Bürgermeisterwahlen im Wandel

Bürgermeisterwahlen im Wandel
Christian Ruf (l), Oberbürgermeister der Stadt Rottweil und Georg Ruf, ehemaliger Bürgermeister von Abtsgmünd. (Bild: Silas Stein/dpa)

Deutsche Presse-Agentur

Eine Großstadt wählt bald ihr Stadtoberhaupt. Wer seinen Hut heute in den Ring wirft, muss andere Ansprüche erfüllen als vor 40 Jahren. Wie sich der Weg ins Amt verändert hat.

Bürgermeisterwahlkämpfe verändern sich, was lange als Erfolgsrezept durchging, gilt heute nicht mehr unbedingt. In den 1970er Jahren habe das Modell «unabhängiger Fachmann von außen» meist zugetroffen, sagt der Politikwissenschaftler und Wahlkampfberater Erich Holzwarth. Bei der Oberbürgermeisterwahl in Ulm am 3. Dezember gilt das nicht mehr. Inzwischen könnten Fachleute auch gegen Nicht-Fachleute verlieren, erklärt Holzwarth. Außerdem treten demnach bei Bürgermeisterwahlen heutzutage weniger Menschen mit klassischer Verwaltungslaufbahn an.

Christian Ruf und Georg Ruf bestätigen Veränderungen im Wahlkampf. Christian Ruf (CDU) ist Oberbürgermeister von Rottweil, sein Vater war ab 1983 mehr als 20 Jahre Bürgermeister von Abtsgmünd (Ostalbkreis). Während Diplomverwaltungswirt Georg Ruf gegen andere Diplomverwaltungswirte antrat, war das Bewerberfeld 2022 bei seinem Sohn, selbst Jurist, vielfältiger.

Die Grenze zu ziehen zwischen Verwaltungsfachleuten und Nicht-Fachleuten sei schwierig, sagt eine Sprecherin des Städtetags Baden-Württemberg. Dazwischen gebe es einen Graubereich. Wer lange in der Finanzverwaltung gearbeitet habe und dann Bürgermeister werde, habe definitiv Verwaltungshintergrund. «Geografen, Polizisten, Forstwissenschaftler und andere kommunalverwaltungsnahe Berufe zieht es schon länger in die Kommunalverwaltung beziehungsweise ins Bürgermeisteramt.»