Bund muss bei Zusagen für Flüchtlingshilfe nachsteuern

Bund muss bei Zusagen für Flüchtlingshilfe nachsteuern
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann sieht im Landtag seine Akten an. (Bild: Bernd Weißbrod/dpa/Archivbild)

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Der Bund muss nach Ansicht von Ministerpräsident Winfried Kretschmann bei den Flüchtlingskosten nachsteuern und den Kommunen stärker als bislang unter die Arme greifen. «Ich prognostiziere schon heute: Die Zusagen des Bundes werden sich als unzureichend erweisen», sagte der Regierungschef am Donnerstag im Stuttgarter Landtag. «Er kann dabei nicht stehen bleiben und muss mehr Verantwortung übernehmen.»

Der schwierigen Lage würden die jüngsten Finanzzusagen des Bundes bei weitem nicht gerecht. «Land und Kommunen bleiben auf einem Großteil der gestiegenen Kosten sitzen», kritisierte der Grünen-Politiker am Donnerstag im Stuttgarter Landtag. Gemeinsam hätten Land, Kommunen und engagierte Menschen rund 137.000 Schutzsuchende aus der Ukraine untergebracht, weitere rund 22.000 Flüchtlinge stammten aus anderen Staaten. «Viele Kommunen sind am Rand dessen, was sie leisten können», sagte Kretschmann in einer Regierungserklärung zur Krisenpolitik des Landes.

Land und Kommunen müssten allein für die Menschen aus der Ukraine mehr als drei Viertel der Gesamtkosten von rund 2,3 Milliarden Euro für das laufende und das kommende Jahr tragen, sagte er weiter. Für die Geflüchteten aus anderen Ländern habe der Bund in den vergangenen Jahren zudem bis zu 700 Millionen Euro jährlich gezahlt. «Ab 2023 sollen es nur noch rund 160 Millionen Euro pro Jahr sein», bilanzierte Kretschmann. «Und das, obwohl die Flüchtlingszahlen spürbar steigen.»

Nach dem Treffen von Bund und Ländern Anfang des Monats hatten vor allem die Städte und Gemeinden die Beschlüsse massiv kritisiert. Landkreistagspräsident Jürgen Walter monierte, die Länder hätten sich mit Finanzzusagen des Bundes zufriedengegeben, die meilenweit von dem entfernt seien, was sie selbst für erforderlich hielten.

(dpa/lsw)