Lachen ist gesund, aber nicht immer einfach

Lachen ist gesund, aber nicht immer einfach
Lachen ist die beste Medizin: Dr. Würfel, alias Andreas Weisser, auf einer seiner humorvollen Visiten. (Bild: Privat)

Ravensburg (le) – Ein Tag im Krankenhaus ist lang, besonders für Kinder. Da kann die Behandlung noch so gut sein, wenn der kleine Patient traurig und einsam ist. Es gibt jedoch eine Therapie, die aufheitert und ein Lächeln auf Kindergesichter zaubert – auch in Zeiten der Pandemie. Garanten für diese besondere Therapie sind die Klinik Clowns Ravensburg, genannt „Lachmuskel-Clowns.“

Für sie gab es zum Glück bisher keinerlei Einschränkungen, abgesehen von den Tests und Masken. Das Lachmuskel-Team wurde von den Chef-Ärzten der Oberschwaben-Klinik Ravensburg als systemrelevant angesehen. Dann gibt es aber auch noch die Ravensburger Clowns. Ihre Mission: „Gute Laune für Senioren“ in den Altenheimen der Region. Hier ist die Situation deutlich angespannter.

Wir haben mit Andreas Weisser, einem der Vorstände (und Mitbegründer) der Ravensburger Clowns e.V., gesprochen. Er selbst ist als Clown Dr. Würfel auf der Kinder- und Jugendstation sowie auf der Palliativstation in der OSK tätig.

Was ist Ihre Motivation, als Clown für gute Laune zu sorgen?

Ich möchte die Kinder und Jugendlichen samt Eltern ermutigen und zum Teil auch vom „Fokus Krankheit“ ablenken. Ich freue mich, wenn es gelingt, Kinder wieder zu stärken.

Egal wie alt die Kinder sind, die „Lachmuskel-Clowns“ bringen alle zum Lächeln.
Egal wie alt die Kinder sind, die „Lachmuskel-Clowns“ bringen alle zum Lächeln. (Bild: Privat)

Wie verläuft so eine „Visite mit Humor“ für Kinder?

Als erstes bekommt unser Team in Zivil eine professionelle Übergabe vom Pflegepersonal. Dann kleiden wir uns um und mit etwas Farbe und roter Nase im Gesicht (seit Covid 19 auch mit Maske) spielen wir uns im Clowns-Zimmer warm.

Dann spaziert unsere bunte Truppe ins Hauptgebäude und alle, die wir unterwegs antreffen, nehmen an unserem naiven Spiel bewusst oder unbewusst teil: Parkplatzsucher, Taxifahrer und auch der Paketdienst sind ein Teil dieser ersten morgendlichen clownesken Begegnung. Dann geht es auf die Stationen. Unterwegs treffen wir meist schon auf die ersten Kinder mit Müttern in der Ambulanz oder an der Teststation. Erste Spiele entstehen und wir ziehen mit einem Lied auf den Lippen von Zimmer zu Zimmer. Besucht werden immer zwei Stationen mit insgesamt ca. 25-28 Patienten pro Visite.

Wir stellen uns vor und schauen, wie alt die Kinder sind und was die Situation bietet. Das ganze Zimmer und alle, die ein- ausgehen, werden in unser witziges und verrücktes Spiel mit einbezogen. Da kommen schnell bis zu 100 Begegnungen pro Tag zusammen.

Wie geht man mit der Tragik und Trauer um, der man unweigerlich begegnet?

Das Spiel des Clowns und seine Haltung ist der Tragik sehr nahe.

Wir als Spieler wissen nie, was uns wirklich begegnet. Wir sind so ahnungslos wie Kinder und so weise wie alte Menschen. Unsere Haltung unter der Maske ist die Akzeptanz, das „Ja“ zu allem und die mutige Bereitschaft, uns dem Leben zu stellen. Als Clown gelingt es meist. Es gibt jedoch auch mich als Spieler ohne Maske. Man muss lernen, loszulassen und Trauer und Schmerzen als vorübergehend annehmen. Meinen Ausgleich finde ich im Wald bei einem Spaziergang. Hier schöpfe ich neue Kraft nach der Visite und „erde“ mich wieder.

