Grundlegendes Wasserstoffkonzept für die Region Allgäu-Bodensee vorgestellt

Großes Interesse bei Infrastrukturanbietern und heimischer Wirtschaft.
Großes Interesse bei Infrastrukturanbietern und heimischer Wirtschaft. (Bild: Harald Langer)

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Unter Führung der Landkreise und Kommunen wurde heute nach knapp zwölf Monaten intensiver Zusammenarbeit das grundlegende Umsetzungskonzept für die Wasserstoffregion HyAllgäu*- Bodensee vorgestellt.

Über 120 heimische Akteure waren an der Entwicklung beteiligt und bringen vielfach eigene Projekte ein. Die hochrangig besetzte Abschlusskonferenz ist zugleich Startschuss für die weitere und tiefere Zusammenarbeit in der ganzen Region. Der vorgestellte und sehr konkrete Fahrplan verhilft ab sofort Projekten zur Umsetzung und wird vielfach langfristige Entwicklungen anstoßen. Damit unterstützt HyAllgäu*-Bodensee auch das Einwerben von Fördermitteln für Projekte in der Region.

Wasserstoff verbindet: Der Energieträger bringt klimaneutrale Wärme und Mobilität zusammen, ermöglicht Dekarbonisierung in Mittelstand und Industrie, lässt sich emissionsfrei vor Ort gewinnen, macht unabhängiger von Energieimporten und bringt auf diese Weise völlig neue Perspektiven einer regionalen Wertschöpfungskette hervor.

„Mit dem Umsetzungskonzept HyAllgäu*-Bodensee haben wir den Boden bereitet, auf dem regionale Unternehmen und Kooperationen aufbauen können. Es geht dabei um die Fragen, wo der Wasserstoff zukünftig gewonnen wird, wo man ihn künftig tanken und nutzen kann, wer welche Produkte und welchen Service in diesem Zusammenhang anbietet könnte.

Auch der Zugang zu Fördermöglichkeiten und die Unterstützung vor Ort, um diese in Anspruch zu nehmen, sollen auf dieser Grundlage optimiert werden. Kurz gesagt: Wir haben viel erreicht auf dem wir jetzt aufbauen können“, so Elmar Stegmann, Landrat im Landkreis Lindau (Bodensee), der die Federführung im Projekt HyAllgäu*-Bodensee übernommen hat.

In der Verbundregion wird in zahlreichen Projekten zur Erzeugung und Nutzung von Wasserstoff einbreiter Ansatz unterschiedlicher Technologien verfolgt. Ein Schwerpunkt der Untersuchung wurde auf die Elektrolyse gesetzt. So stehen in Buchloe Potenziale zur Erzeugung von grünem Wasserstoff aus Photovoltaik und Windenergie zur Verfügung.

Mögliche Standorte für die Wasserstofferzeugung könnten in Buchloe oder Lindenberg entstehen und grünen Wasserstoff für die Region erzeugen. Weitere Optionen sind z.B. in Kempten gegeben. Auch Hydrolyse-Anlagen, die Klärschlamm als Basis für die Wasserstoffproduktion nutzen, stellen eine Option für die grüne H2-Erzeugung in der Region dar.

Verschiedene überregionale, auf Wasserstoff spezialisierte Infrastrukturanbieter haben bereits großes Interesse angemeldet, um das Momentum der HyAllgäu*-Bodensee-Region zu nutzen und in weitere konkrete Investitionen zu überführen. „Dies alles sorgt auch für eine größere Unabhängigkeit von Energieimporten, Vergütungsregelungen und dem derzeit turbulenten Strommarkt“, hält Landrat Stegmann fest.

Im Hinblick auf die Nutzung und Bereitstellung von Wasserstoff lassen sich konkret vier Cluster mit verschiedenen Anwendungsschwerpunkten herausstellen, unter anderem der Betrieb von Wasserstoffbussen im ÖPNV, die Umstellung der Bodenseeschifffahrt auf Wasserstoffbetrieb, die Nutzung von Wasserstofffahrzeugen durch Speditionen und andere Flottenbetreiber.

An diesen Standorten sind die Planungen zur Errichtung von Wasserstofftankstellen angelaufen. Weitere Standorte werden darüber hinaus diskutiert und sind für einen weiteren Ausbau der Infrastruktur potenziell interessant. „Gerade im internationalen Schwerlastverkehr besteht hoher Bedarf an neuen grünen Lösungen. HyAllgäu*-Bodensee gibt im Logistik-Dreieck Bayern, Österreich und Schweiz wichtige Impulse, die Kette von Wasserstoff-Erzeugung, Tankstelle und Transport zu schließen.

Damit eröffnet das Projekt auch den hier ansässigen Bus-, Bau- und Entsorgungsunternehmen mit ihren großen Fuhrparken grüne Perspektiven“, so Landrat Stegmann. Dabei stehen immer auch mögliche Synergien im Fokus: So könnte der im Sommer für die Bodenseeschifffahrt genutzte Wasserstoff in den Wintermonaten zur Wärmeerzeugung durch die Stadtwerke Lindau verwendet werden.

