Unterversorgung. Für Ärzte und Pflegepersonal – eine noch höhere Arbeitsbelastung als bisher!

Sie begründen Ihre Maßnahmen mit wirtschaftlichen Zwängen und Personalmangel. Eine Bankrotterklärung der Politik. Medizinische Grundversorgung darf nicht am Geldbeutel des Patienten hängen. Der Personalmangel verstärkt sich seit Jahren ohne dass seitens der Politik wirksame Maßnahmen ergriffen werden. Wo soll das hinführen? Jetzt schließt man kleinere Krankenhäuser wegen Personalmangel und in zehn Jahren dann die großen Häuser?

Krankenhauskonzentrationen haben noch nie zu mehr Personal geführt – im Gegenteil das Pflegepersonal verlässt eher den Beruf. Nach dem stetigen Abbau der Infrastruktureinrichtungen im ländlichen Raum in den vergangenen Jahren nun auch der Abbau der stationären Krankenhausversorgung. Was hält die Menschen noch in unserer Region? Föderalismus hat Deutschland stark gemacht. Dieser wird nun kontinuierlich untergraben mit gravierenden Folgen für die Zukunft.

Die Menschen in Oberschwaben, Allgäu und Bodensee brauchen eine wohnortnahe medizinische Grundversorgung ambulant und stationär. Nicht jeder Patient braucht die große Medizin – nicht jeder Notfall braucht die ganze Notfallmedizin. Die Sicherstellung der medizinischen Grundversorgung für die Menschen in Ballungsräumen und im ländlichen Raum ist eine wesentliche Aufgabe der Politik! Wir brauchen keine Gemeindeschwester wie im Koalitionsvertrag in Stuttgart vereinbart – wir brauchen ein funktionierendes Krankenhaus und das schnell erreichbar!

Wir fordern Sie auf, für die Menschen in unserer Region neue Modelle für eine wohnortnahe stationäre Grundversorgung mit enger Anbindung an die Zentren der Spitzenmedizin zu entwickeln und aufzubauen mit attraktiven Rahmenbedingungen für Ärzte und Pflegepersonal! Wir sind dafür offen und stehen für ein Gespräch bereit!

Mit freundlichen Grüßen

Förderverein Krankenhaus Bad Saulgau e.V.