Bei den Ravensburger Clowns, welche von Biberach bis Lindau die Bewohner von Pflegeeinrichtungen besuchen, kam das Team wegen den Corona-Vorsichtsmaßnahmen länger nicht zum Einsatz. Gab es Alternativangebote?

Not macht erfinderisch. Es war wunderbar, wie plötzlich die wildesten Ideen entstanden sind. Die Kollegen kletterten die Nottreppen an den Gebäuden hoch und runter, fuhren mit der Hebebühne in die oberen Stockwerke, sangen im Garten Lieder und bemalten die Fenster von außen mit Fingerfarben. Kleine Geschenke wurden mit Angelruten verteilt und Körbe am Seil hochgezogen – alles leider mit dem vorgegebenen Abstand.

Über was freuen sich die Senioren am meisten?

Nähe, Echtheit, Begegnung, Wärme, Berührung, Teilhabe, der Ernst im Spiel, Sprachwitz, Lieder und die etwas anderen Besucher. „Humor hilft dem Menschen sich selbst zu ertragen, oder der Clown verhilft dem Menschen sich selbst zu lieben.“ (Andreas Weisser)

Spaßalarm im Altenheim: Die Mission der Ravensburger Clowns ist eindeutig und heitert auf.
Spaßalarm im Altenheim: Die Mission der Ravensburger Clowns ist eindeutig und heitert auf. (Bild: Privat)

Wie kommt der Kontakt zu den Heimen zustande?

Entweder akquirieren wir vom Verein direkt oder stellen uns und unser Konzept z.B. bei einer Probevisite vor. Oft hat auch die Heimleitung schon von uns gehört und ruft selbst an.

Ohne Geld geht leider nichts und Sie sind auf Spenden angewiesen. Wie sieht es aktuell aus?

Leider konnten wir die letzten zwei Jahre nicht so aus dem vollen schöpfen. Es gab zwar immer wieder Überraschungen, trotzdem fehlen uns zum Vergleich der Vorjahre 15.000 € zum Jahresbeginn. Unsere Besuche werden vollständig aus Spenden finanziert.

Sie sind auch noch der Leiter der Ravensburger Clownschule. Finden aktuell Kurse satt und welche Aktionen sind in Planung?

Alle Kurse finden wieder unter 2G-Plus statt. Im Sommer ist ein großer Event in Planung: Die 9. Ravensburger Clown Sommerakademie mit sechs Clown-Trainern aus Europa und Argentinien, plus 80 TeilnehmerInnen.

Was würden Sie sich von der Politik für Ihren Verein wünschen?

Das Humor und die Arbeit der Klinik sowie die Visiten der Clowns auf das Parlament ausgeweitet wird. Das wäre ein weltweiter Humorexport – eine Art finanzielle Unterstützung der Klink Clowns als humorvoller Beitrag im sozialen Gesundheitswesen.

Wie und wo kann man die ganze Clown-Mannschaft unterstützten?

Wir freuen uns über jede finanzielle Unterstützung. Mehr dazu unter www.ravensburger-clowns.de

Clown-Visite in den Altenheimen:

ravensburger clowns e.v.
Sparkasse Bodensee
Konto: 24812786
BLZ: 690 500 01
IBAN: DE40 6905 0001 0024 8127 86
BIC: SOLADES1KNZ

Hier können die Lachmuskeln Klinik Clowns am OSK unterstützt werden:

Oberschwabenklinik gGmbH
Kreissparkasse Ravensburg
IBAN: DE06 6505 0110 0101 1583 63
BIC: SOLADES1RVB

Stichwort: Lachmuskel Klinik-Clowns