Projektverbund mit Potenzial

Als Projektverbund mit gleich acht Gebietskörperschaften setzt sich HyAllgäu*-Bodensee erfolgreich für die unterschiedlichsten regionalen Belange ein. Unter dem Dach von HyAllgäu*-Bodensee haben sich zudem über 100 Unternehmen mit den ökonomischen und klimaschützenden Potenzialen der Wasserstoff-Technologie auseinandergesetzt.

Dank dieser intensiven Zusammenarbeit konnten überall in der vielfältigen Region Interessen gebündelt und neue Perspektiven erschlossen werden. Nicht zuletzt spiegelt sich dies in der breiten Beteiligung hochrangiger Vertreterinnen und Vertreter von Politik, Behörden und Wirtschaft an der Abschlusskonferenz. So diskutieren Oberbürgermeister Stefan Bosse (Stadt Kaufbeuren), Landrat Elmar Stegmann (Landkreis Lindau), Landrätin Maria Rita Zinnecker (Landkreis Ostallgäu), Landrat Alex Eder (Landkreis Unterallgäu) und Oberbürgermeister Jan Rothenbacher (Stadt Memmingen) vor Ort die politische Dimension der Wasserstoffregion.

Silke Frank (DWV Deutscher Wasserstoff- und Brennstoffzellenverband) und Tobias König (NOW Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie) bringen die überregionalen Perspektiven von Verband und Fördergeber ein. Auch zahlreiche Unternehmen haben hochrangige Vertreterinnen und Vertreter entsandt, um ihre Projekte und Planungen vorzustellen. Insgesamt wird eindrucksvoll deutlich, welch hohe Priorität dem Thema Wasserstoff in der Region eingeräumt wird.

Die Entwicklung eines regional grundlegenden Wasserstoffkonzeptes wurde im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP2) durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) gefördert. Die NOW, die das Förderprogramm im Auftrag des BMDV koordiniert, würdigt die Arbeit des HyAllgäu*-Bodensee Projektes ausgiebig. „Mit der HyExperts-Region HyAllgäu*-Bodensee schließt der erste Teilnehmer der zweiten Phase sein Projekt ab. Mit den erstellten Machbarkeitsstudien erhalten wir Blaupausen für viele andere Regionen, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen.

In dem Projekt wurden interessante Ergebnisse dazu produziert, welche Erzeugungs- und Nutzungspfade für die Wasserstoffmobilität in Frage kommen, insbesondere auch mit Blick auf die ortsansässige Schifffahrt. Dieses Wissen bildet die Grundlage für die nächsten Schritte Richtung Umsetzung in der Bodensee-Region“ so Tobias König, Teamleiter Sektorübergreifende Vernetzung, NOW GmbH.

Pioniere weiterhin gesucht – Innovationschub auch in der Verwaltung

Mit Vorstellung des Umsetzungskonzeptes bleibt die Wasserstoffregion offen für weitere Akteure. Zudem sollen auf Grundlage der Vorarbeiten auch Strukturen optimiert und neu geschaffen werden, um die vorhandenen Ansätze zu verstetigen und eine rasche Entwicklung hin zu einer regionalen Wasserstoffwirtschaft zu erreichen. Neben der Weiterentwicklung einzelner Projektansätze ist die tiefere Vernetzung der Projekte zu sogenannten H2-Clustern ein wichtiger Schritt.

Die Abstimmung tatsächlicher H2-Bedarfe und deren Bereitstellung in den Clustern ist eine zentrale Voraussetzung, um Business Cases für die Akteure zu schaffen, und sollte gezielt weitergeführt werden. Um die Fahrzeugbeschaffung zu erleichtern, sollen Anfragen an Hersteller und Bestellungen möglichst gebündelt und aufeinander abgestimmt erfolgen.

Wichtig auch: Für Investitionen in H2-Fahrzeuge, Tankstellen und Erzeugungslagen stehen Fördermittel des Bundes und des Landes Bayern zur Verfügung, bei deren Abruf die Akteure unterstützt werden sollen. Insbesondere gilt diese für kleinere, mittelständische Unternehmen, die in erste H2-Anlagen investieren. Neben der Planungsphase, Liefer- und Bauzeiten ist auch die Genehmigung stationärer Anlagenwesentlich, um diese zeitnah umsetzen zu können.

Dies gilt besonders für den Betrieb von Wasserstoff-Erzeugungsanlagen und Tankstellen. Die für die Genehmigung verantwortlichen Stellen (insbesondere Landratsämter und kreisfreie Städte) sollen daher frühzeitiger in die Projektplanung und -entwicklungen eingebunden werden. Sogenannte „Kümmerer“ können die Prozesse auch in den Verwaltungen vereinfachen und beschleunigen. Wasserstoff bedeutet damit einen Innovationsschub für die ganze Region – von der heimischen Wirtschaft bis zur Verwaltung.

(Pressemitteilung: Landratsamt Lindau/Bodensee/HyAllgäu)