Frauen – kratzt, beißt und schreit, solange es geht!

Frauen – kratzt, beißt und schreit, solange es geht!
Falls es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zu einem Übergriff kommt, wehren Sie sich so gut es geht (Bild: Pixabay)

Baienfurt/Ravensburg (le) – Jetzt kommt sie wieder, die dunkle Jahreszeit auf dem Nachhauseweg. Eine verwinkelte Gasse, ein plötzliches Geräusch in der Altstadt und das mulmige Gefühl steigt auf. Junge Mädchen und Frauen fühlen sich unwohl dabei, alleine in der Öffentlichkeit unterwegs zu sein und haben oft Angst.

Grapschereien sind mehr als eine Ordnungswidrigkeit

Landesweit haben die Sexualstraftaten deutlich zugenommen (+13,8 %), wobei die Mehrzahl dieser Straftaten im privaten Umfeld geschieht. Übergriffigkeiten werden dabei eher angezeigt als früher, nicht zuletzt durch die Metoo-Debatte. Eine Rolle spielt sicherlich die Reform des Sexualstrafrechts 2016.

Seither gelten „Fummeleien“ nicht mehr als Ordnungswidrigkeit, sondern als Straftat. Sie tauchen dementsprechend auch in der Statistik auf. Wir haben bei Florian Suckel vom Referat Prävention nachgefragt, was Frauen tun können, um sich zu schützen.

Frauen lassen sich zum Glück weniger gefallen

Mit Vorträgen und dem landesweit angelegten Programm „Sicher. Unterwegs. – Gewalt gegen Frauen im öffentlichen Raum“ (für Frauen ab 16 Jahren) leistet die Polizei einen großen Beitrag. Das subjektive Empfinden soll verbessert werden. „Spektakuläre Fälle wie der Mord an der Joggerin in Freiburg oder die Übergriffe auf der Kölner Domplatte führten natürlich zu großen Verunsicherungen bei Frauen in der Öffentlichkeit. „Die Polizei will auf keinen Fall relativieren, aber Angst muss man in unserer Region nicht unbedingt haben“ so Suckel. Die Frauen sind selbstbewusster geworden und lassen sich weniger gefallen.

Ein als Silhouette abgebildeter Mann und eine Frau schreien sich.
Ein als Silhouette abgebildeter Mann und eine Frau schreien sich. (Bild: picture alliance / dpa | Jan-Philipp Strobel)

Pfeffersprays gaukeln eine trügerische Sicherheit vor

„Der Ansatz `Mama, ich brauche auf alle Fälle einen Pfefferspray` ist ebenso falsch wie Selbstbehauptungskurse, die gerade mal eine Stunde gehen. Hier wird eine trügerische Sicherheit vorgegaukelt. Einprägsamer sind Workshops oder Vorträge, in denen Fakten vermittelt werden,“ weiß Suckel.

Wichtig sind zudem Hinweise, wie man sich im Öffentlichen Raum richtig bewegt und ein selbstbewusstes Auftreten an den Tag legt. „Heranwachsende Jugendliche – nicht nur Mädchen – sollten nie alleine unterwegs sein und sich ggf. von den Eltern zu festen Zeiten an festen Orten abholen lassen.“

Die Mehrzahl der Geschädigten im öffentlichen Raum sind junge Männer

Sie haben keine Angst, schlagen über die Stränge, sind öfters frech und geraten so schneller in eine Schlägerei oder werden überfallen. „Mädels holen eher ein Taxi oder rufen die Eltern an, die Jungs hingegen sind hier oft ein Stiefkind, wenn es um Sicherheit geht. Statistisch werden männliche Jugendliche viel häufiger Opfer als Frauen.“

Workshops oder Präventionsveranstaltungen, in denen Fakten vermittelt werden, sind hilfreich und einprägsam. Infos gibt’s bei der Polizei unter Tel. 0751/803-1042.
Workshops oder Präventionsveranstaltungen, in denen Fakten vermittelt werden, sind hilfreich und einprägsam. Infos gibt’s bei der Polizei unter Tel. 0751/803-1042. (Bild: Polizeiliche Kriminalprävention)

Spannender Vortrag

Am Mittwoch, 20. Oktober, 19 Uhr, lädt der Evangelische Frauenkreis in das Baienfurter Gemeindehaus zu einer Präventionsveranstaltung der Polizei ein. (Anmeldung im Pfarramt Öschweg per E-Mail an: [email protected] oder Telefon: 0751/43656). Kriminaloberkommissarin Sigrid Blenke und Kriminalhauptkommissar Florian Suckel vom Referat Prävention des Polizeipräsidiums geben Tipps.

Hier vorab ein paar Regeln:

  1. Machen Sie auf sich aufmerksam, rufen Sie laut um Hilfe und sprechen Sie Passanten gezielt an (z.B. „Sie im roten Pulli, bitte rufen Sie die Polizei, ich werde bedrängt!“)
  2. Siezen Sie den Angreifer, so demonstrieren Sie Distanz und zeigen Außenstehenden, dass es sich nicht um eine private Angelegenheit handelt
  3. Falls es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zu einem Übergriff kommt, wehren Sie sich so gut es geht. Schreien, kratzen und beißen Sie, solange es irgendwie geht
  4. Planen Sie immer den Heimweg und nehmen Sie bei einem unguten Gefühl das Handy ans Ohr und tun so, als ob Sie mit jemandem telefonieren, der sie gleich abholt

Täter wollen ein stilles Opfer

Ganz wichtig: Täter wollen bei Sexualdelikten ein ruhiges Opfer, dass sich ihrem Schicksal ergibt. „Von einem wild umsichschlagenden und schreienden Opfer wird lt. einer Langzeitstudie aus dem Bereich Rhein/Main schneller abgelassen, als von einem stillen Opfer.

Anfragen für kostenfreie Workshops für Gruppen ab 15 Frauen an: [email protected] oder Tel. 0751/803-1042.