Starkregen, Sturmböen und heftige Hagelmassen im Westallgäu, im oberen Landkreis von Lindau: Der Pfingstsonntag brachte ab den Nachmittagsstunden schwere Gewitter. Überflutungen, entwurzelte Bäume und weiße Landschaften durch Hagel wie im Winter waren die Folge. Verletzte oder gar Verunglückte gab es nach Auskunft der Behörden glücklicherweise nicht.
Am Pfingstsonntag brodelte und kochte die Atmosphäre in extrem schwül-warmer Luft. Obwohl die Höchsttemperaturen am Bodensee „nur“ 23 Grad am Untersee und knapp 25 Grad in Lindau erreichten, fühlten sich die Temperaturen deutlich heißer an.

Folglich entstanden in der energiegeladenen Luft kräftige Gewittercluster, die ab 14:30 Uhr etwa von der Ostschweiz über den Bodensee zog. Wie aus dem Nichts rollte förmlich eine dunkle Wolkenwand heran. Im Kern waren die Gewitterwolken teilweise leicht grünlich. Das kündigte bereits im Vorfeld möglichen Hagelschlag an.

Den Landkreis Lindau erwischte die volle Wucht
Die heftigsten Ausmaße durch die Gewitterfront bekamen wir im Landkreis Lindau zu spüren. In Weiler-Simmerberg tobte das Unwetter mit schwerem Hagelschlag und Starkregen.

Für längere Zeit waren die Landschaften wie im Winter komplett weiß. Die Einsatzkräfte samt dem Winterdienst hatte im Juni (!) alle Hände voll zu tun, die Hagelmassen von den Straßen zu befreien.

Mit dem Schmelzen des Hagels und des vielen Regens bildeten sich überflutete Straßen und kleinere Flüsse.
Susanne Baumann, eine Einwohnerin von Weiler-Simmerberg erlebte das Unwetter im oberen Landkreis hautnah mit: „Schäden sind zum Glück eher Sachschäden. Das Dach von unserem Gewächshaus ist völlig durchlöchert und die Farbe von den Fensterrahmen abgeplatzt. Die Gärten sind alle platt. Keine Blumen mehr und das Gemüse komplett zermatscht.“

„Um ca. 19:00 Uhr hatte ein Freund noch 40 cm Hagel im Garten. Ein Bekannter von mir berichtete, dass die Straßen mit dem Radlager freigeschaufelt werden mussten, um Autos frei zu bekommen“, führt Susanne fort.
Ob sie sich an so ein Unwetter jemals erinnern könne, erwiderte sie: „Ich wohne hier zwar noch nicht so lange, aber andere Einwohner berichteten, dass es hier so ein Unwetter noch nicht gegeben hat.“

Zahlen und Fakten zum Unwetter in der Region
Die Aufzeichnungskarte mit den Tagesniederschlagssummen vom Pfingstsonntag zeigt die Verteilung der Gewitter/Unwetter recht gut. Am meisten Niederschlag (meist Starkregen) gab es im Südosten, wo die Gewitterfront nach die Bodenseeregionen bereits passiert hatte. Vielerorts fielen da 40 bis 70 Liter pro Quadratmeter vom Himmel. Auch hier gab es überflutete Straßen und klein räumigere Überschwemmungen.

Im Süden und Westen fielen häufig 10 bis 25 Liter. Eine Station in Lindau meldete 16,0 Liter Niederschlag. Interessant ist das “Niederschlagsloch” auf mittlerer Strecke des Bodensees, wo nach Angaben der Wetterstationen deutlich weniger Niederschlag am Erdboden ankam.
Was den Wind beziehungsweise Sturm anging, war eine Region am Bodensee wieder ganz vorne mit dabei: Mit einer Sturmböe von 92,5 km/h wurde die stärkste Böe in Lindau gemessen. Zugleich war es übrigens auch die viertstärkste Sturmböe am Pfingstsonntag deutschlandweit.

Solch ein Unwetter ist für die Jahreszeit überhaupt nichts ungewöhnliches. Ob ein direkter Zusammenhang mit dem Klimawandel also im Raum steht, ist daher nicht seriös zu beantworten. Klima besteht aus einem langen Zeitraum (mind. 30 Jahre). Ein Geschehnis dieser Art kann man also nicht pauschal dazu zählen.
Bildergalerie zum Hagelunwetter in Weiler-Simmerberg
(Bilder: Davor Knappmeyer)














